Wie verrückt war Chris McCandless wirklich? – Die erdrückende Wahrheit im Buch The Wild Truth

Die Wahrheit über Into The Wild

Kennst du die Geschichte von Christopher McCandless? Spätestens nachdem das Buch „Into the Wild“ von Jon Krakauer verfilmt wurde sicherlich.

Mir ist das Buch schon im Jahr 2008 in die Hände gefallen – in einem Hostel in Neuseeland.

Ein junger Mann lässt alles, was er besitzt, hinter sich und macht sich auf den Weg nach Alaska. Ohne Karten und ohne Outdoor-Wissen. Auf seiner Reise bewegt er die Herzen vieler Menschen und verhungert schließlich doch im Alter von nur 24 Jahren in einem alten Bus in der Wildnis.

The Wild Truth Rezension

Ich habe das Buch direkt nach dem Lesen in einem anderen Hostel wieder liegen gelassen.

Ich meine: Das ist doch irgendwie bescheuert, oder? Da sitzt der in diesem alten Bus, hat keine Ahnung, wie er Tiere erlegt und fürs Essen zubereitet, wird immer schwächer und verhungert dann, obwohl er etwas entfernt einen Fluss hätte überqueren und zurück laufen können. Was er nicht wusste, weil er ja keine Karte hatte.

Mein Urteil damals war: Der hat es doch drauf angelegt. Dem war es doch egal, ob er bei dieser Reise stirbt oder nicht.

Als dann der Film rauskam, war ich sauer.

Der Film ist grandios, keine Frage, aber genau das ist das Problem: Ich fand ihn einfach zu schön. So wundervolle Landschaftsaufnahmen, so tiefgreifende Gespräche zwischen Christopher McCandless und den Leuten, die er trifft. Mir war das alles zu verherrlichend.

Aber irgendwie hat mich die Geschichte nicht losgelassen und ich habe immer wieder drüber nachgegrübelt. Was treibt einen jungen Menschen an, alles zurück zu lassen und in die Wildnis zu gehen?

Umso neugieriger war ich, als jetzt Carine McCandless die Schwester von Chris, ein Buch geschrieben hat. The Wild Truth. Die Mutmaßungen über ihren Bruder, ob dieser psychisch krank, suizidal, egoistisch oder einfach fies gegenüber seinen Eltern war, haben sie so bewegt, dass sie nun, zwei Jahrzehnte nach dem Tod von Chris, die Wahrheit veröffentlicht.

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Was ich nicht wusste: Sie hat schon bei der Entstehung des Buches Into the Wild und auch bei der Filmadaption mitgewirkt.

Warum hat sie dann damals nicht schon alles veröffentlichen lassen? Warum hat sie Fakten weggelassen?

Ich möchte jetzt nicht zu viel verraten. Nur das: Das Buch ist erdrückend. Es lässt dich mit einem Kopfschütteln zurück. Immer wieder.

Und es hat mein Denken über Into the Wild und Christopher McCandless massiv verändert.

Ich sehe Chris jetzt nicht mehr als naiven Idioten (sorry). Und auch den Film werde ich nun sicher nochmals schauen und dann auch mehr genießen.

Daneben ist The Wild Truth auch eine wunderbare Biographie von und über Carine McCandless. Nicht immer geht es dabei um die Story Into the Wild. Doch auch die Geschichte dieser tapferen Frau ist einzigartig. Und natürlich sehr mit der von Chris verknüpft.

The Wild Truth Buch

Das Buch enthält außerdem Farbfotografien von der Familie McCandless. Und glaub mir, nach dem, was du in dem Buch erfährst, sind diese sehr berührend.

Jedes Zitat aus The Wild Truth, das ich hier nennen könnte, würde schon zu viel von der Geschichte vorweg nehmen. Deswegen wird dies auch keine typische Rezension.

Wenn dich das Buch oder der Film beeindruckt hat, und du bereit bist, nicht nur das schöne an dieser Geschichte, sondern auch die wahren Gründe zu sehen, dann ist dieses Buch auf jeden Fall das richtige für dich.

„What if I were smiling and running into your arms.. would you see then, what I see now?”

