Über Sarah

Hallo, ich bin Sarah. Gemeinsam mit meinem Mini-Shetty Egon wandere ich durch Deutschland und berichte darüber hier auf diesem Blog.

Mein Aufruf zu mehr Offenheit

mehr Offenheit

„Du solltest etwas vorsichtiger sein, dich so im Internet in deiner vollen Offenheit zu zeigen“, schrieb mir neulich eine Leserin besorgt. „Leider gibt es ja nicht nur nette Leser.“

Dem möchte ich gerne ganz offen, öffentlich und wie immer persönlich und ehrlich antworten:

Ich will mich aber zeigen!

Ich will mich nicht verstecken, weder im Internet noch im „echten“ Leben. Ich möchte mich so geben, wie ich wirklich bin. Mit allen Ängsten und Sorgen. Mit allen Peinlichkeiten und Flops. Mit allen Verrücktheiten und allem Blödsinn. Und auch mit allen Tränen.

Ich möchte dir ein echtes Bild von mir zeigen. Dir erklären, wie ich fühle. Dich nach deiner Meinung fragen. Ob du auch so fühlst. Auch manchmal zweifelst.

Ich möchte, dass du weißt, dass ich nicht perfekt bin. Gar nicht perfekt. Dass ich mich manchmal so weit weg von perfekt fühle, wie nur möglich.

Dann wieder möchte ich dir auch meine Freude zeigen. Meine Ideen, meine Träume. Ich möchte dir zeigen, dass ich mich begeistern kann. Immer wieder.

Ein bisschen möchte ich auch diese Gesellschaft verändern. Sie wachrütteln. Jedem einzelnen, der meine Texte liest, zeigen, dass wir alle nur Menschen sind. Gefühle auf zwei Beinen.

Ich möchte gerne viel mehr Ehrlichkeit spüren. Individuen kennenlernen. Intensiv.

Wie würde die Welt aussehen, wenn wir uns alle ein bisschen mehr in unserer vollen Offenheit zeigen würden? Wenn jeder seine Gefühle leben dürfte. Und sie auch zeigt.

Wie würden wir wohl miteinander umgehen, wenn sich niemand mehr versteckt? Vor allem nicht mehr vor sich selbst.

Vielleicht gibt es nicht nur nette Leser, das mag sein.

Aber weißt du was?

Ich habe nicht das Gefühl, dass mich meine Offenheit verletzlich macht. Im Gegenteil.

Mit jedem Gefühl, das ich zeige, jeder Sorge, die ich ausspreche und jeder Unperfektheit, die ich zugebe, fühle ich mich stärker.

Ich habe in den letzten Monaten eine ziemliche Verwandlung mitgemacht, auf die ich auch ein bisschen stolz bin. Und jetzt will ich mich, verdammt noch mal, nicht mehr verstecken müssen.

Was soll denn konkret passieren, wenn ich in meinem Newsletter schreibe, dass meine Gefühle in den letzten Tagen ein Auf und Ab waren?

Dass sich jemand lustig über mich macht? Das würde weh tun, wenn ich diese Gefühle hätte, aber verstecken würde. Aber so? Nicht wirklich.

Dass mich jemand kindisch findet und nicht mit mir zusammenarbeiten möchte? Dann kann ich auf diese Person auch verzichten. Das würde sowieso kein tolles Projekt werden.

Dass ich später mal keinen festen Job mehr finde, sollte ich das wollen? Mal ehrlich: Weil ich Gefühle habe und diese ausdrücke? Würdest du in einem Unternehmen arbeiten wollen, wo die Mitarbeiter ihre Gefühle verstecken müssen? Ich nicht. Ich denke, dass potentielle Arbeitgeber eher von den vielen Lesern im Monat und meinem Marketing beeindruckt sein werden. Und wenn nicht: Blöd für die.

Dass mich jemand richtig fies mobbt und Hass-Videos zu mir erstellt? Klar, begeistert wäre ich nicht, aber ich wüsste auch, dass mir ganz viele liebe Leute den Rücken stärken würden. Leute, die es gut finden, dass ich ehrlich bin. Und echt. Leute, die auch so sind.

Wenn wir uns nie in unserer vollen Offenheit zeigen, zeigen wir uns auch nie als echte Menschen. Wir verstecken einen Teil von uns. Vor anderen Leuten, aber vor allem vor uns selbst.

Warum willst du das?

Ich jedenfalls will das nicht. Nicht für mich und auch nicht für diese Gesellschaft.

Lass uns doch gemeinsam diese Mauern durchbrechen, die wir selbst um uns gezogen haben. Lass uns die Steine zerhauen und immer mehr Gefühle dahinter zum Vorschein treten lassen. Lass uns aufeinander zugehen und uns das erste Mal wirklich sehen.

In Gesprächen, Berührungen, Träumen.

Und ja, auch im Internet.

Von Knei(p)pen und versteckten Dörfern – Auf dem Lahn-Dill-Berglandpfad und dem Westerwald-Steig

Header-Lahn

Wer, wie, was, wo?? Die ersten vier Tage meiner ganz persönlichen Höhen- und Tiefenwanderung kannst du hier nachlesen.

Tag 5: Irgendwo im Nichts – Oberndorf

Der wärmste Tag der Wanderung ist angesagt und ich möchte so früh wie möglich am Zielort sein. So schnell wie möglich packen wir alles zusammen und machen uns auf den Weg.

Wandern auf dem Lahn-Dill-Berglandpfad

Es ist wirklich unglaublich warm und wir kommen schon früh morgens ins Schwitzen. Da entdecken wir kurz hinter Bad Endbach ein Kneippbecken im Wald.

Perfekt für eine kleine Abkühlung!

Kneippbecken Bad Endbach

Aufgrund der Hitze entscheiden wir uns dafür ein kleines Stück abzukürzen und kurz vom Lahn-Dill-Bergland-Pfad abzuweichen. Ein Glück, denn so machen wir einen ganz besonderen Fund: Ein zerfetzter Luftballon mit einer Karte daran.

Die Grundschule Mülheim hat 300 Luftballons zu einem Weitflugwettbewerb entlassen. Und unser Exemplar ist wirklich extrem weit gekommen.

Luftballon Weitflugwettbewerb Fund

Da wird sich der kleine Nick sicherlich freuen, wenn er Post von uns bekommt. Wir drücken auf jeden Fall alle Daumen, dass dein Luftballon der weiteste war!

Gegen 15 Uhr erreichen wir unser Ziel – die Heuherberge in Oberndorf, wo wir gleich herzlich empfangen werden.

Heuherberge Oberndorf

Wir haben einen eigenen Teil des Gartens ganz für uns und begeistert lege ich mich auf die Sonnenliege. Jetzt bloß nicht einschlafen, schließlich wollen wir doch noch den Biergarten besuchen 😉

Das zeigt sich auch als sehr gute Entscheidung. Die Gaststätte Zur Linde hat neben sehr gutem Essen auch leckere Sommergetränke auf der Karte.

Flammkuchen Gaststätte Oberndorf

Neben Wanderern und Radfahrern treffen sich hier auch die Oberndorfer Bürger, die das Ortsleben besprechen und uns Fremde interessiert ausfragen. Wir fühlen uns sofort wohl in diesem kleinen und leider etwas von den Wanderwegen abgelegenen Dörfchen. Ein Besuch lohnt sich definitiv!

Die Nacht im Heu ist übrigens ganz wunderbar – nicht zu hart, nicht zu weich und auch überhaupt nicht stachelig.

Übernachtung im Heu Oberndorf

Auch Egon fühlt sich so wohl, dass er am Morgen noch ein bisschen weiter döst, während wir schon frühstücken.

Schlafendes Packpony

Tag 6 – Oberndorf – Herborn

Gut gelaunt starten wir am nächsten Morgen wieder pünktlich in den letzten Tag auf dem Lahn-Dill-Bergland-Pfad.

Wandern Lahn-Dill-Bergland in Hessen

Weil es immer noch sehr warm ist und der eigentliche Weg viel über offene Felder führt, entscheiden wir uns dafür, an manchen Stellen ein klein wenig abzukürzen.

Eine Entscheidung, die ich kurz später bereuen werde. Der auf der Handy-Karte eingezeichnete Weg endet plötzlich im Gestrüpp. Einziger Ausweg: Ein Kanalrohr, das unter der Bundesstraße durchführt.

Es ist eng, es ist saudunkel, ich habe Angst. Egon nicht. Unbeirrt klappern seine Hufe hinter mir. Während ich mich in dem schmalen Rohr beklemmt und eingeengt fühle, folgt er mir unbeirrt bis ans andere Ende.

