Höher, schneller, weiter: Was ist mit einem Packpony realistisch?

Header-Packpony

Vor einigen Tagen habe ich eine Email von einem jungen Mann bekommen, der von der Idee, gemeinsam mit einem Packpony wandern zu gehen, ganz begeistert war. Er schrieb mir seine Vorstellungen, um zu sehen,  was mit Mini-Pferd so machbar ist.

Ich hoffe, dieser nette Herr sieht es mir nach, dass ich seine Nachricht nun zum Anlass für diesen Beitrag genommen habe. Vorab: Ich finde es total super, wenn man sich intensiv mit dem Thema beschäftigt und sich auch einfach mal traut, jemand anderen zu fragen. Ich selber hatte am Anfang auch noch ganz andere und zum Teil sehr unrealistische Vorstellungen davon, wie es mit Packpony so klappt!

Er schrieb mir nun also, dass er täglich gute 50 km mit Packpony laufen möchte. Klingt erstmal krass, aber er hatte sich das eigentlich gut überlegt. Mit einer Durchschnittgeschwindigkeit von 4 oder 5 km/h ist das in 12 Stunden geschafft. Mittags wollte er eine lange Pause (bis zu 3 Stunden) machen. Im Sommer ist es ja lange hell und ein Abendprogramm braucht man auch nicht. Aber klappt das so wirklich? Hier meine Erfahrungen.

Lauftempo mit Packpony

Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit mit Egon beträgt 3 km/h. Immer! Dabei ist es egal, wo die Strecke lang führt. Für einen Kilometer plane ich also 20 Minuten Zeit ein.

Gesamtstrecke am Tag mit Packpony

Packpony-Strecke

Wir planen unsere Etappen so, dass wir etwa 20 km laufen müssen. Wenn es mal 25 werden ist das auch noch kein Drama. Alles darüber wird fies. Sowohl für das Pony als auch (oder eher vorallem) für uns. Denk dran, dass du trotz Packpony immer noch selber Gepäck auf dem Rücken trägst. Bei unseren Mehrtagestouren sind das locker nochmal 12 kg. Klingt nicht schwer, fühlt sich aber schwer an 😉

Früher habe ich auch gedacht, dass man gut mal 35 km am Tag schaffen kann. Inzwischen weiß ich: Nee nee nee 😉 Und wir sind alle drei bzw. vier eigentlich ganz gut im Training.

Gesamtlaufzeit am Tag mit dem Packpony

Für eine Tagesstrecke brauchen wir dementsprechend etwa 8 Stunden. Anfahrtzeiten nicht hinzugerechnet.

Pausen mit Packpony

Packpony-Pause

Zum Wandern gehören natürlich auch Pausen. Entgegen den Vorstellungen des jungen Herren oben, würde ich immer zu mindestens zwei längeren Pausen am Tag raten. Dabei muss eine Pause auch keine 3 Stunden lang sein. Unsere Pausen sind etwa eine halbe Stunde lang und dann geht es weiter.

In den großen Pausen bekommt Egon seinen Sattel ab und wird angepflockt. So kann er sich wälzen, Gras fressen und entspannen. Trotzdem müssen wir natürlich immer ein Auge auf ihn haben, damit er keinen Unfug macht und andere Wanderer ärgert 😉

Neben den zwei großen Pausen machen wir unterwegs auch viele, viele kleine. Vermutlich resultiert daraus auch unser langsames Lauftempo. Du willst ja nicht nur stur Kilometer hinter dich bringen, sondern Fotos machen, etwas trinken, etwas essen, den Tieren etwas zu trinken geben, die Jacke ausziehen, über das Wetter fluchen und die Jacke wieder anziehen usw. Auch Egon läuft deutlich zufriedener, wenn er zwischendurch einfach mal kurz am Gras knabbern kann. Wandern soll zwar Sport sein, aber kein Stress!

Die richtige Strecke mit Packpony

Packpony-Treppe

Prinzipiell kannst du mit Packpony natürlich überall lang laufen. Manche Wege machen allerdings mehr Spaß als andere und sind auch gelenkschonender. Achte bei deiner Planung darauf, dass du lange Asphaltstrecken vermeidest. Auch in Städten wird es mit Packpferd schnell stressig. Perfekt sind möglichst naturnahe Wanderwege, die idealerweise auch nicht von Radfahrern benutzt werden (ich hab oft das Gefühl, die beamen sich mitten in den Weg, so schnell wie die irgendwo erscheinen. Du auch?).