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Was ist deine Meinung zu Into the Wild und Chis McCandless? Verrückt oder der einzige normale in dieser Welt? Hast du vielleicht schon das Buch seiner Schwester gelesen? Schreib mir in den Kommis!

6 Gedanken zu „Wie verrückt war Chris McCandless wirklich? – Die erdrückende Wahrheit im Buch The Wild Truth

  1. Danke für diese Empfehlung! 🙂

    Ich habe vor längerer Zeit den Film gesehen und damals relativ schnell hinterher das Buch gelesen. Den Film fand ich großartig gemacht, sehr bewegend und mit einem tollen Soundtrack. Aber ja, auch mir ging es so, dass ich fand, der Film verherrlicht die Geschichte. Schließlich war das, was Chris getan hat, in erster Linie eins: egoistisch. Mag ja sein, dass er mit seinen Eltern bewusst gebrochen hat, aber einerseits hat er seine Schwester zurückgelassen und andererseits hat für mich diese vollkommene Flucht aus der Welt immer etwas Egoistisches. Wer an der Menschheit verzweifelt, der sollte doch lieber versuchen, etwas daran zu ändern, etwas im Leben anderer zu bewegen und zu verbessern, anstatt sich einfach zurückzuziehen.

    Aber mir geht es da wohl ähnlich wie dir: Die Geschichte hat mich nie wirklich losgelassen 🙂 Daher wandert das Buch direkt auf meine Liste!

    • Huhu liebe Ariane,
      total ähnliche Gedanken hatte ich auch. Ich muss auch sagen, dass ich auch nach dem Buch von Chris Schwester noch nicht alles nachvollziehen kann. Aber ich fand es super spannend die Hintergründe zu lesen!
      Liebe Grüße
      Sarah

  2. Hallo Sarah!

    Ich habe deinen Blog erst vor kurzem entdeckt und mag ihn sehr. Als
    ich diesen Beitrag gelesen habe, bin ich noch am selben Tag in die
    Bibliothek und habe mir das Buch und den Film „Into the Wild“
    geholt, weil ich zwar davon gehört hatte, aber weder das Buch
    gelesen, noch den Film gesehen hatte. An diesem Wochenende (gestern
    und heute) habe ich das Buch gelesen. Der Film steht noch aus.

    Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht – habe selber jemanden,
    der mir sehr nahe Stand und der sich aufgrund Depression (oder
    bipolare Störung?) vor ca 2 Jahren das Leben genommen hat… Das Buch
    ist mir jedenfalls auch aus diesem Grund sehr nahe gegangen und ich
    habe die ganze Geschichte gezwungener Maßen auch aus dieser
    Perspektive gesehen.

    McCandless ist meiner Meinung nach zum Teil an der Welt verzweifelt.
    Er schien Geld zu verabscheuen (hat seinen Besitz verschenkt und
    Bargeld verbrannt) und viele andere Aspekte des „zivilisierten“,
    kapitalistischen Lebens. Er ist so sehr an der Welt und vor allem an
    der Menschheit (nicht an den Menschen an sich, mit denen hatte er auf
    seiner Reise oft und viele herzliche Kontakte) verzweifelt, dass er
    sich zurückziehen wollte. Er wollte sich an einen weit entlegenen Ort
    zurückziehen, an einen unwirtlichen Ort, wo kaum Menschen hinkommen
    und niemanden mehr sehen. Dies tat er auch bevor er nach Alaska ging
    immer wieder und in letzter Konsequenz dann in Alaska.
    Ich dachte zuerst, sein Rückzug in die Wildnis war so etwas wie ein
    (versuchter) Selbstmord, ganz bewusst extrem riskant. Aber das ist bei
    weitem nicht eine gesamte Perspektive. Er wollte in der Natur aufgehen
    und hat sich zu diesem Zweck vielleicht wirklich zum Teil selbst
    aufgegeben. Er hat Hunger, starke Schmerzen und körperlichen Verfall
    schon vorher in Kauf genommen um mit der Natur zu verschmelzen. Aber
    es war auch immer ein Genuss dabei. Eine Art das Leben noch mehr als
    „gewöhnliche“ Menschen in sich aufzusaugen, von dieser
    Perspektive aus, das Gegenteil einer Selbstaufgabe. Aber gerade diese
    Gegensätze waren es ja auch, dem Buch zufolge, die seine
    Persönlichkeit ausmachten.
    Manche Dinge erinnern mich schon auch an die Person, die jetzt leider
    nicht mehr Teil meines Lebens ist… Also kann man sagen, dass ich das
    ganze schon sehr durch dieses Prisma sehe.