Mit Pferd durch Kanalrohr

Doch dort wartet leider eine Böschung. Jetzt nochmal ganz umkehren? Kommt nicht in Frage. Auf allen Vieren krabbele ich den Berg hinauf, schlucke Sand und verheddere mich in Dornen. Endlich oben angelangt sehen wir aus als hätten wir ein 10-Tages-Camp in der Wildnis bestanden. Oder wären durchgefallen 😉

Ich bin froh als wir endlich die Stadt Herborn erreichen.

Pony in Herborner Innenstadt

Wir dürfen Egon im Reitverein Herborn unterstellen und beziehen unser Zimmer beim Gutshof Herborn , wo wir erst einmal den Whirlpool belagern bevor wir wie immer todmüde ins Bett fallen.

Tag 7: Herborn – Erdbach

Der siebte Tag unserer Wanderung steht bevor. Ab wann tritt eigentlich Gewohnheit ein? Nach einer Woche fühle ich davon noch nichts.

Gruppenfoto auf dem Westerwald-Steig

Heute wechseln wir auf den Westerwald-Steig, der uns gewohnt bergauf führt. Bis zum Nachmittag sind Gewitter angesagt und ich habe lange mit mir gehadert, ob wir trotzdem loslaufen sollen. Wir haben Glück. Es gewittert nicht. Dafür gelangen wir in einen Platzregen, der auch sobald nicht wieder aufhört.

Wandern im Regen

Klitschnass erreichen wir am Nachmittag das Vereinsgebäude der Erdbacher Schützen, wo schon ein Zettel für uns an der Tür klebt. Noch während unseres Anrufes springen Biggi und Reinfried in ihr Auto und nehmen uns nur wenige Sekunden später in Empfang.

Ich erwähne meine Idee, die Chance zu nutzen und noch schnell ohne die Tiere die nahe Tropfsteinhöhle zu besichtigen, da wird es plötzlich hektisch. Die letzte Führung ist um 16 Uhr, es ist 15:50. Also schnell Egon in den umzäunten Garten eingesperrt, wieder ins Auto gesprungen und los geht’s.

Wir kommen tatsächlich gerade noch rechtzeitig an und stehen noch etwas außer Atem weniger später 30 Meter unter der Erde.

Herbstlabyrinth Erdbach

Die Höhle, auch genannt das Herbstlabyrinth, ist wirklich beeindruckend. Ich bestaune die vielen Formationen, die gelungene LED-Beleuchtung und genieße es, einmal nicht ans Laufen und an die Tiere denken zu müssen.

Nach der Besichtigung fahren uns Biggi und Reinfried wieder zurück zum Schützenhaus. Doch was ist da los? Das Auto steht noch nicht mal, schon reiße ich die Tür auf und springe heraus. Eine ganze Gruppe von Erdbachern steht dort um mein Pony versammelt vor der Tür.

Es kann keine Minute gedauert haben, da hat Egon alle Ausbruchsmöglichkeiten gecheckt und ist vergnügt ins nächste Dorf gelaufen.

Mein Herz rast und wir verfrachten Egon nun hinter seinen Elektrozaun. „Ich mach euch erstmal ein Radler“, sagt Biggi nach dem Schrecken und wenig später haben wir nicht nur dieses, sondern eine extra nur für uns gekochte Mahlzeit vor uns stehen.

Essen im Schützenhaus Erdbach

Die Nacht verbringen Timo, Sturmi und ich im Schießstand, von wo aus ich Egon durch die kleinen Fenster beobachten kann.

Übernachtung im Schießstand

Tag 8: Erdbach – Fuchskaute

Der Abschied am nächsten Morgen von Biggi und Reinfried fällt mir schwer. Doch wir müssen weiter auf unsere letzte Etappe.

Der Westerwaldsteig führt uns durch wunderschöne Wälder mit moosbewachsenen Bäumen.

Westerwaldsteig

Sogar an einem See kommen wir vorbei.

Westerwaldsteig See

Die letzten Kilometer ziehen sich noch einmal. Nach jeder Biegung denke ich, es geschafft zu haben. Gerade als wir unser Ziel, die Fuchskaute, nach 8 Tagen wandern erreichen, setzt erneut ein Starkregen ein.

An der Fuchskaute auf dem Westerwaldsteig

Ich bin nass, müde, aber auch glücklich. Zwischendurch habe ich nicht mehr daran geglaubt, den Endpunkt zu erreichen. Zu verletzt waren meine Füße, zu schlecht das Wetter und zu anstrengend die Steigungen. Aber das ist jetzt alles vergessen.

Wir packen das erste Equipment ins Auto, das für uns zur Fuchskaute gefahren wurde und bauen Egons Zaun auf.

Egon an der Fuchskaute am Westerwaldsteig

Den Abend lassen wir ganz entspannt im Restaurant ausklingen. Vom Buffet aus kann ich Egon durch das Fenster beobachten. Er steht zufrieden da und freut sich über die Aufmerksamkeit, die er von den vorbeigehenden Gästen bekommt.

Mein Fazit

Wir haben in 8 Tagen insgesamt über 130 Kilometer und 3.600 Höhenmeter zurückgelegt. Ich habe 8 kg Gepäck getragen, Timo 16 kg und Egon knapp 20 kg.

So ganz genau weiß ich gar nicht warum, aber immer wieder hat mich diese Wanderung an meine Grenzen geführt. Waren es die Höhenmeter? Meine Stimmung? Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß ist, dass die Landschaft rund um den Naturpark Lahn-Dill-Bergland unglaublich schön ist.

Wandern auf dem Westerwaldsteig

Gerade die vielen kleinen Berge machen das Besondere aus und bieten ganz tolle Aussichten. Auch die Menschen sind unglaublich liebenswert. Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle nochmals an alle, die mich bei der Organisation der Reise und während der Tour selbst unterstützt haben.

Und so ein bisschen stolz bin ich ja jetzt schon, dass wir das alle vier so gut gemeistert haben. Kann ich auch sein, oder? 🙂

Von Höhen und Tiefen – Auf dem Lahnwanderweg und dem Lahn-Dill-Berglandpfad

Flachlandkind

„Schönes Leben!“, ruft uns eine Frau hinterher. Ich bin nicht sicher, ob sie der Meinung ist, dass wir dieses führen oder uns ein solches wünscht und antworte diplomatisch „Find ich auch. Danke!“. Gerade sind wir die ersten Schritte unserer Wanderung gelaufen und haben vor der Touristen-Information in Bad Laasphe einen kurzen Stopp eingelegt, um uns mit Material einzudecken.

Tag 1: Bad Laasphe – Biedenkopf

Wir hatten eine tolle Unterkunft in der Pension Kamerichs. Egon hat währenddessen die Nacht im Kurpark verbracht und drängelt. Ihm ist langweilig. Auch ich freue mich, dass es nun endlich losgeht und motiviert laufen wir die ersten Kilometer. Uff, ganz schön bergig hier.

Der Entenberg ist aber trotzdem bald bezwungen und die Aussicht entschädigt für den Anstieg.

Entenberg Lahnwanderweg

Egon und ich haben uns schnell eingespielt. Die letzte Wanderung in Brandenburg ist noch nicht lange her und ich habe das Gefühl, nie etwas anderes gemacht zu haben. Vertraut trottet er mir am langen Strick hinterher – bergauf und bergab.

Mit Packpony im Lahn-Dill-Bergland

Unsere Wanderung ist in drei Etappen eingeteilt: Die ersten zwei Tage laufen wir auf dem Lahnwanderweg. Dann wechseln wir auf den Lahn-Dill-Bergland-Pfad, den wir vier Tage wandern. Anschließend erkunden wir zwei Tage lang den Westerwald-Steig.

Lahnwanderweg Wegweiser

Jetzt führt uns der Weg erst einmal nach Biedenkopf. Inzwischen hat es angefangen zu regnen und wird auch so bald nicht wieder aufhören. Die knapp 19 km lange Strecke mit ihren vielen Höhenmetern macht mir zu schaffen.

Umso froher bin ich, als wir unser Gepäck am Parkhotel abstellen und Egon anschließend in den Reitverein der Stadt unterstellen.

Egon beim Reitverein Biedenkopf

Die Leute dort sind sogar so lieb und fahren uns mit dem Auto wieder zurück zum Hotel, wo wir erst einmal unsere wunden Füße im Hallenbad inspizieren. Dann noch schnell essen und schon schlafen wir ein.

Tag 2: Biedenkopf – Buchenau / Elmshausen

Als ich morgens mit dem Hund eine kleine Runde durch den Park drehe, überkommen mich die ersten Zweifel. Halte ich das wirklich durch? Meine Füße brennen jetzt schon, erste Blasen zeichnen sich ab und das Wetter schlägt mir aufs Gemüt. Habe ich die vielen Höhenmeter unterschätzt?