Mach mit deinem Pferd schon vor der ersten Wanderung regelmäßige Spaziergänge, damit es sich an verschiedene Untergründe und Verkehrssituationen gewöhnt. Desto weniger Probleme wirst du später haben. Egon folgt mir inzwischen über Gitterrostbrücken, steile Holztreppen und durch Flüsse.

Das richtige Equipment

Wenn du mit Packpony wandern gehst, brauchst du natürlich auch extra Equipment für dein Tier. Hier habe ich beschrieben, was du alles dabei haben solltest.

Bitte bedenke:

Du solltest dein Pony oder Pferd mit zum Wandern nehmen, weil du Spaß daran hast. Weil du es gerne hast und es artgerecht beschäftigen möchtest. Weil dir die Zeit mit deinem Vierbeiner wichtiger ist, als das Besichtigen von Touristenattraktionen. Nicht, weil du jemanden brauchst, der dein Gepäck trägt. Nicht, weil deine Wanderung leichter werden soll. Denn das wird sie nicht. Sie wird stressig, voller Verantwortung und manchmal auch Zweifel. Aber wenn es dir das wert ist, wird es auch ganz, ganz toll!! 🙂

Bist du inspiriert? Oder hast du noch Fragen zum Thema Packpony? Rein damit in die Kommentare!

14 Gedanken zu „Höher, schneller, weiter: Was ist mit einem Packpony realistisch?

  1. Liebe Sarah,

    DAAAAANKESCHÖN für diesen Einblick in deine Etappen!

    Passt mal wieder wie ‚Faust aufs Auge‘ in meine Planungen.
    Ich finde es sehr beruhigend, dass du ’nur‘ 20 – 25 Kilometer pro Tag bewältigst.
    Wir (auch wenn wir weniger wandern) haben uns ebenfalls nur etwa 20 km und wenn es näher an die Alpen geht nur 15 Kilometer als Tagespensum vorgenommen.
    Denn wie du schon richtig sagst: Man will ja nicht nur stur Kilometer hinter sich bringen.
    – Der Weg ist das Ziel –
    Du schreibst das du zwei große Pausen einlegst. Wie hast du dir diese eingeteilt? Nach wie vielen Stunden ruht ihr euch aus? Oder wonach machst du das fest?
    Und gleich noch mal die nächste Frage: Wenn du ihn anpflockst, dann nur unter Beobachtung? Und Nachts dann immer im Paddock?
    Ich bin schon ganz gespannt mich ab Montag mit der Hilfe von deinem Artikel unseren Wanderreitzaun zu bauen. 😀
    Dankeschön 🙂
    Lieben Gruß, Finja

    • Hallo liebe Finja,

      bei den Pausen habe ich ehrlich gesagt keine genauen Angaben, das mache ich immer ganz nach Gefühl. Kleine Fresspausen gibt es für Egon eigentlich ständig zwischendurch und bei den großen Pausen sattel ich dann komplett ab und entspann auch selber. Da mache ich es vor allem abhängig davon, wo ich einen schönen Platz finde, der sowohl Gras bietet als auch irgendeine Möglichkeit für mich, zu entspannen.

      In den Pausen pflocke ich ihn dann an und habe ihn dann auch unter Beobachtung, genau. Ich habe den Strick ja an seinem Halfter befestigt. Das klappt super, aber wenn ich planen würde, ihn damit unbeobachtet zu lassen, würde ich mit ihm vorher trainieren, dass ich den Strick mit einer Hobbel an einem Bein befestige, da das noch sicherer ist. Nachts habe ich ihn aber immer im Zaun.

      Manche Pferdewanderer schwören ja auf das Festknoten des Pferdes nachts, zum Beispiel an einer Highline. Aus so einem Paddock kann ein Pferd ja immer mal rausspringen. Aber ich finde es für Egon und mich einfach viel entspannter und uns ist da auch noch nie etwas passiert (ohne Strom würde ich es aber nicht machen).

      Liebe Grüße
      Sarah

  2. Hi, super geschrieben. Was ich mich so gefragt hab, was macht ihr eigentlich, wenn euch ein schlimmes Gewitter überrascht. Auf unserer letzten kleinen halbtags Wanderung sind wir trotz gutem Wetterbericht von einem Gewitter überrascht worden. Wir zwei Menschen und Pferde sind ganz schön ins Schwitzen gekommen. Zum Glück hat uns ein netter Anwohner seine Garage zur Verfügung gestellt aber, eine halbe Stunde später wären wir im Wald überrascht worden 🙁 und weit und breit keine Schutzhütte in Sicht 🙁
    Lg

    • Hallo liebe Julia,

      da hatten wir Glück, wir wurden noch nie von einem Gewitter überrascht. Ich schau immer auf den Wetterbericht und versuche, entsprechend früh loszulaufen, um dann schnell in meiner nächsten Unterkunft anzukommen. Aber klar, ganz vermeiden kann man es dadurch nicht. Ich würde wohl auch einfach irgendwo klingeln und mich unterstellen. Wenn das nicht geht, in eine Bodenmulche oder in einen Wald mit gleichmäßigem Baumbewuchs (nicht an den Rand, da sind die Bäume höher!) und Abstand zu den Ästen und idealerweise auch zum Pferd einhalten.
      Liebe Grüße!

