Wie ich ungeplant zum Shetlandpony kam, hab ich dir bereits erzählt. Doch nicht nur Egon gehört fest zu unserem Rudel, sondern natürlich auch unser Hund Sturmi. Er ist ein waschechter Straßenhund aus Rumänien und hat in seinem Leben vermutlich schon eine ganze Menge erlebt.
Die Vorgeschichte – bevor wir unseren Hund aus Rumänien kennenlernten
Für mich stand schon immer fest, dass ich einen eigenen Hund haben möchte. Auch Timo konnte sich das zum Glück gut vorstellen. Bevor wir allerdings unseren Hund aus Rumänien adoptiert haben, wären wir schon vorher fast auf den Hund gekommen.
Auf der Webseite des städtischen Tierheims Erfurt hatte ich den Rottweiler Butch entdeckt, den wir beide irgendwie cool fanden. Die Rasse fanden wir schon immer klasse und der stattliche Rüde wurde als sehr nett und verträglich beschrieben. Im Tierheim angekommen haben wir den Rotti dann auch ziemlich schnell in seinem Zwinger entdeckt. Wir wussten, dass er schon 6 Jahre alt war, was uns prinzipiell nicht abgeschreckt hat. So in echt sah er aber leider wirklich extrem alt und irgendwie auch ungesund aus. Seine Zähne waren schon ganz komisch, das Fell struppig und überhaupt sah er eben aus, wie ein alter Opa. Mit tat es in dem Moment total Leid in dort zu lassen, aber nur aus Mitleid wollte ich mir auch nicht meinen ersten Hund anschaffen.
Das zweite Mal hätte es fast mit der Golden Retriever Hündin Anka geklappt (du merkst, wir waren rassetechnisch ziemlich offen 😉 ). Diese haben wir bei der Besitzerin zuhause besucht und dort kennengelernt. Auch sie war schon älter und wohl auch nicht mit anderen Hündinnen verträglich. Das hätten wir gerne bei einem gemeinsamen Spaziergang ausgetestet, was aber an dem Abend nicht mehr möglich war. Als ich am nächsten Tag wieder Kontakt zu der Dame aufgenommen habe, war die Hündin dann plötzlich schon vergeben.
Die nächsten Tage war ich deswegen ziemlich traurig. Ich hatte das Gefühl, nie einen passenden Hund für uns zu finden. Zumal die anderen Hunde im Tierheim schon alle die ein oder andere „Macke“ hatten, die ich mir als Anfängerin nicht zutraute.
Wolfsranch- Auffangstation für Hunde aus Rumänien
Da hat Timo zum Glück die Wolfsranch, ein Tierheim in Kranichfeld (einem Dorf bei uns in der Nähe) entdeckt. Dort leben vorübergehend Hunde, die aus Rumänien gerettet wurden und nun auf neue Besitzer warten. Viele der Hunde sind noch ganz jung. Manche waren bislang nur in einer Tötungsstation und kennen das Leben außerhalb noch überhaupt nicht. Andere haben sich mehrere Jahre auf der Straße selbst versorgt. Ich war zunächst skeptisch: Ob so ein Hund das richtige für uns ist? Haben die nicht den totalen Schaden?
Wir sind dann an einem Samstag im verschneiten Spätwinter einfach mal hingefahren. Das Konzept der Wolfsranch fanden wir gleich toll. Die Hunde leben dort in mehreren kleinen Rudeln mit ganz viel Auslauf. Man kann sie problemlos Gassi führen und sogar nach Absprache mit nach Hause nehmen. So kann man wirklich testen, ob Hund und Mensch zusammenpassen.
Von der Tierheimleiterin wurden wir dann gefragt, was wir uns für einen Hund wünschen würden. Ich habe damals einfach drauflos geplappert und heraus kam:
- mittelgroß bis groß
- verträglich mit anderen Hunden
- sportlich, um überall mit hin kommen zu können
Hunde aus Rumänien im „Test“
Daraufhin verschwand sie, um zwei Hunde zu holen, während wir hibbelig im Zimmer warteten. Der erste Hund verkroch sich dann direkt unter der Bank und hatte riesigen Stress. Der zweite Hund war Sturmi. Er kam mega aufgeregt auf uns zu und wollte geknuddelt werden. Damals meinten wir zwar, dass Sturmi uns eigentlich ein bisschen zu klein sei, aber wir sollten ihn einfach trotzdem mal Gassi führen. Mit dazu kam noch ein zweiter Rüde.