Doch es hilft ja nichts: Rein in die nassen Wanderschuhe und weiter geht’s!

Der Weg führt uns aus der Stadt hinaus und – wie sollte es anders sein – einen Berg hinauf.

Wandern im Lahn-Dill-Bergland

Gegen Mittag erreichen wir den kleinen Ort Katzenbach und obwohl es immer noch die meiste Zeit regnet, fühle ich mich hier sofort wohl.

Wir binden Egon kurzerhand an eine Straßenlaterne und lassen uns unsere Lunchpakete schmecken. Anschließend führt der Lahnwanderweg malerisch über Felder und auf Waldwegen entlang.

Lahnwanderweg Katzenbach

In den Wäldern duftet es nach Himbeeren und ich pflücke Egon einige von den Sträuchern. Erst pustet er skeptisch meine Hand an und dann gibt es kein Halten mehr. Immer mehr von den kleinen Köstlichkeiten soll ich ihm suchen.

Egon und Himbeeren

Am späten Nachmittag lassen wir unser Gepäck in einer Pension in Buchenau und laufen mit Egon die letzten Meter zum Rittergut Elmshausen.

Rittergut Elmshausen

Dort bezieht er eine große Innenbox und mümmelt sofort zufrieden sein Heu.

Gerne würde ich noch länger bleiben und mich unterhalten, aber mir tun so schlimm die Füße weh, dass ich einfach nicht mehr stehen kann.

Also geht es für uns zurück in unsere Unterkunft, wo wir unser übliches Abend-Ritual „duschen-essen-schlafen“ durchführen.

Tag 3: Elmshausen – Rachelshausen

Am nächsten Vormittag beladen wir Egon direkt auf dem Rittergut und starten von dort aus in den Tag.

Lahnwandergweg wandern

Endlich hat sich auch das Wetter dafür entschieden, unsere Reise zu unterstützen und die Sonne lacht vom Himmel.

Am Vormittag treffen wir Marion vom Naturpark Lahn-Dill-Bergland. Sie versorgt uns mit frischen Getränken, Wanderkarten und Mohrrüben für Egon. Der ist natürlich sofort begeistert und wiehert von nun an jedes vorbeifahrende Auto an, in der Meinung, diese seien seine ganz persönlichen Möhrchen-Mobile 😀

Wir laufen weiter und wechseln auf den Lahn-Dill-Bergland-Pfad.

Lahn-Dill-Berglandpfad

Die Aussichten sind wie gewohnt fabelhaft und auch meine Beine haben sich so langsam an die vielen Steigungen gewöhnt.

Aussicht Lahn-Dill-Berglandpfad

Im Wald begegnen wir sogar einem Waschbären, der uns aus großen Augen anschaut.

Waschbär im Lahn-Dil-Bergland

Ein schwerer Anstieg steht mir noch bevor und den fehlenden Regen ersetze ich direkt durch Schweiß. Fast auf allen Vieren krabbele ich den Berg hoch, Egon läuft dich hinter mir und ich muss aufpassen, dass er mir nicht in die Fersen tritt.

Ich bin erschöpft, habe Hunger und mache mir Sorgen um die Tiere, für die wir schon alles an Trinkwasser aufgebraucht haben. Der Berg nimmt und nimmt kein Ende. Endlich oben angelangt, versperren Bäume die komplette Aussicht. Ich fange an zu heulen. Ich fühle mich vom Weg verraten und überhaupt. Ja, kindisch sein kann ich 😉

Timo überredet mich, in meinen Müsliriegel zu beißen („ihiiiich, haaab aba keinen Huuuuungaaaaa“) und danach geht es mir tatsächlich etwas besser.

Jetzt ist der Weg auch wirklich nicht mehr weit und wir erreichen etwa eine Stunde später den Krafthof in Rachelshausen, wo Egon sich direkt mit den dort wohnenden Langohren anfreundet.

Krafthof Rachelshausen

Sturmi flitzt mit drei Hunde-Artgenossen durch den Innenhof und auch für uns Menschen ist der Krafthof jetzt genau das richtige.

Wir werden ganz lieb versorgt und verpflegt. Es gibt phänomenal leckeres Essen und sogar ein Gläschen Wein. Wieder überglücklich falle ich abends ins Bett und freue mich, dass ich Egon endlich auch nachts ganz nah bei mir habe.

Tag 4: Rachelshausen – irgendwo im Nichts

Es ist schon ziemlich warm als wir am nächsten Morgen aufbrechen und ich bin froh, dass uns der Weg durch einen schattigen Wald und vorbei an tollen Felsformationen führt.

Gladenbach Felsen

In Gladenbach durchqueren wir den Stadtpark und füllen am Kneippbecken unser Trinkwasser für die Tiere auf.

Gladenbach Kurpark mit Pferd

Wenig später machen wir eine längere Mittagspause im Schatten von Apfelbäumen. Sehr zum Vergnügen von Egon, der begeistert die heruntergefallenen Früchte aufsammelt. Auch Sturmi genießt die Pause und den tollen Blick.

Wndern mit Hund in Hessen

Wie auch am Vortag führt der Wanderweg erst einen Berg und anschließend einen Aussichtsturm hinauf. Nach meinem Zusammenbruch am Vortag bin ich angespannt. Wird das wieder so an meine Nerven gehen?

Doch meine Befürchtungen bestätigen sich nicht. Die Steigung ist zwar anstrengend, aber durchaus machbar. Und am Turm wartet Markus vom Hessen Forst mit einem großen Wassereimer für Egon auf uns. So kann ich ganz entspannt die fantastische Aussicht genießen.

Aussicht Turm Lahn-Dill-Bergland

Markus führt uns anschließend weiter zu einer Wiese, auf der wir die Nacht verbringen dürfen. Dort treffen wir auch Marion wieder und gemeinsam verbringen wir noch eine nette Zeit.

Zelten am Lahn-Dill-Berglandpfad

Obwohl Egon aufgrund von zahlreichen Bremsen etwas unruhig ist, schlafe ich abends sofort ein und auch bis morgens um 5 durch. Dann klingelt nämlich mein Wecker.

Wie gefällt dir der Bericht bisher? Du siehst: Auch bei mir läuft nicht immer alles rund. Hinterlasse mir doch einen kurzen Kommentar! 🙂

So überlebst du eine Woche zelten mit drei Hunden (+ kurzer Bericht vom Rodeo)

1 Zelt, 3 Hunde (+ 1 Pony)

Der Besuch des Wildwest-Festivals im Emsland ist für meine beste Freundin und mich inzwischen ein fester Bestandteil unseres Sommers. Campen, Cowboys gucken, barfuß laufen, Pferde reiten, Pony bespaßen, schlafen, lesen, Westernmusik hören – ich freue mich immer schon das ganze Jahr darauf 🙂

Dieses Mal wollten wir so richtig viel Zeit haben und sind schon den Sonntag vor dem eigentlichen Festival angereist. 8 Tage Zelten standen uns bevor. 8 Tage Sonnenbaden, entspannen und lange Spaziergänge.

Dachten wir.

Denn dann kam der Regen. Und der Wind. Und das Gewitter.

8 Tage zelten ist super. Aber nicht bei Unwetter und mit drei gelangweilten Hunden. Doch alles halb so schlimm. Ich zeige dir, wie du eine Woche mit drei Hunden in einem Zelt überlebst und dabei auch noch ein kleines bisschen entspannst.

1. Größe ist alles

Groß, größer, am besten? Bei der Wahl des Zeltes definitiv! Wir haben dieses Jahr aufgestockt und hatten ein CampFeuer® Tunnelzelt für vier Personen dabei. Darin hatten wir sowohl in der Schlafkabine als auch im Vorraum genügend Platz.

Außerdem konnten wir ganz bequem aufrecht im Zelt stehen. So eine Wohltat! Wirklich, das klingt vielleicht banal, aber achte darauf, dass du in deinem Festival-Zelt aufrecht stehen kannst und alles andere wird soo viel entspannter.

2. Trenne es ab

Der Schlafraum deines Zeltes sollte gut abgetrennt vom restlichen Teil sein. Warum? Schonmal drei Hunde durch Matsch und Schlamm rennen sehen? Ich will das nicht in meinem Bett haben 😉

So können die Hunde im Vorraum toben, wo du den Boden einfach abwischen kannst. Auf deiner Isomatte bleibt dann (fast) alles sauber.

Mit drei Hunden zelten

3. Safety first

Eine Sache, die uns bei der Wahl unseres Festival-Zeltes sehr wichtig war, ist ein rundum vernähter Boden. Wenn das Zelt zu ist, ist es zu. So kann auch nachts kein Hund heimlich entwischen.

