In letzter Zeit ist es mir schwer gefallen, persönliche Blogartikel zu schreiben. Es ist gar nicht so, dass ich keine geschrieben hätte, aber herausgekommen sind ausnahmslos grundaggressive und teils anfeindende Texte. Von „Gib endlich Geld für dein Pony aus“ bis hin zu „Warum ich dich nicht treffen will!“. Klingt beides nicht so furchtbar nett, oder?
Immer wieder werde ich (und du kennst das sicher auch) in sozialen Netzwerken auf Dinge aufmerksam, die mir nicht passen oder mich schockieren.
Ja, es ärgert mich, wenn Leute sich ein Tier anschaffen und dann kein Geld für passendes Equipment haben.
Ja, der Satz „Ach, das wird schon mal so gehen“ regt mich auf.
Es regt mich genauso auf, dass man Shettys heutzutage für 30 Euro quasi an jeder Straßenecke kaufen kann, dass 50 kg schwere Mädels auf 1 Meter großen Ponys reiten, dass Rehepferde während eines Schubes auf die Weide kommen, dass Hersteller nur aus Profitgier von vornherein ungeeignetes Pferdeequipment herstellen, dass Schlitten einfach so irgendwie an Pferde rangeknotet werden und noch vieles mehr.
Aber bringt mir denn dieses Aufregen etwas?
Nein.
Es bringt weder mir, noch den Pferden etwas, über deren Besitzer ich mir anmaße zu urteilen.
Vielleicht würde mein „Gib endlich Geld für dein Pony aus“-Artikel sogar gut auf Social Media funktionieren. Vielleicht würden ihn ähnlich denkende Menschen mit einem ebenso gehässigen Fingerzeig posten: „Da hast du’s!“.
An der Denkweise der angegriffenen Menschen würde sich aber nichts ändern.
Natürlich nicht.
Denn wer ändert schon wirklich sein Verhalten und sein Denken, wenn er auf Facebook besserwisserisch belehrt wird?
Eben.
Deswegen habe ich jetzt für mich beschlossen, mich einfach nicht mehr aufzuregen.
Und vor allem auch Facebook nicht mehr als einen Ort zu sehen, an dem ich Leute tiefgründig erreichen kann.
Denn dafür ist Facebook samt seiner Kommentare, gerade in der Tierbranche, einfach zu grausam.
Eventuell kann ich die Leute mit einem fundierten Blogartikel, der z.B. genau beschreibt, warum ein gut sitzender Packsattel wichtig ist und warum andere Konstellationen oft für den Pferderücken schädlich sind, abholen.
Eventuell auch nicht.
Jeder Mensch durchläuft seinen eigenen Entwicklungs- und Lernprozess. Und ich bin sicher, dass dies auch jeder Mensch für sich tun muss.
Ich habe als Kind und Jugendliche auch einiges mit Pferden gemacht, dass ich heute so nicht mehr machen würde.
Und sicher wäre es nett gewesen, das schon früher so zu sehen. Habe ich aber nicht.
Vielleicht brauchen manche Leute Jahre, bis sie ihr Denken ändern.
Vielleicht ändern sie es nur in manchen Bereichen.
Vielleicht müssen sie es auch gar nicht ändern und in ein paar Jahren kommt heraus, dass ICH in manchen Dingen die ganze Zeit falsch lag.
Auf jeden Fall ist niemandem geholfen, wenn ich vor Unmut Bluthochdruck bekomme, Social Media Nutzer in Gedanken wüst beschimpfe oder sogar noch in den Kommentaren mitmische und die Leute anprangere.
Und deswegen atme ich jetzt einmal ganz tief durch, freue mich über die vielen schönen Dinge im Leben und auch im Social Media und schreibe wieder fröhliche Texte.