So sind wir also durch den Schnee gestiefelt und die Hunde beobachtet. Da wir einen selbstsicheren Hund wollten, den man überall mit hin nehmen kann, schied der erste Rüde schnell aus, da er extrem unsicher war. Sturmi machte auf uns einen guten Eindruck. Wir haben versucht, ihn ein bisschen aus der Reserve zu locken und sind vor ihm rumgehüpft, mit ihm gejoggt, an Pferden vorbeigelaufen usw. Also eigentlich alles perfekt, aber so richtig wollte der Funke nicht überspringen. Ehrlich gesagt: Ich fand ihn einfach mega hässlich 😀
Also sind wir wieder zurück zum Tierheim und haben uns zwei große Hündinnen geben lassen: Becky, ein riesen Baby und Jule, eine 3-jährige Schäferhündin. Die Hunde sind dann also mit uns spazieren gegangen (denn anders konnte man es wirklich nicht nennen). Mann, was hatten die für eine Kraft! Ich habe mich natürlich prompt in Becky verliebt. Sie war einfach mega putzig und machte richtig was her. Timo hingegen fand Jule deutlich besser. Na klasse, gar nicht so einfach 😉
Am nächsten Morgen lagen wir schon um 8 Uhr wach im Bett. Ein Blick hat gereicht und wir wussten: Wir sind verrückt und müssen gleich heute wieder ins Tierheim. Also ging es direkt wieder los. Diesmal hatten wir uns vorher zwei Hunde ausgesucht und wollten Bruno, einen Boder-Collie und Alex, einen kleinen Welpen testen. Bei Alex haben wir schnell gemerkt, dass er noch sehr ängstlich ist. Bruno hingegen war eher ein bisschen dreist. Er nahm ständig die Leine ins Maul und sprang uns unvermittelt an. Trotzdem war er irgendwie cool und hatte auch einige Tricks drauf.
Später waren wir nochmal mit den Hündinnen vom Vortag unterwegs. Trotz aller Bemühungen konnte ich mich einfach nicht mit Jule anfreunden. Becky hingegen fand ich einfach klasse und so hab ich Timo überredet, dass wir diese bis zum Abend mal mit nach Hause nehmen. Gesagt, getan. Doch wie kriegt man so ein riesen Powerpaket in den Kofferraum? Mit vereinter Kraft hat es dann geklappt und wir konnten starten.
Zuhause war Becky dann ganz aufgeregt. Alles musste erkundet werden und alles war ja sooo aufregend. Wie gerne hätte ich es gehabt, dass sie sich mal auf mein neues Hundebett legt. Aber nee, keine Chance. Die „Kleine“ hat uns echt auf Trab gehalten. Ständig mussten wir aufpassen, dass sie keinen Blödsinn macht und selber essen war fast unmöglich. Als ich zwischendurch meine Freundin angerufen habe, klang das in etwa so:
„Ja, also wir waren dann auf der Ranch- nein Becky – und dann haben wir – nein hab ich gesagt – also wir haben uns die Hunde – nicht auf die Fensterbank Becky“ 😀
Nachdem wir sie abends wieder beim Tierheim abgegeben hatten, waren wir beide völlig erledigt!
Sturmi – unser Hund aus Rumänien
Den nächsten Donnerstag wollten wir gerne einen Hund abholen und dann ganze zwei Wochen testen und im Anschluss auch behalten. Aber wen sollten wir nur nehmen? Wir fanden die Entscheidung wirklich schwierig und haben deshalb ganz pragmatisch für jeden in Frage kommenden Hund eine Pro und Contra Liste gemacht. Das sah dann so aus:
Heraus kam also: Sturmi ist charakterlich echt perfekt, sieht aber blöde aus. Inwieweit sucht man sich einen Hund nach dem Aussehen aus? Wie schlimm ist es, wenn man den eigenen Hund hässlich findet? Ich hatte einige schlaflose Nächte deswegen. Schließlich hat die Vernunft gesiegt und wir haben Sturmi aus dem Tierheim geholt.
Die ersten Tage waren für uns alle natürlich super aufregend. Sturmi war noch ziemlich unsicher und auch wir mussten uns ja erstmal an unser Leben als Dosenöffner gewöhnen. Doch schließlich hat alles gut geklappt. Sturmi hat sich super in unsere Familie eingefügt und ist wirklich ein Schatz. Er ist total unkompliziert, mit allen verträglich und einfach die Ruhe selbst. Wir können ihn überall mit hin nehmen und auch Sport mache ich mit ihm. In der Zwischenzeit bin ich mit ihm sogar auf Agility Turnieren gestartet und habe zwei Unterordnungsprüfungen abgelegt.