Um den Hunden am Tag etwas Auslauf zu ermöglichen, haben wir um das CampFeuer® Zelt einen Schafszaun gestellt. Klar, die können da ohne Probleme drüber springen und sollten deswegen nicht unbeaufsichtigt dort sein.

Aber du musst zumindest nicht in jeder Sekunde ein Auge darauf haben.

Schafszaun für Hunde

4. Das Ding mit der Säule

Ich habe mich ja schon geoutet, dass ich von Outdoorfachbegriffen keine Ahnung habe. Aber was ich dir sagen kann, ist, dass unser CampFeuer® Tunnelzelt 5.000 mm Wassersäule hat.

Und wir hatten drei Tage lang Stark- und Dauerregen und 70 km/h Sturmböen. Das Zelt stand wie eine Eins und nirgendwo kaum auch nur ein bisschen Wasser durch. Achte also auf eine gute Wassersäule und versiegelte Nähte.

5. Platz für alle

Wenn du mit mehreren Hunden entspannt in einem Zelt wohnen möchtest, nimm auf jeden Fall für jeden Hund mindestens einen eigenen Schlafplatz mit.

Mein Sturmi findet es zwar toll, wenn andere Hunde mit dabei sind, aber nur, solange die ihm nicht auf die Pelle rutschen.

Wir haben uns nachts deswegen so sortiert, dass er ganz in der Ecke geschlafen hat, dann ich, dann die zwei Hunde meiner Freundin und dann Mareike selbst. So konnten alle gut entspannen.

Mit Hunden zelten

6. Beschäftigung, baby

Gerade bei doofem Wetter wollen deine Hunde beschäftigt werden. Nimm also auf jeden Fall genügend Leckerlies mit und unterhalte die Bande mit Tricks und Apportieraufgaben.

Zelten mit Hund

7. Schöne Aussichten

Weißt du, wie doof es ist, wenn du mit einem Pferd auf ein Festival fährst, es direkt neben deinem Zelt auf einem Paddock stehen hast und es dann nie siehst, weil du dich aufgrund von Starkregen in deinem Zelt verbarrikadieren musst?

Ich würde deswegen immer ein Zelt mit Fenstern nehmen.

So kann ich Egon immer sehen, wenn ich es möchte. Außerdem bekommst du noch ein bisschen mit, was um dich herum passiert, ob die Pferde ruhig sind, sich jemand einen Kakao kocht oder ein Baum umfällt 😉

Zelten mit Hund - Fenster

8. Reine Luft

Mit drei großen Hunden in einem Zelt kann es ganz schön stickig werden. Wir hatten deswegen jede Nacht die Fenster „offen“ also die Außenplane dort abgespannt.

So hatten wir wirklich immer gute Luft und es ist auch nichts im Zelt klamm geworden. Selbst bei dem krassen Unwetter ist trotz geöffneter Fenster kein Regen in die Schlafkabine gekommen.

– –

Nach 4 Tagen Regen kam dann übrigens die große Hitze 😉 War aber alles nicht schlimm: Wir hatten eine tolle Zeit, auch Egon hat sich wohl gefühlt.

Unser Camp war sowieso total klasse, wir hatten nette Leute um uns herum (außer vielleicht die jungen Herren hinter uns. An dieser Stelle sei noch einmal daran erinnert: Das ist ein Westernfestival, nicht Kölle Alaaf. Gna!).

Das Festival selber war wie immer super anzuschauen, mit tollen Turnieren und richtig guten Showacts.

Showact Rodeo

Unsere drei Hunde haben sich als Rudel ganz fantastisch benommen:

Milo, der bildhübsche Aussie, der mich jeden Morgen ganz unauffällig durch Schlecken über mein gesamtes Gesicht geweckt hat.

Polly, die verplante Nudel, die bei Gewitter gutgelaunt im Auto saß und sich wahrscheinlich immer noch fragt, warum wir denn nie losgefahren sind.

Und natürlich Sturmi, der kleine Waschbär, der am liebsten die ganze Zeit geschlafen hätte <3

Eine Woche zelten mit drei Hunde: Geht ganz hervorragend! 🙂

Hier das tolle Video einer Mitcamperin zum Rodeo 2015. Cool, oder? Wer ist nächstes Jahr auch dort?? 😀

Wo ist Egon??

Wo ist Egon__

Ich sitze auf einem fremden Pferd und reite über das Festivalgelände im Emsland. Ich gehe einkaufen. Ich liege schlafend im Zelt. Ich spiele mit meinem Hund in der Nähe eines Flusses. Alles scheint normal zu sein. Ganz alltäglich. Aber das ist nicht so. Denn: Wo ist Egon??

Es tut mir Leid, aber dieser Post muss einfach kurz sein. Er geht an all jene, die bei Facebook und Instagram immer wieder laut aufschreien, wenn ich es wage, ein Foto ohne meinen vierhufigen Begleiter zu posten. Sofort kommt von mindestens drei Leuten die empörte Frage: Wo ist Egon??

Ganz ehrlich Leute – wo wird der wohl sein?

So schockierend es sein mag: Aber ich bewege mich ab und zu ohne ihn fort. Fahre mal Auto ohne ihn. Nehme ihn nicht mit in meinen Schlafsack und auch nicht mit ins Einkaufszentrum. Manchmal habe ich sogar mit anderen Tieren zu tun. Unglaublich, oder?

Egon ist und bleibt ein Pferd. Und ein Pferd schläft nicht mit in einem Zelt. Und muss auch bei Gewitter nicht in den Kofferraum eines Autos gerettet werden.

So gerne wir uns gegenseitig mögen, kommen wir trotzdem auch mal ohne einander aus. Ziemlich gut sogar. Ich war in diesem Jahr auch ein Wochenende komplett ohne Tiere wandern. Einfach so. Nur weil es in meinem Blog um das Thema Wandern mit Pony geht, bin ich trotzdem nicht dazu verpflichtet, dies zu tun.

Weißt du, warum der Blog Verwandert heißt? Weil es ursprünglich überhaupt nicht um Egon gehen sollte! Ich wollte Wanderrouten vorstellen und GPS-Tracks zur Verfügung stellen. Mehr war gar nicht geplant.

Versteh mich nicht falsch: Ich finde es ja super cool, dass Egon nun so „berühmt“ und vor allem beliebt ist. Aber ich darf trotzdem auch etwas anderes tun, als mit ihm wandern zu gehen.

Wenn du Egon also erschreckenderweise mal nicht auf einem Facebook-Foto finden kannst, habe ich ihn weder ausgesetzt noch sonst irgendwie betrogen.

Er grast wahrscheinlich gerade friedlich auf irgendeiner Weide, zusammen mit netten Pferdekumpels und lässt sich die Sonne auf das Fell scheinen. Er muss nicht immer überall dabei sein und will es auch gar nicht.

Alles also kein Grund, um in Panik auszubrechen 😉

Natürlich weiß ich, dass solche Kommentare nicht böse gemeint sind. Aber ein Vorwurf schwingt doch immer mit. Wenn du Egon also wirklich so sehr ins Herz geschlossen hast, dass du ihn vermisst, wenn du ihn mal nicht auf einem Foto siehst (was ja prinzipiell toll ist), stell ihn dir einfach Gras mümmelnd auf einer Weide vor.

Denn da ist er vermutlich gerade. Wie es sich für ein richtiges Pferd gehört. Danke 😉

Unterwegs im Hohen Fläming

Wanderung Hoher Fläming

„Hallo, ich bin der Manni!“, strahlt uns unsere erste brandenburgische Bekanntschaft entgegen und schüttelt begeistert meine Hand. „Hier könnt ihr euer Pferdchen hinstellen, dort gibt es Wasser, seht ihr ja, den Hänger könnt ihr hier hinstellen oder ihr fahrt erst hinten durch und stellt ihn dann wieder hier ab, tut mir Leid, dass das Gras so vertrocknet ist, aber wir hatten hier ewig keinen Regen, braucht ihr noch was?“.

Ich bin begeistert bei so viel ehrlicher Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Auch Egon scheint es zu gefallen, er wiehert den benachbarten Schafen zu ehe er sich pflichtbewusst an die Vernichtung der noch bestehenden Grashalme macht.

Egon im Hohen Fläming

Wir gönnen ihm den freien Nachmittag und machen uns mit Sturmi auf dem Weg zum Naturparkzentrum, wo wir mit Frau Wittig, der Leiterin des Zentrums, verabredet sind.

Naturparkzentrum Hoher Fläming

Sie bespricht mit uns nicht nur unsere Route der nächsten Tage, sondern führt uns auch durch den Garten der Sinne – ein herrlich aussehender und duftender Ort mit Kräuterbänken, Wildblumenwiesen, Lehmbacköfen, einer Märchenmuschel und einem Sonnenschein-Autographen, der zeigt, wie lange am Tag die Sonne schien.