Hey Sarah, bei manchen Posts und Kommentaren könnte ich ja auch regeläßig zum Hassknecht werden – dann könnte man mich per Webcam mitfilmen und bei ZDF-Heute ziemlich gut ausstrahlen. Aber dann atme ich tief durch und denke ähnliches wie du in deinem Post. Aufregen bringt nichts. Trotzdem möchte ich immer wieder aufmerksam machen auf Dinge, die falsch laufen. Aber mit dem Versuch etwas zu ändern und das – auch da hast du Recht – klappt nur, wenn man nicht beschuldigt, sondern neue Wege aufzeigt. Wertschätzend. Ich danke dor für den schönen Artikel und schicke liebe Grüße an Egon und dich, Petra
Hallo liebe Petra,
haha, ja, ich würde mich im Fernsehen mit meinem Gesichtsausdruck sicher auch gut machen 😀 Aber aufregen bringt ja nichts, arbeiten wir stattdessen lieber mehr mit positiver Verstärkung 🙂
Vorab: Ich teile Deine Ansicht, was Pferdehaltung angeht.
Aber vielleicht liegt manche Reaktion ja auch am Imperativ?
„Gib endlich…“ ist ein wenig wie: „Räum‘ endlich Dein Zimmer auf!!!“ oder „Mach‘ endlich Deine Hausaufgaben…!!!“
Formulierungen, bei denen nicht nur Teenies auf Durchzug schalten oder erst recht rebellieren ;-))
Deshalb fügen Mütter ja gerne ein „sonst“ hinzu 😉
Also: „Mach‘ endlich, sonst….“ Was aber auch nicht 100%igen Erfolg garantiert, sondern oftmals Widerstand und Trotz.
Ein Mensch, der in finanzielle Not geraten ist, leidet natürlich sehr, wenn er auch noch seine Tiere abschaffen muss. Bei vielen ist es ja das einzige, was sie noch weitermachen lässt.
Vielleicht könnte man den Imperativ („Gib endlich….“) ja mit einer positiv verstärkenden Botschaft verknüpfen und dadurch weniger angreifend, belehrend – also attraktiver machen?
MfG.
Huhu, du hast Recht, es liegt auf jeden Fall an der Ausdrucksweise und Befehle und Drohungen sind da nicht wirklich förderlich 😉 Mal schauen, vielleicht schreibe ich meinen „Gib endlich..“ Beitrag nochmal um, wahrscheinlich werde ich ihn aber einfach nicht veröffentlichen und stattdessen über andere Dinge schreiben 🙂
Besonders bei facebook hat sich ja leider ein Grund-ton ausgebreitet, der einen mit Angst und Schrecken erfüllen kann. Und das leider nicht nur in Sachen Tiere und Tierschutz, sondern ganz allgemein. Man muß ja nicht mal mehr selber mitdiskutieren, man bekommt ja schon beim durchscrollen schlechte Energie um die Ohren geschlagen. Sehr schade ist das. Vielleicht mal andere Netzwerke ausprobieren? So mache ich das. Mancherorts scheint die Kinderstube eine bessere zu sein. Und destruktive, verletzende Diskussionen braucht ja nun kein Mensch.
Oja, das stimmt leider. Privat bin ich ein großer Twitter-Fan, da treiben sich die ganzen Verrückten herum (was durchweg positiv gemeint ist ;)). Instagram erscheint mir bisher auch viel netter zu sein. Facebook ist da leider wirklich ein extrem. Umso schöner, dass ich so liebe Blogleser habe! 🙂
Hey Sarah,
schöner Artikel und gute Einstellung! Ich habe vor ein paar Tagen auch den Laptop zugeklappt, weil alles was ich auf Facebook gesehen habe aggressive Posts von Leuten waren, die es nicht abkönnen, dass doch tatsächlich noch jemand eine andere Meinung vertritt, als sie. Danke, dass du nicht eine davon bist 🙂
Liebe Grüße aus Taghazout
Jannis
Huhu Jannis,
manchmal hilft wirklich nur noch Zuklappen und Abschalten 😉 Dir ganz liebe Grüße nach Taghazout! 🙂
Hallo Sarah,
aufregen bringt nichts würde ich nicht sagen. Manchmal ist es ganz gut sich aufzuregen, und nicht alles anzustauen. Ich denke es ist wichtig WO ich mich aufregen und WIE ich mich aufrege.