Wir sind super froh, dass wir uns für ihn entschieden haben. Inzwischen finden wir ihn übrigens überhaupt nicht mehr hässlich, sondern total knuffig und süß 😉 Ich bin schon ein bisschen stolz auf uns, dass wir unseren Hund wirklich nach unseren Wünschen und Bedürfnissen ausgesucht haben. Es passt einfach perfekt. Vielleicht fand ich Bruno etwas sportlicher oder Becky etwas süßer. Aber sie hätten nie so gut in unser kleines Rudel gepasst, wie Sturmi.
Ist ein Hund aus Rumänien anders als ein deutscher Hund?
Du musst natürlich nicht die Landessprache lernen, um mit deinem Hund kommunizieren zu können. Es kann aber sein, dass ein ehemaliger Straßenhund etwas anders tickt, als ein deutscher Welpe oder Tierheimhund. An diesen Dingen merke ich, dass Sturmi mal ein Straßenhund in Rumänien war:
- Er liebt Essen und findet es überall. Wenn bei anderen Hundebesitzern ein rappelvoller Hundenapf irgendwo steht: Sturmi isst den Inhalt auf. Komplett.
- Menschen mit Tüten sind toll! Denn die könnten ja wieder Essen für ihn haben
- Haus- und Hofeingänge sind toll, denn da könnte ja Essen sein 😉
- Er geht Streitigkeiten mit anderen Hunden aus dem Weg (Ressourcen schonen)
- Er hat Angst vor dem Gartenschlauch und findet Wasser allgemein eklig (wurde vermutlich mit Wasser von Grundstücken vertrieben)
- Sprühflaschen sind böse
- Er fängt Mäuse (nee, finde ich auch nicht lecker)
- Er ist sehr selbstständig und macht gerne sein eigenes Ding
Übrigens war Sturmi von Anfang an stubenrein, obwohl er vorher noch nie in einem Haus gelebt hat.
So findest du heraus, ob ein Hund aus Rumänien / aus dem Tierschutz zu dir passt
Hier einige kleine Tests, die du beim Gassi führen am Tierheim machen kannst, um auszutesten, wie der Hund so tickt:
- normales Laufen an der Leine: Zieht der Hund? Achtet er auf den Menschen?
- Verkehrssituationen: Hat der Hund Angst vor Autos? Jagd er Joggern hinterher?
- jogge mit dem Hund: Springt / pöbelt er dich an oder läuft er freudig mit?
- andere Hunde: Hat er Angst oder wird er aggressiv?
- vor dem Hund auf und ab springen: Schaut er dich nur an, als wenn du bekloppt wärst oder kriegt er richtig Angst?
- wenn du noch jemanden dabei hast umarme diese Person: Fängt der Hund an zu pöbeln?
Außerdem sollten dir natürlich die Leute aus dem Tierheim etwas über den Hund erzählen können.
Auch wenn es schwer fällt: Versuche auf deinen Kopf und nicht ausschließlich auf deinen Bauch zu hören! Ich bin so unglaublich froh, dass wir uns vor 2,5 Jahren für Sturmi und für keinen der anderen tollen Hunde entschieden haben. Die Entscheidung hat sich so ausgezahlt. Auch für den Hund ist das nur das Fairste.
Hast du einen Hund aus Rumänien oder aus dem Tierschutz allgemein? Was sind deine Erfahrungen?
Hallo Sarah,
schöne Geschichte, danke dafür.
Wir haben unseren Buddy seit drei Wochen. Er ist ein mittelgroßer Dalmatiner- wahrscheinlich Whippet-Mix.
Er ist weiß mit süßen Pünktchen und urlieb. Wir haben uns so auf ihn gefreut. Leider ist er uns erst einmal weggelaufen, aus dem Geschirr gerutscht. Wir waren so verzweifelt und suchten und fanden ihn auch jeden Tag aufs Neue. Wir fütterten ihn, sprachen mit ihm, konnten ihn fast anfassen… aber leider war er immer wieder weg. Am vierten Tag endlich konnten wir ihn „einfangen“. Buddy war erst einmal so fertig, dass er 24 Stunden schlief. Ein schlimmes Erlebnis mit Happy End für uns alle aber nur so erfuhren wir, wie viele liebe und herzliche Menschen es gibt, die alle auf ihre Art halfen.
Am dritten Tag bei uns konnten wir auch schon mal seine Rute sehen, nach fünf Tagen wedelte er schon mal. Am dritten Tag war er stubenrein. Nach drei Tagen in unserem Bett schläft er jetzt in seinem eigenen. Wir haben noch zwei Katzen, die er gut in Ruhe lässt. Jeder verträgt sich auf seine Weise, heißt die Katzen buckeln und knurren, Buddy ignoriert sie.