Naturparkzentrum Hoher Fläming

Außerdem bestaunen wir den Flämingladen, der voll mit flämingtypischen Produkten aus der Region ist und werfen eine Blick in die Wolfsaustellung, der unter anderem dem Gerücht nachgeht, Rottkäppchen sei eine Brandenburgerin gewesen.

Nach so vielen Eindrücken brauchen wir nun erst einmal eine kurze Pause und laufen zum Gasthaus Hemmerling nur wenige Häuser von Egons Weide entfernt, ebenfalls im Ort Raben.

Dort ziehen wir in einen gemütlichen Bungalow im Garten.

Gasthaus Hemmerling Raben

Doch so richtig viel Zeit zum Ausruhen bleibt uns nicht, denn ich bin immer ganz hibbelig, wenn es so viel zu entdecken gibt. Und so machen wir uns bald wieder auf den Weg, diesmal hoch zur Burg Rabenstein, wo wir uns bei dem anstrengenden Anstieg mit einem Stück Kuchen und einem Kaffee belohnen.

Burg Rabenstein Hoher Fläming

Während ich in einem Prospekt zum Pferdeland Brandenburg blättere beobachten wir aus den Augenwinkeln eine Schulklasse, die über den Burghof tobt. Klassenfahrt auf einer echten Burg – wenn das mal nicht cool ist. Die Klassenlehrerin verfolgt das Treiben ebenfalls vom Café aus und bestellt sich noch einen Tee. „Mit Rum, ja?“, fragt der gut gelaunte Wirt zwinkernd. Die Leute im Fläming werden mir immer sympathischer.

Abends haben wir dann das Gefühl, in das Dorf Raben schon eingezogen zu sein. Jeden vorbeifahrenden Autofahrer können wir grüßen. Ok, zugegeben kommen auch nur zwei Autos vorbei, aber die Quote überrascht uns dann doch 😉

Nach einem leckeren Abendessen im Gasthaus Hemmerling fallen wir später in unsere Betten.

Tag 1 – Raben nach Wiesenburg / Burgenwanderweg

Am nächsten Morgen strahlt die Sonne nur so vom Himmel und wir bauen schnell Egons Koppel ab und wandern los. Bei so einem Wetter kann doch gar nichts schief gehen, oder? „Hey, ihr lauft in die falsche Richtung!“ Bitte, was? Verwirrt stehen wir mit Manni über unserer Wanderkarte und drehen und wenden diese. Tatsächlich, Wiesenburg liegt in der anderen Richtung. Wir entscheiden uns, kein Risiko einzugehen und folgen lieber erst einmal dem Radweg.

Dieser stößt wenig später dann auch wieder auf den Burgenwanderweg und wir biegen in den Wald ab. Plötzlich streckt Sturmi seine Nase in die Höhe und zieht aufgeregt an der Leine. Ein ganzes Rudel Rehe läuft in einigem Abstand von uns entfernt in dieselbe Richtung mit. Auch eine Eidechse entdecken wir. Wildlife pur hier im Fläming!

Eidechse in Brandenburg

Ich genieße die absolute Stille. Wir laufen jetzt schon seit 3 Stunden und sind noch keinem Menschen begegnet. Wo sonst kommt man in diesen Luxus?

Eidechse in Brandenburg

Noch dazu sind die Sand- und Wiesenwege absolut angenehm zu laufen. Ich habe zwar Hufschuhe für Egon mit, doch brauche sie hier in der Natur gar nicht. Kein Vergleich zu meiner letzten Tour in der Sächsischen Schweiz.

Burgenroute Hoher Fläming

Einziges Manko: Es hat hier schon ewig nicht mehr richtig geregnet und das Gras ist ausgetrocknet. Egon schmollt deswegen ein kleines bisschen und ich bin froh, als wir dann doch ein Dorf und somit einen Friedhof mit Wasserhahn erreichen. Die Feldsteinkirchen sind hier übrigens auch super süß.

Feldsteinkirche Hoher Fläming

Kurz danach folgt dann mein persönliches Highlight des Tages. Völlig unerwartet taucht vor uns ein kleiner See auf und ich entdecke an einer Hauswand ein Eisschild. Ich glaube, das sind die schnellsten Schritte, die ich auf der ganzen Wanderung laufe 😀 „Verkaufen Sie hier Eis?“, rufe ich schon von weitem. „Ja, ich habe hier Eis und Saft und Sie können auch..“ „Wir bleiben hier!“, unterbreche ich etwas unhöflich die alte Dame und schmeiße meinen Rucksack auf den Boden.

Egon knabbert begeistert an dem hier etwas grüneren Gras und ich lege mich auf den Boden. Endlich aus diesen Schuhen raus und barfuß durch das Gras laufen. Herrlich!

Nach der Pause versuche ich Egon zu einem kleinen Bad zu überreden. Ohne Erfolg.

Baden im Hohen Fläming

Das Wasser ist ihm zu kalt und sowieso zu nass. Mit dem Hund versuche ich es gar nicht erst. So plansche ich ein bisschen alleine im See, ehe wir uns dann auf den weiteren Weg machen.

Wanderweg Hoher Fläming

Dieser führt uns bald durch den Schlosspark Wiesenburg und somit entlang von riesigen Rhododendren. Hast du gewusst, dass die so riesig werden? Ich dachte immer, das sind so kleine Büsche und bin umso begeisterter das Blütenmeer nicht nur neben, sondern auch über mir zu haben.

Schlosspark Wiesenburg

Nach einiger Zeit haben wir dann auch den riesigen Schlosspark durchquert und können endlich einen Blick auf das eigentliche Schloss werfen. Ich lasse mich auf eine Bank fallen. Uff, meine Füße tun nun doch ganz schön weh.

Schloss Wiesenburg

Ich rede mir ein, dass das natürlich nicht an meiner fehlenden Kondition, sondern am Sandboden liegt. Ist ja logisch, dass das Laufen schwer fällt, wenn man immer so wegsackt 😉

Zum Glück liegt direkt hinter dem Schloss unsere Unterkunft: Das Landei Wiesenburg. Wir werden vom Betreiber-Paar empfangen und dürfen Egons Zaun im Garten aufstellen.

Landei Wiesenburg Pension

Dann bekommen wir unser Zimmer gezeigt und ich falle vor Begeisterung fast vorne über. Es ist alles mega neu, groß und luxuriös. Das Bett ist riesig, die Badewanne ebenfalls und vom Fenster aus blicke ich auf mein Pony. Perfekter wird es nicht mehr!

Landei Wiesenburg Zimmer

Weil es schon spät am Abend ist, laufen wir schnell los zur Schlossschänke, wo wir noch lecker zum Abend essen. Danach setzen wir uns mit Irina, die Betreiberin des Landeis auf die Terasse und probieren noch regionales Fläminger Bier. Wieder auf dem Zimmer bin ich zwar todmüde, aber ich muss jetzt noch diese geniale Badewanne ausprobieren! Ich schlafe zwar fast im warmen Wasser ein, aber das ist mir jetzt so egal. So viel Luxus bekomme ich nicht so schnell wieder.

Tag 2 – Wiesenburg nach Bad Belzig und Lühnsdorf / Kunstwanderweg

Am nächsten Morgen ist der Himmel bedeckt und so bekommen wir unser Frühstück in der großen Küche – wieder mit Blick auf Egon.

Frühstück mit Blick aufs Pony

Dieser steht plötzlich mit gespitzten Ohren und wiehernd auf seiner Weide. Ich gehe nachsehen und tatsächlich: Vor dem Gartentor steht Steffen vom Tourismusverband Brandenburg, mit dem wir uns für den Tag verabredet haben. Gut, dass ich so ein aufmerksames Wach-Pony habe.

So machen wir uns heute zu dritt auf den Weg, die Südroute des Kunstwanderwegs entlang.

Dieser beginnt auch direkt am Ortsausgang von Wiesenburg mit meinem persönlichen Highlight: Die Kuheuter!

Kuheuter Wiesenburg

Während dieses Kunstwerk auf der Verwandert Facebook Seite für Irritationen sorgt und auch Egon nur mäßig interessiert ist, bin ich begeistert. Das ist doch mal witzige Kunst!

Egon und die Kuheuter

Der Weg führt uns jetzt weiter in den Wald und wir kommen ins Quatschen. Da merke ich, dass Egon hinter mir angestrengt den Hals nach links dreht und sich versteift. Auch nach drei weiteren Schritten scheint ihn irgendetwas zu irritieren und ich drehe mich um.

Da stehen drei Wölfe im Wald! Natürlich keine echten, sondern ein weiteres Kunstwerk. Wir haben es gar nicht gesehen und wären so daran vorbei gelaufen. Zum zweiten Mal an diesem Tag lobe ich mein wachsames Pony.