  3. Hallo Sarah,

    ich ahnte bis heute gar nicht, dass es Wandern mit einem Packtier heutzutage gibt! Reiten oder wandern, naja so kannte ich das… 🙂 … mir gefällt der Artikel sehr und ich musste schon ein wenig grinsen, denn die Tiere sind sicher auch hier witzige Begleiter. Meine Katzen kann ich dann aber wohl doch nicht als Packtier zum Mitwandern überreden, obwohl sie hin und wieder auch ganz gerne was mit sich rumschleppen. 😀
    Ich finde übrigens den letzten Absatz ganz wichtig, der zeugt auch von Deiner Empathie zu Tieren.

    Liebe Grüße, Tom

    • Hallo lieber Tom,
      vielen Dank für deine lieben Worte! 🙂 Haha, wenn du deine Katzen zum Wandern überredet hast, musst du mir auf jeden Fall ein Foto schicken 😀

  4. Pingback: 15 Fragen an Maja und Gijs - ein Minishetty mit Talent | verwandert.de

  5. Servus und Hallo,

    ich habe meine Lilly (Galloway-Mix-Kuh) jetzt mal getestet, also halftern klappt schon ganz gut und auch mit etwas training läuft sie super hinter mir her, jetzt im Moment eher noch mit meinen Papa denn hat sie halt den ganzen Tag und kennt ihn halt auch besser, aber für heute Abend erstes Mal eine Runde in der Weide drehen^^ hats echt super geklappt. Freu, jetzt mach ich ernst und übe fleißig mit Lilly, damit sie ins Halfter fröhlich schlüpft und wie ein Lämmchen mir nachtrottet und dann werden wir auf den Feldwegen bei uns üben. Mal so Schritt für Schritt, aber wenn es dann klappen sollte in paar Wochen oder Monaten, dann üben wir mal mit Decke. Wo könnte ich für Lilly den passenden Packsattel herbekommen? Wenn es dann soweit ist. Er soll ja auch passen und sie nicht zwicken.
    Liebe Grüße Tina

    • Hallo Tina, das klingt ja klasse! Super! Wegen Sattel weiß ich leider auch nicht so genau. Würde da vermutlich ne Maßanfertigung wählen. Schau dir dazu mal meinen Post hier im Blog an. LG Sarah

  6. Super hilfreicher Artikel! Das habe ich mich nämlich auch schon gefragt (obwohl es bei uns ja noch etwas hin ist). Damit bestätigst Du aber meinen Verdacht, dass man ungefähr mit seinem normalen Wanderpensum planen kann. Ein bisschen Gepäck nimmt einem sein Wanderpferdchen dann zwar ab, aber dafür steht man auch vor anderen Herausforderungen. Ich finde es auch super, dass Du nochmal betonst, dass das Ganze vor allem Spaß machen soll! Mein Reden! 🙂 Hast Du eigentlich schonmal was dazu geschrieben wie Du Egon an die gemeinsame Wanderei gewöhnt hast? Packtaschen, Spazierengehen, fremde Ställe, Angepflockt sein usw… Das sind ja alles Sachen, die ein Pferd vielleicht erst kennenlernen muss. Das würde mich auf jeden Fall sehr interessieren. LG

    • Huhu,
      ganz vielen Dank für deine netten Worte! 🙂 Genau, Wandern mit Packtier sollte man schon aus Leidenschaft machen. Manches wird zwar leichter, einiges aber auch schwieriger.
      Guter Tipp auch mit dem Post zur Gewöhnung an neue Situationen. Ich habe da mit Egon ehrlich gesagt ziemlich Glück gehabt, da ich ihn 10-jährig übernommen habe und er vorher auch schon als Packpony eingesetzt wurde. So kannte er schon total vieles. Unseren Packsattel fand er am Anfang allerdings trotzdem etwas gruselig – vorallem das Hinterstück, was am Po lang geht. Das schien er also nicht zu kennen. Ich schau mal, wie ich einige Tipps in einen oder mehrere Posts bekomme 🙂
      Liebe Grüße Sarah

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