Beim Fressen ist er etwas heikel. Wenn ich ihm Hähnchenherzen mit Käse und Haferflocken mache, bleibt keine Krume im Napf. Sein Trockenfutter verschmäht er so ziemlich. Buddy geht super an der Leine, ist Fremden gegenüber manchmal noch schüchtern, wird aber immer besser. Es ist so schön solch einen Hund aus Rumänien zu haben, da sich das Band zwischen uns jeden Tag mehr festigt.
Und schauen kann der. Wow. So einen Blick, so treu und lieb kriegt nur ein Hund hin. Und das verrückte ist, wir merken, besonders in der Schmusezeit, echt, dass er manchmal lächelt.
Wir lieben Buddy so und freuen uns auf viele schöne Jahre mit ihm.
Hallo liebe Vera,
oh, dein Buddy klingt ja zuckersüß! <3 Gut, dass ihr den Schock mit de Weglaufen überwinden konntet. Das muss sicher schlimm gewesen sein für alle. Umso schöner, dass es ihm jetzt so gut geht.
Ich wünsche euch weiterhin alles alles Gute zusammen 🙂
Liebe Grüße
Sarah
Hallo,
hab seit 7 Monaten einen Straßenhund aus Rumänien.Ein ruhiger gelassener Hund. Zuhause kein Stress. Draussen lebt er so langsam richtig auf, kann auch mal richtig toben. Schön ihn so zu sehen.
kommt mit allen Hunden super aus, im Rudel erzogen!!! das ist was wert.Und dankbar ist er, wenn ich ihm was leckeres gib z.b. getrockneter Pansen, kommt er und bedankt sich. er leckt mich dann irgendwo. herzzerreisend. Ein ganz ganz lieber Hund. Er ist froh seine Ruhe zu haben. Ich bin froh ihn zu haben. Auch ich hab mir gedacht ist der hässlich, aber er wird immer schöner!!!
Hallo Michaela,
oh, das klingt ja genau wie unser Sturmi! Sehr schön! 🙂
Hallo Sarah
ich kann mir mein Leben ohne Hund abslut nicht vorstellen 🙂
Ich hatte zudem das Glück mit Hunden aufzuwachsen und finde, dass es für kinder nichts schöneres gibt!
Das ist ja witzig, ich kenne zwei Rumänen und meine eigene Hündin, die auch von Anfang an stubenrein war.
Auf andere Hunde fliegt sie eher weniger, geht ihnen eher aus dem Weg. Außer es ist ein zweiter Hund dabei, dann macht sie auf dicken Macker und triezt auch schon mal gerne.
Ich wollte eigentlich einen Boxer haben.Aus dem Tierschutz und nicht vom Züchter sollte er unbedingt sein.
Leider gabs da in Bremen nichts wirkliches oder nur wahnsinnig teuer ( ich finde 600-700 eur einfach zu viel für einen Hund aus dem Tierschutz).
Also ging es ab ins Tierheim mit Freundin (nur mal gucken, was die da für Hunde haben).
Tja und dann im Zwinger sieben fand ich meinen Seelenhund, klein, struppig und ein wenig hässlich.
Aber bei uns stimmt absolut die alte Weisheit:
Man kriegt nicht den Hund den man will, sondern den den man braucht.
Sie ist ein absoluter Stallhund, rennt bei Ausritten mit, beißt keine Pferde, spielt im Stroh, frisst Pferdeäpfel. jagt die Stallkatzen .. 😉
Zuhause die Ruhe selber, was aber auch denke ich Erziehungssache ist. Zuhause wird nicht gespielt, der Hund hat mir nicht die ganze Zeit auf Schritt und Tritt zu folgen und auch wenn es klingelt ist das kein Grund abzugehen.
Auch wenn ein Terrier (meiner Meinung nach kommt der Name von TERRor) alles andere als einfach ist,
so würde ich sie nicht eien Sekunde missen wollen.
Euch mit eurem ‚hässlichen‘ Hund alles gute 😀
Natürlich ist Mya fr mich die süßeste überhapt, aber wenn sie mit adrett versauten Damenbart und krummbeinig auf mich zurennt, wrde ich sie nicht für den schönsten Hund nominieren 😀
Hallo Mandy,
aah, das hast du sooo super beschrieben! Und deine Mya ist unserem Sturmi soo ähnlich. Der beachtet uns im Haus auch kaum. Ich weiß ehrlich gesagt jetzt gerade gar nicht, wo er ist. Vermutlich auf dem Sofa 😀 Ein Stallhund ist er trotzdem. Inklusive Pferdeäpfel essen und mit den anderen Hunden spielen 😉
Ach, Hunde sind schon was tolles, oder?
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