Wölfe Kunstwanderweg Fläming

Egon ist bei diesen merkwürdigen Staturen sichtlich irritiert. Sind die nun gefährlich? Springen die gleich los? Ich locke ihn an die Wölfe heran und er folgt mir skeptisch. Erst durch Klopfen auf die künstlichen Tiere kann ich ihm zeigen, dass ihm keine Gefahr droht. Kaum hat er das erkannt, folgt Versuch Nummer 2: Wenn es nicht gefährlich ist, kann ich es dann essen?

Im kleinen Ort Borne machen wir es uns zur Halbzeit im Café Flämingrose gemütlich, das mit einem echten Geheimtipp daher kommt: Selbstgemachte Baiser-Torte! Die ist sooo lecker!

Baiser-Kuchen

Egon habe ich auf einem kleinen Grasstück angepflockt, wo er mit hängender Unterlippe döst. Da parken zwei Autos vor dem Café und 8 Rentner kommen laut redend auf uns zu. Ehe ich noch etwas sagen kann, springt der erste zu meinem schlafenden Pony, zieht an seinem Schopf und schimpft „Der sieht doch gar nichts!“. Seine Frau ist derselben Meinung und fummelt ebenfalls an Egon herum. Es dauert eine Weile bis ich die Leute (die übrigens aus meiner alten Heimat, Bremen, kommen) von meinem Pony entfernt habe. Der stellt sich daraufhin genervt auf die andere Seite des Baumes und döst da weiter.

Da es nun an dem Pferd nicht mehr auszusetzen gibt, wendet sich der Ärger der 4 Rentner-Paare nun gegen einen Arbeiter, der anfängt das Gras neben der Straße zu mähen.

Ich hoffe so sehr für den Fläming, dass die Touristen, um die sich hier sichtlich bemüht wird, zukünftig andere Manieren zeigen. Sonst vergeht den sehr geduldigen Brandenburgern sicher auch irgendwann der Lust darauf.

Ich lasse mir meine gute Laune davon aber nicht verderben und so geht es für uns motiviert weiter und direkt hinter dem Ort auf efeuüberwachsenem Pfad entlang. Egon hat mit seinem Weidezaun etwas Überbreite und ich rangiere ihn vorsichtig durch die Baumstämme.

Wandern mit Pony im Fläming

Die Blumen neben den Feldern blühen wunderschön und machen die Aussichten so richtig perfekt.

Wildblumen Hoher Fläming

Wir laufen an weiteren Kunstwerken vorbei. Die einen abstrakter…

Kunstwanderweg Fläming

und die anderen etwas plastischer 😉

Kunstwanderweg Burg Rabenstein

Ziel unserer Tagesetappe ist die Burg Eisenhardt in Bad Belzig. Eigentlich war geplant, dass wir noch ein ganzes Stück weiter wandern. Doch diese Etappe wäre mit 29 km einfach zu lang gewesen. So trennen wir uns an der Burg von Steffen und werden von unserer Unterkunft, dem Landhaus Alte Schmiede, mit einem Pferdeanhänger abgeholt. Ist das nicht super nett?

Burg Eisenhardt

So fliegt die Landschaft zur Abwechslung an uns vorbei und wir können um halb 5 schon unser Zimmer in der Alten Schmiede beziehen.

Alte Schmiede Brandenburg

Egon steht für die Nacht auf einer Weide im Streichelzoo, was für große Augen bei den noch jungen Ziegen sorgt.

Um 5 Uhr nachmittags besucht uns dann Alexandra vom Tourismusverband Fläming und wir laufen noch eine kurze Strecke zusammen. So ohne Gepäck ist Egon plötzlich richtig schnell! Vielleicht will er aber auch nur möglichst bald wieder zurück auf seine Weide.

Egon auf der Weide an der Alten Schmiede

Den Abend lassen wir dann ganz entspannt im Restaurant der Alten Schmiede ausklingen. Hier gibt es ganz tolle Flämische Leckereien und ich lasse mir mein Fischfilet schmecken. Generell finde ich es toll, wie hier im Hohen Fläming so auf regionale Produkte geachtet wird. Jede Speisekarte informiert genau, was das Wild oder der Fisch herkommt, den man bestellen kann.

Essen Alte Schmiede

Tag 3 – Lühnsdorf nach Raben / Burgenwanderweg

Am nächsten Tag ist es dann wieder bewölkt und wir hoffen zusammen mit den Bewohnern des Flämings auf Regen. Nicht, weil wir gerne im Regen wandern würden, aber dem Boden würde es wirklich gut tun.

Einen kleinen Schauer gibt es dann sogar, den wir problemlos im Wald abwarten. Danach bleibt es leicht bewölkt, aber trocken.

Burgenwanderweg Hoher Fläming

Dieser letzte Wandertag ist mit seinen geplanten 12 km ein kurzer Erholungstag und so entschließen wir uns in Rädigke zu einem kleinen Abstecher. Rund um Neuendorf soll es nämlich ein sehr schönes Wandergebiet geben und das müssen wir natürlich testen.

Doch der erste Bogen ist eine Enttäuschung. Wir hören die ganze Zeit die lärmende Autobahn und von der Natur her ist dieser Abschnitt nicht wirklich hübsch. Um diese extra Kilometer jetzt nicht umsonst gelaufen zu sein, entschließen wir uns zu einem weiteren Abstecher von dem Abstecher.

Irgendwann ist dann klar, dass wir nicht mehr umdrehen werden 😉

Neuendorfer Rummel

So laufen wir dann endlich durch die Neuendorfer Rummel – ein „auffälliges schluchtartiges Trockental“. Und hier ist es jetzt auch wirklich nett. Farn wächst überall entlang des Weges, es ist wieder angenehm still und ich atme durch.

Neuendorfer Rummel Farn

Im nächsten Dorf, Garrey, machen wir eine kurze Mittagspause ehe wir uns dann auf den Rückweg machen. Jetzt laufen wir entlang eines Fahrradweges, drehen in Klein Marzehns noch ein paar unfreiwillige Extrarunden um die Kirche, ehe wir endlich wieder in den Wald verschwinden.

Feldsteinkirche Klein Marzehns

Die letzten Kilometer ziehen sich noch einmal so richtig und ich jammere. „Mir tun die Füße weh! Wie weit ist denn das noch? Ich kann nicht mehr! Laufen wir schon wieder im Kreis?“.

Radweg Hoher Fläming

Timo muss mich richtig überreden bei der Burg Rabenstein, die wir am Abend erreichen, noch ein Foto zu machen. Ich bin wirklich unglaublich kaputt.

Burg Rabenstein mit Pferd

Nicht so Egon. Während ich kurz die Augen schließe, untersucht er den Tisch nach Essbarem, stößt eine Blumenvase um und freut sich anschließend, dass diese beginnt, so lustig über den Tisch zu rollen. Nur ein beherzter Sprung von Timo kann ein Zerschellen der Vase verhindern.

Wir beschließen, das gefühlt 5-jährige Kind, wieder auf eine umzäunte Weide zu bringen. Also nur noch schnell den Berg hinunter. Doch da kommt uns eine Kindergarten-Gruppe entgegen. Ein Mädchen bleibt mit skeptischem Blick stehen: „Was macht ihr mit dem Pony? Warum muss das Pony alles tragen?“. Ich entschließe mich zum Gegenangriff: „Warum nicht?“. Etwa 5 Sekunden Stille. Da verzieht sich das Gesicht des Mädchens zu einem ungläubigen Staunen: „Seid ihr echte Cowboys??“. „Klar!“, antworte ich. Ich finde, Cowboy ist eine Lebenseinstellung und kein Beruf.

Nun geht es aber wirklich durch das Dorf Raben, am Naturparkzentrum vorbei und für Egon wieder aufs Gras.

Naturparkzentrum Hoher Fläming Gebäude

Wir beziehen nur schnell wieder unseren Bungalow und fahren direkt mit dem Auto zurück nach Rädigke, wo wir heute Mittag für unseren „kleinen“ Abstecher abgebogen sind. Eigentlich hätten wir hier Mittagspause machen wollen und so verbringen wir nun eben den Abend im Gasthof Moritz.

Der Hof wird seit 350 Jahren und inzwischen in der 11. Generation von der Familie Moritz geführt. Und das ebenso erfolgreich wie unkonventionell.

Zum Hof gehört nicht nur das Restaurant, ein Festsaal, eine Maschinenaustellung und eine Pension, sondern auch die Fläming Bibliothek. 3.000 verlagsneue Bücher in einem Ort mit nicht mal 170 Einwohnern. Kann nicht funktionieren? Nun, inzwischen kommen die Leute selbst aus Berlin hier auf das Dorf nur um sich in dieser süßen Bibliothek ein Buch auszuleihen, ins Schwätzen zu geraten oder sich mit Buch in den sonnigen Innenhof zu setzen.

