Ich bin ein Jammerlappen. Naja, vielleicht kein extremer, aber ich bin auch keinesfalls super cool und abgebrüht. Wie ich darauf komme? Vor kurzem wurde ich von einer lieben Blogleserin eingeladen, mit ihr und ihrem Pony gemeinsam die Sächsische Schweiz zu erkunden. Sie schrieb:
“ Wir haben schon allerlei Wandererlebnisse hinter uns… wir kneifen also nicht, wenn’s mal schwieriger wird, wir jammern auch niemanden mit irgendwelchen Wehwehchen die Ohren voll, und wir gehen auch nicht gleich kaputt, wenn der Weg mal anstrengender wird…“
Mein erster Gedanke war: Ich aber! 😀
Bevor ich jetzt wieder ausgeladen werde, sollte ich das kurz erklären. Natürlich jammere ich nicht die ganze Zeit und habe schon einiges an Wandererfahrung. Meine Kondition ist durch die bisherigen Touren vermutlich auch nicht die schlechteste. Aber auch ich habe Phasen, in denen ich fluche. In denen ich mich wie ein kleines Kind auf den Boden werfen möchte.
Immer noch denke ich mir morgens vor jeder Tour „Warum tust du dir das eigentlich an?“.
Das Wandern mit Pony ist genial und mein absoluter Traum. Es ist aber auch anstrengend und bringt einen Haufen an Verantwortung mit, der dich runterdrücken kann. Außerdem dauert mit Pferd einfach alles länger. Du musst es morgens in den Hänger verladen, viel mehr Equipment mitnehmen, kannst nur 80 auf der Autobahn fahren, musst bei der Wanderung öfters Pausen machen usw.
Ich wäre ja ein Über-Mensch, wenn ich da nicht auch mal jammern würde.
Manchmal trödelt Egon so dermaßen hinter mir her, der Weg zurück zum Auto wird immer länger und eigentlich habe ich auch Hunger. Manchmal zerkratze ich mir die Beine an Brennnesseln oder laufe mir eine Blase.
Und das ist dann Mist. Und dann wird auch mal geflucht und gequengelt. Der Trick ist dann, wieder damit aufzuhören und gute Laune zu bekommen. Denn im großen und ganzen macht das Wandern ja Spaß und du solltest es dir nicht durch deine Laune verderben lassen.
Deswegen hier ein paar Tipps, die helfen aus dem Jammer-Modus zu kommen:
1. Atme durch
Halt einfach mal kurz an, setze deinen Rucksack ab und atme tief durch. Das hilft dir schon, um aus dem Stress ein bisschen herauszukommen.
2. Mach eine Pause
Wenn es nicht schon dämmert und du noch 10km laufen musst, ist immer Zeit für eine Pause. Solltest du also merken, dass deine Laune sinkt, pflocke dein Pferd an, leg dich ins Gras und schließ für fünf Minuten die Augen.
3. Iss etwas
Grund für meine Jammer-Phasen ist zu 95% Hunger. Ich hasse es, Hunger zu haben. Wahrscheinlich esse ich auch einfach zu gerne. Da hilft es, wenn du dir kleine Essenssachen, wie Müsliriegel und Traubenzucker so einpackst, dass du beim Laufen leicht rankommst. So kannst du schnell einen Snack zu dir nehmen. Oder du verbindest deine Pause mit einem größeren Imbiss und startest anschließend mit komplett neuer Energie.
Tipp: Timo und ich schwören absolut auf diese Trekkingkekse.
4. Streichel dein Pferd
Wenn du mit Pferd unterwegs bist, halte an und kuschel es mal so richtig durch. Sei dankbar dafür, dass es dir auf deiner Wanderung folgt und dein Gepäck trägt. Mach dir bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist und es dir nie etwas böses will. Vielleicht ist es gerade einfach müde, wenn es trödelt? Vielleicht hast du ihm nicht klar signalisiert, was du von ihm erwartest?