Einen Artikel auf FB zu schreiben ist nett, aber wie du schon selbst sagst, meistens bringt es gar nichts. Aber mit einem Freund/einer Freundin darüber mal zu reden, sich auch mal auszulassen und dann zu sagen: So, nun geht es mir besser, weil ich es mal rausgelassen habe! finde ich schon gut.
Auch kontroverse, direkte Diskussionen mit Menschen, die daran interessiert sind. Leider ist das eher schwierig heutzutage. Obwohl wir alle gut vernetzt sind. Oft kocht doch jeder sein eigenes Süppchen und möchte es auch nicht anders.
Also grundsätzlich denke ich: sich aufregen bringt etwas. Nur nicht übermäßig, zu lange und sich nicht hineinsteigern. Dann vielleicht lieber doch nicht 😉
Liebe Grüße
Mona und Fjari, mein kleiner Terrierrist
Huhu Mona, stimmt, da bin ich ganz bei dir! Aufregen ist nicht pauschal schlecht. Aber aufregen über Posts in Social Media meiner Meinung nach schon. Denn DAS bringt leider wirklich nichts. Aber klar, private Diskussionen lebe ich auch aus, so ist das nicht 😉
Ganz liebe Grüße zurück!
Ich finde auch, es lohnt sich nicht. Auch gut gemeinte Denkanstösse sind in der Regel nicht gewünscht, Belehrungen erst recht nicht. Es hat halt jeder seine eigene Wahrheit…
Ich bin ja schon was älter und natürlich verändert sich die Sicht auf die Dinge im Laufe der Jahre. Lebenserfahrung, die ich jungen Menschen voraus habe. Zumindest muss ich mir das immer in Erinnerung rufen, wenn ich mich über manche Dinge, die ich im Umgang mit Tieren lese, aufregen will… 😉 Aber diese Erfahrungen müssen auch erst mal gemacht werden und mit Anfang Mitte 20 war ich auch noch nicht auf dem Stand von heute.
Trotzdem behagt es mir nicht, wenn unter den nicht vorhandenen finanziellen Mitteln ihrer Besitzer Tiere Abstriche bei Haltung und Equipment erdulden müssen. Mit ein Punkt, weshalb ich keine Pferde mehr halte. Ich kann ihnen einfach nicht mehr das Leben bieten, das ich mir für sie vorstellen würde.
Aber was auf facebook (ich selber habe da keine Registrierung) offensichtlich immer krass endet, kann ich allerdings auf meinem eigenen Blog kaum feststellen. Ausfällig ist da noch nie jemand geworden…
LG Andrea
Hallo Andrea, ganz vielen Dank für deinen lieben Kommentar! 🙂 Auf meinem Blog habe ich das zum Glück auch ganz, ganz selten und ehrlich gesagt schalte ich richtig fiese Kommentare auch gar nicht frei. Muss ich ja nicht, ist ja mein Blog hier. Auf der Verwandert FB Seite sind die Leute auch alle ganz lieb. Aber im „offenen“ Facebook finde ich es zeitweise wirklich nur grausam. Und das, obwohl ich ja sogar im Social Media Marketing arbeite und das auch gerne mache.
Naja, aber wie schon geschrieben: Aufregen hilft ja eh keinem. Manchmal bekomme ich Emails mit Fragen, die beantworte ich natürlich super gerne und so gut, wie ich es eben kann. Wenn mich im echten Leben jemand etwas fragt, dann dort natürlich auch oder im echten Leben würde ich auch vorsichtig auf Dinge hinweisen, die mir nicht richtig erscheinen. Da hat man aber eben eine ganz andere Ausgangsgrundlage.
Liebe Grüße Sarah