„Bleibt verrückt. Verrückt ist gut!“, sagt auch wenig später Bernd Moritz zu uns, nachdem wir ihm von diesem Blog und unserem Leben erzählt haben. „Ich mache auch immer vieles anders. Das verstehen die Leute erst immer nicht. Aber am Ende zahlt es sich aus“.

Am liebsten würde ich ihn mitsamt aller Menschen hier im Hohen Fläming umarmen. Hier wird nicht gejammert, sondern umgesetzt. Nicht gemeckert, sondern gemacht. Nicht Unbekanntes angstvoll abgelehnt, sondern mit großen Augen bestaunt.

Der Hohe Fläming bietet vielleicht keine spektakulären Aussichten. Keine bekannten Badeseen und keine Gebirge. Was er aber bietet sind seine Menschen. Und die sind absolut einmalig!

Video

Mit dem Packpony durch die Sächsische Schweiz – Teil 3

10 Tage Sächsische Schweiz

Ich war gemeinsam mit Marie und ihrer Shetty-Stute Kessy 10 Tage lang in der Sächsischen Schweiz unterwegs. Lies hier Teil 1 unserer Wanderung und hier Teil 2.

Tag 8 – Krippenberg nach Papstdorf

Der nächste Tag soll unser Ruhetag werden und ich freue mich schon riesig darauf. Mein Körper macht zwar erstaunlich gut mit, aber ich merke, dass ihm eine kurze Pause doch ganz gut tun würde.

Doch leider wird aus der erhofften langen Pause nichts. Nach einer halben Stunde im Wald müssen wir umdrehen: Treppen. Und zwar so, dass sie mit Packponys einfach nicht zu überwinden sind. Wir laufen das ganze Stück zurück und anschließend einen großen Bogen durch die Dörfer.

Steine Sächsische Schweiz

Endlich kann ich Papstdorf, unser Tagesziel sehen. Doch wie kommen wir da hin? Die eingezeichneten Feldwege existieren schlicht nicht mehr. Schließlich bahnen wir uns unseren Weg durch das hohe Gras.

Beim Alten Gutshof in Papstdorf angekommen (hier kannst du meine Bewertung des Hofes lesen) warten schon die Reitkinder von Kessy auf Marie. Da wir einen halben Tag Pause eingeplant hatten, hätte das zeitlich eigentlich kein Problem sein sollen. So stelle ich Egon alleine in eine Box, während Marie mit Kessy wieder los möchte. Doch nicht mit Egon!

Er ist inzwischen so in die kleine Stute verschossen, dass er in Panik ausbricht und kurzerhand durch die Gitterstäbe springt.

Egon in der Box

Meine Gedanken schwanken zwischen einigen Schimpfwörtern und „Wow, ist der schlank geworden!“. So muss Egon im Außenpaddock warten, wo er die daneben am Gartentisch sitzende Familie eine Stunde lang mit Wiehern unterhält.

Das kann ich jetzt eben auch nicht ändern und entspanne solange im Innenhof des Gutshofes. Und wow, hier lässt es sich aushalten! Mia und Gerd, die Betreiber des Hofes, verwöhnen mich nach Strich und Faden. Während ich noch an meiner Holundersaft-Schorle schlürfe, stellen sie schon zwei frischgebackene Kuchen auf den Tisch.

Später kommt dann auch Marie wieder mit dazu und wir kugeln uns anschließend fast in unser Zimmer. Und überhaupt: Ein Zimmer! Ganz für uns alleine! Mal eine Nacht nicht im Zelt schlafen, sondern den Luxus einer echten Bettdecke und eines eigenen Badezimmers genießen. Und eines schnellen WLANs 😉 Sogar die Aussicht aus den Fenstern ist fantastisch – wir können Papstdorf, die Schrammsteine, den Papststein und den Gohrisch bewundern.

Aussicht Papstdorf

Begeistert habe ich es mir auf einem Sessel gemütlich gemacht und surfe durch das Internet. Doch zum Glück bleibt mir dafür gar nicht viel Zeit, denn wir sind eingeladen, den Abend mit Mia und Gerd sowie zwei der vier Kinder im Wintergarten zu verbringen.

Es wird gegrillt und für uns gibt es allerlei (vegetarische) Leckereien. Abgerundet wird alles mit einem Gläschen Sekt und einem Schoko-Fondue.

Ich bin begeistert. Nicht nur, dass das Essen natürlich bombastisch ist, sondern auch über die Art, wie der Hof aufgebaut und Instand gehalten wird. Mia und Gerd haben sich vieles selber beigebracht und halten jetzt Araber und Isländer, eine Rinderherde, machen ihr Heu selber, pflegen alte Obstbäume und –sträucher, können mir den Unterschied zwischen Rauch- und Mehlschwalben erklären und sind einfach unglaublich liebenswert.

Tag 9 – Papstdorf nach Rosenthal

Der Abschied am nächsten Tag fällt mir schwer, aber er wird dadurch versüßt, dass Clarissa von La Vida Colorista noch einmal mit dabei ist. Bei unserem letzten Shooting an der Brandaussicht hatten die Ponys kein Gepäck auf dem Rücken und heute soll auch dieser Aspekt des Wanderns festgehalten werden.

Packsattel Egon

Foto von La Vida Colorista

Da wir aber keinen Rundweg laufen, dreht Clarissa nach einiger Zeit um und läuft zurück zu ihrem Auto. Wir ziehen weiter – auf einem Weg, der kerzengerade durch den Wald verläuft.

In meinem Kopf verwischen die Erinnerungen. Was haben wir nochmal gestern gemacht? Und was den Tag davor? Ich kann mich an viele Eindrücke erinnern, aber nichts an einen Tag binden.

Pony in der Sächsischen Schweiz

Der Weg ist heute nicht besonders spannend, aber für mich gar nicht verkehrt, denn irgendwie habe ich mich in der letzten Nacht etwas erkältet. Typisch, da schläft man eine Nacht mal nicht im Zelt und schon wird man krank.

Aber ganz so schlimm ist es zum Glück nicht und wir erreichen relativ früh den Naturhof Ruppert in Rosenthal. Nach der wundervollen Nacht in Papstdorf ist das für uns allerdings wie ein kleiner Kulturschock.

Doch noch bin ich frohen Mutes, auch wenn wir eine Stunde lang auf die Hofbesitzerin warten müssen. In der Zwischenzeit zeigen mir zwei andere Wanderreiter, die kurz vor uns angekommen sind, den Hof. Da sinkt mir der Mut allerdings. Denn die Weiden sind alle belegt und der Stall besteht aus einem Schaf und einer Mist-Matte. Niemals stelle ich meinen Egon da rein.

Das sieht die Betreiberin des Hofes anders, als sie schließlich auftaucht. Nach etwas Diskutieren bekommen wir dann aber zum Glück den Vorgarten, in dem wir uns selbst einen Zaun ziehen dürfen. Hier mümmeln die Kleinen glücklich das hohe Gras und auch wir haben ein bisschen unsere Ruhe.

Pause mit Packpony

Tag 10 – Rosenthal nach Rathen

Erstaunlicherweise gibt es am nächsten Morgen sogar warmes Wasser in der Camping-Dusche und so starten wir doch sehr gut gelaunt in den Tag, während Egon noch etwas liegen bleibt.

Frühstück mit Egon

Unser Gepäck lassen wir auf dem Naturhof stehen und gehen so zügigen Schrittes voran.

Es stehen einige Kilometer auf dem Plan und wir wollen es unbedingt bis nach Rathen schaffen, wo wir am Nachmittag abgeholt werden. Marie treibt mich ganz schön an, doch inzwischen kennt sie mich so gut, dass sie mich mit Schokolade am Zielort locken kann.

Wandern Sächsische Schweiz

Egon läuft zum Glück wirklich super und so kommen wir sehr schnell voran. Das anstrengende Lauftempo wird uns außerdem durch einen Panoramablick auf den Pfaffenstein und die Barbarine versüßt.

Barbarine

Wir lassen kurz danach das Labyrinth, eine Felsformation hinter uns, das am Pfingstmontag von Familien mit Kindern nur so überseht ist.

Uff, dieses Tempo ist irgendwie nichts für mich, aber jetzt hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich möchte unbedingt das Endziel erreichen.

Wir haben noch einen tollen Blick auf die Festung Königstein bevor es dann wirklich an die letzten Kilometer geht.