5. Mach ein Foto
Während du gerade so richtig in Jammer-Laune bist, wird dieser Punkt vermutlich die größte Überwindung kosten. Doch überrede dich selbst ein Foto zu machen: Von der Landschaft, deinen Begleitern oder dich selbst. So bekommst du automatisch etwas Abstand zu deiner Situation, wirst ruhiger und bemerkst wieder, wie schön es um dich herum eigentlich ist. Warum du dich selber fotografieren (lassen) solltest, habe ich dir hier beschrieben.
Auf meinen Wanderungen versuche ich immer mir diese Kniffe ins Gedächtnis zu rufen und umzusetzen, sollte ich doch mal in Jammer-Stimmung sein. Natürlich wirst du damit nicht durchgängig alles mega toll und genial finden. Natürlich gibt es auch blöde Sachen an einer (tierischen) Wanderung. Das ist aber vollkommen ok. Gerade das macht es doch auch zu etwas besonderem, oder? Wenn es schließlich so mega leicht wäre, würde es jeder machen 😉
Wie gehst du mit schlechter Laune auf Tour um? Was tust du dagegen? Oder bist du immer gut drauf?
Aber was mach ich, wenn ich kein Pferd zum Streicheln und als Fotomotiv dabei habe??? Schöner Artikel!
Ooooh, das ist dann natürlich kritisch! Pony anschaffen, kann ich da nur raten 😉
Hej Sarah,
witziger Artikel. Ich Wander zwar nicht mit Pferd, dafür aber mit Kindern – und glaube mir, die finden mit Sicherheit an jeder Ecje etwas ;). Aber ich habe mich vom Stress die Wanderung innerhalb einer vorgegebenen Zeit zu absolvieren verabschiedet, denn die meisten Touren sind nur für Wanderer ohne Kinder… Ich genieße die Zeit des Wartens mit Fotografieren oder einfach dem Betrachten meiner Kids, die mit ihren Augen so viel mehr entdecken, was uns Erwachsenen sonst verborgen geblieben wäre.
Liebe Grüße
Heike @Björklunda
Ach, ich liebe deine Einträge einfach so sehr!
Ich jammere auch immer so viel;) Irgendwann macht mein Pony dann aber keinen Schritt mehr. Also wird dann gezwunger Massen eine Pause gemacht…
Herzliche Grüsse:)
Danke für das Lob Paulina! 🙂
Hahaha Sarah
.. ich wandere zwar nicht mit Pony oder Pferd … leider, ABER ich kann das ja sowas von gut nachvollziehen!!!
-> Vor allem der Punkt DREI!!!
Ich hab schon Freunde gehabt, die nicht mehr mit mir wandern wollten, weil ich so mies drauf war. Bis mir endlich jemand was zu Essen gegeben hat. Dann war ich wieder ganz zahm und lieb ;-). Hunger geht gar nicht!!
Ist schon komisch, oder?! Ich meine, als wir damals fast verdurstet wären (http://www.mallorcaexperten.de/wanderung-tossals-verds/), war ich nicht so mies drauf, wie wenn ich Hunger hab. ….apropos .. ICH MUSS WAS ESSEN!
😉
LG
Barbara
Wow, ich hab mir grad deinen Bericht durchgelesen, sehr krass! Eine ganz ähnliche Situation hatte ich in Australien, wo irgendwann auch das Wasser alle war, wir aber zum Auto auch noch einen steilen Aufstieg vor uns hatten.
Aber du hast Recht: Das war trotzdem anders. Kein Jammer. Wahrscheinlich weil man instinktiv weiß, dass diese Situation wirklich gefährlich ist und nicht zum Jammern..
Herrlicher Artikel liebe Sarah!
Kenne ich allzu gut – ich kann mich auch manchmal in so Situationen reinsteigern. Das ist dann so ein kleines Ventil für alles was gerade nervt, selbst wenn es nur Klitzekleinigkeiten sind und man tatsächlich in Wirklichkeit nur Hunger hat! 😀
Vielleicht sollte ich mir den Artikel ausdrucken und auf die nächste Wanderung/Laufrunde mitnehmen! 🙂
Danke schön Miri! Haha, ich weiß die Sachen ja eigentlich alle, aber manchmal jammere ich trotzdem rum. Da muss mein Mann dann einfach durch 😉