    Als nächstes will ich „The wild Truth“ lesen und bin schon sehr
    gespannt.

    Lieben Gruß,
    Marta

    • Hallo Marta,

      wow, vielen Dank für diesen offenen und persönlichen Kommentar, der mich sehr bewegt hat! Ich glaube, du hast da eine ziemlich nah an die Realität kommende „Erklärung“ für Chris Verhalten. Sicher werden wir es natürlich nie wissen. Immerhin hatte er auch zu seiner Schwester 100 Tage vor seinem Tod keinen Kontakt mehr.

      Jetzt hab ich deinen Kommentar zum dritten Mal gelesen und: Ja, ich glaube wirklich, du hast ihn ganz gut verstanden. Tut mir Leid, dass das zum großen Teil deshalb ist, weil du eine liebe Person verloren hast! Das ist traurig 🙁

      Ich bin sehr gespannt, was du von dem Buch der Schwester hältst. Vielleicht magst du dann nochmal hier kommentieren oder mir eine Email schreiben?

      Ganz liebe Grüße
      Sarah

  3. Liebe Sarah,

    ich hab schon auf deinen Beitrag über dieses Buch gewartet ;-).
    Ich hab´s noch nicht gelesen, aber into the Wild gelesen und den Film gesehen. Ist aber natürlich auch schon wieder viele Jahre her ;-).
    Meine Gedanken dazu: Ist Chris einer der seinen Traum gelebt hat oder ein Flüchtling vor der Realität?
    Obwohl ich schon etwas älter bin, kann ich diese Frage immer noch nicht ganz beantworten.
    Jeder hat ein Recht darauf, sein Leben so zu leben wie er will, aber jeder hat auch Verantwortung gegenüber seinen Mitmenschen.
    Chris hatte keine Kinder, seine Eltern sind nicht pflegebedürftig, (ich weiß nicht mehr, ob er Tiere hatte), also wann, wenn nicht in seinem Alter? Aber zu seiner Schwester hatte er ja eine tiefe Bindung ….. ok, ich glaub ich muß das Buch lesen.

    (Alaska ist übrigens wirklich wunderschön, also zumindest einen herrliche Flecken Erde hat er sich zum sterben ausgesucht)

    Hihi, hab auch gesehen, dass du gerade ein „Achttausender Buch“ liest. Ich hab grade eines fertig, allerdings keine wahre Geschichte“ sondern ein Roman. Aber trotzdem gut, u.a. über die Tourismusauswüchse (eben keine echten Bergsteiger)auf den Mount Everest – Das größere Wunder von Thomas Glavinic.

    Und ich hab mir noch ein Buch gekauft, wo der Film gerade im Kino läuft (oder gelaufen ist, weiß nicht so genau, hab ihn nicht gesehen). Der große Trip (Wild). Hab aber noch nicht angefangen damit, könnte mir aber vorstellen, dass er auch auf deiner Liste steht.

    Übrigens, ganz, ganz toll dein Outing (finde den Begriff furchtbar). Alles andere als einfach, Hut ab!

    lg Gudrun

    • Hallo liebe Gudrun,

      wenn dich die Geschichte zu Chris McCandless auch so bewegt hat, kann ich dir wirklich nur empfehlen, das Buch der Schwester zu lesen. Natürlich sind danach nicht alle Fragen geklärt, aber ich finde, man bekommt schon noch spannendes Hintergrundwissen.

      Das Achttausender-Buch habe ich gerade durch – das hat mir auch super gefallen! Edurne Pasaban ist auch eine ganz faszinierende Frau!

      Das Buch „Wild“ habe ich im Original schon vor einiger Zeit gelesen. Das fand ich auch super (auch wenn es eine Stelle mit einem Pferd gibt, wo ich soooo geheult habe…)

      Liebe Grüße
      Sarah

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