Festung Königsfels

Wir lassen die Bärensteine und den Rauenstein links von uns, während wir rechts immer wieder auf den imposanten Lilienstein schauen. Eine ganz besondere Aussicht kommt dann kurz vor Ende unserer Etappe: Links von uns tut sich plötzlich der Startpunkt unserer Tour auf: Das Hotel an der Bastei. Unglaublich, dass wir dort erst vor wenigen Tagen standen und noch keine Ahnung hatten, was die nächsten Tage bringen würden.

Hotel an der Bastei

Am Ortsschild von Rathen muss ich das erste Mal jubeln. Irgendwie wäre jetzt eine Ziel-Einlauf-Musik passend. Wo ist dieser Querflötenspieler vom Schloss Pillnitz nur, wenn man ihn wirklich braucht?

So schleppe ich mich den letzten Kilometer bis zur Elbe, wo Egon sich erst einmal begeistert wälzt und ich Zeit habe, endlich die lang versprochene Schokolade zu verputzen.

Elbe Rathen

Als wir gerade aufbrechen wollen fährt sogar noch ein Schiff vorbei. Gut, dass Marie ihren Fotoapparat gleich parat hatte!

Schiff in Rathen Sächsische Schweiz

Kurz danach werden wir auch schon mit meinem Auto und Hänger wieder abgeholt. Noch schnell das Gepäck in Rosenthal holen und dann wieder auf die Weide von Kessy zurück.

Waren wir hier wirklich erst vor ein paar Tagen? Irgendwie ist in der Zwischenzeit so vieles passiert und ich fühle mich ganz verändert.

Zelten mit Pony

In der letzten Nacht fängt es dann noch einmal so richtig an zu regnen und am nächsten Morgen ist alles aufgeweicht. Doch statt mich zu ärgern, bin ich einfach nur unglaublich froh, was wir bisher für ein Glück mit dem Wetter hatten.

Dieses tolle Gefühl gemeinsam mit Egon 10 Tage gewandert zu sein und dabei so viel erlebt zu haben, hält auch noch an, als ich meine nassen Klamotten in meinem Auto verstaue.

Ich fühle mich vom Kopf her unglaublich entspannt und frei und körperlich bin ich, von der Erkältung mal abgesehen, vermutlich so fit wie schon lange nicht mehr.

Außerdem freue ich mich, dass ich mit Marie so eine tolle Reisebegleitung hatte. Ihre Stute Kessy ist natürlich sowieso ein Traum, aber auch bei uns hat es zwischenmenschlich einfach super funktioniert und ich finde, wir haben uns perfekt ergänzt. So packe ich nach 10 Nächten mein kleines Zelt zusammen und muss beim Gedanken an Maries erste Worte grinsen.

Header-Foto von La Vida Colorista

Auf dem Weg zum Packpony: Sommerarbeit

Sommerarbeit mit Packpony

*Beitrag von Julia von Mit Muli und Pferd*

Jetzt in der Sommerzeit bin ich natürlich viel unterwegs mit den Pferden und Maultieren. Und auch du hast sicherlich Zeit und Lust weiter an der Ausbildung deines Packponys zu arbeiten, oder? Am besten verlegst du die komplette Arbeit nun nach draußen und baust beim Spazierengehen gezielt einige Übungen ein.

Hast du beispielsweise einen Weg, der an den Seiten eine Böschung hinauf oder runter geht? Perfekt! Los geht’s den Buckel rauf oder runter und wieder zurück – das trainiert nicht nur das Pony sondern auch dich! 😉 Wenn dir dein Pony am lockeren Strick folgt, ist diese Übung sicher überhaupt kein Problem für euch.

Das Führen hast du doch geübt, oder? 🙂

Wenn das gut klappt kannst du diese Übung noch wie folgt variieren:

  • das Pony auf dem Weg warten lassen und selber erst den Hang bewältigen und dann das Pony folgen lassen
  • genau umgekehrt: das Pony vorgehen lassen, anhalten und dann selber folgen
  • genau in der Böschung anhalten (bergauf und bergab)

Böschungsuebung

An Straßen würde ich das lieber nicht üben, da es mit Verkehr zu gefährlich ist und gerade in den Gräben auch oft Müll liegt. Such dir lieber ruhige Wege, auf denen du und dein Vierbeiner ungestört seid.

Wir haben für unsere Übungen auch einen Erdhaufen genutzt, da trainiert das Pony gleich die Coolness mit, die es braucht, wenn es mal rutschig wird. Vielleicht gibt es ja bei dir ja ein Neubaugebiet mit solchen Erdhaufen, auf denen du mit Einverständnis der Eigentümer mit Deinem Pony üben darfst? Dann los!

Gina auf dem Erdhaufen

Bei uns gibt es viele Steine und an manchen Stellen sind die Steine zu kleinen Hügeln aufgetürmt. Auch da übe ich mit den Tieren drüber zu gehen. Schön langsam natürlich.

Lukas auf Stein-Trail

Super üben kannst du auch Treppen.

Vielleicht hast du welche in der Nähe, an denen du mit deinem Pferd üben kannst? Ich bin in unser Städtchen gelaufen und hab dort an einem Supermarktparkplatz meine Übungstreppen gefunden. Verbunden mit Eisessen ist das auch für uns ein lohnender Spaziergang und das Pony übt an Straßen zu laufen und zu warten.

Vergiss aber bitte nicht, dass die Grundlagen des Führens bei Euch, also Pony und Mensch, sitzen müssen, bevor ihr euch zusammen in den öffentlichen Verkehr begebt.

Einfache Stufen finden sich auch sonst im Gelände. Bei uns war es einfach die Befestigung an der Zufahrt zu einem Fahrsilo. Auch dort kannst du wieder das Anhalten in jeder Situation üben. Damit übst du, dass sich das Pony nachher auch in allen möglichen Situation anhalten lässt (ist z.B. wichtig falls du später mal mit den Packtaschen irgendwo hängen bleibst).

Treppentraining Pferd

Wir haben auf unserer Reitwiese zum Üben außerdem einen Steg aufgebaut.

Vielleicht findest du etwas ähnliches ja auch so in deiner Umgebung. Oder du legst einfach Bretter auf den Boden und übst damit. Dann sind Brücken für dein Packpferd auch nicht mehr so gefährlich.

Pony auf Steg

Ich war mit Egon im letzten Jahr auf einem Extreme Trail, wo ich auch einen Steg, eine Hängebrücke, ein Baumstamm-Mikado und vieles mehr geübt habe. Hier findest du den Bericht dazu.

Eine tolle Übung während deiner Spaziergänge sind auch Begegnungen mit anderen Tieren. Spannend kann da beispielsweise ein Besuch im Kuhstall sein.

Tigra am Kuhstall

Während Gina, die ältere meiner zwei Ponys, völlig gelassen, sich sogar von einer Kuh die Nase ablecken ließ, hielt sich Tigra doch lieber auf Abstand.

Ich zwinge sie dann nicht näher dranzugehen, sondern wiederhole die Kuhstallübung dann lieber am nächsten Tag noch mal. Wir sind ja im Training. Da ist es wichtig, dass das Pony vor allem lernt, dass es toll ist mit den Menschen unterwegs zu sein. Mit positiver Verstärkung kommen wir da weiter als mit Zwang.

Übrigens gilt auch hier: Vorbeilaufen ist einfacher als stehen zu bleiben und zu warten! Zuerst also mal vorbeilaufen. Wenn dein Pony ganz cool ist, ist das Stehenbleiben natürlich kein Problem. Ansonsten loben, wenn dein Pony vorbeiläuft und dann beim nächsten Mal langsamer oder mit kleiner Pause probieren und dann bis zum gelassenen Stehen steigern.

Ein gelassener Kamerad hilft zusätzlich bei ängstlichen Ponys.

Gina und die Kuh

Schau doch einmal mal, welche Möglichkeiten es bei dir in der Landschaft zum Üben gibt. Bei allen Übungen gilt natürlich: In kleinen Schritten vorgehen und immer viel loben!

Ob du dabei mit Leckerli belohnst oder nicht, hängt vom Pony und von deiner Meinung dazu ab. Ich habe viele, bei denen es super klappt, wenn sie mit Fressbarem belohnt werden. Aber es gibt auch Tiere, die dann ganz schön unverschämt werden.

Vor allem, wenn du im „Gelände“ (also in freier Landschaft oder in Orten) übst, achte auch darauf keine anderen Menschen zu stören und genug Zeit zu haben in kleinen Schritten vorzugehen.

Auf geht’s! 🙂

Dies ist ein Beitrag meiner Co-Autorin Julia. Julia ist selbstständige Wanderrittführerin und besitzt dafür 12 Maultiere und 6 Pferde, von denen sie viele selber ausgebildet hat. Auf ihrer Seite kannst du mehr über ihre Arbeit, Kurse und Touren erfahren.