WTF is Säumen? Oder: Was ich jetzt professionell mache

Säumen mit Packtier

Das rechte in die Mitte, das neue rechte nach ganz links, dann unterdurch, strammziehen – hah! Stolz halte ich eine Schlaufe in der Hand und fühle mich wie ein erfahrener Segler. Ich wusste doch, dass das mit den Knoten nicht so kompliziert sein kann!

Allerdings sitze ich nicht auf einem Segelboot, sondern in einem Pferdestall und ich knote auch keine Seile an einen Mast, sondern an einen Packsattel.

Timo und ich haben uns für das Wochenende zu einem Säumer-Kurs in Bayern angemeldet. Säumen? Keine Sorge, ich kannte das Wort auch ewig nicht. Säumen bedeutet einfach nur das Wandern mit Packtier.

Also das, was ich sowieso schon die ganze Zeit mache. Doch jetzt wollte ich das gerne nochmal so richtig lernen:

Wie befestige ich mein Gepäck noch besser am Sattel? Wie führe ich Egon steile Berge hinauf? Wie werden Pferde an einem Hochseil genau befestigt?

Diese Fragen sollen jetzt in Verbindung zu einigen Praxisübungen geklärt werden. Doch erst einmal muss ich knoten. Und knoten. Und knoten. „Säumer sind die Leute mit den meisten Knotenkenntnissen“, erklärt Björn Rau, der den 2-tägigen Wochenendkurs gemeinsam mit Tina Boche von der Säumer Akademie organisiert.

Säumen Knotenkunde

Säumen: Tag 1 des Kurses

Ich hatte das mit dem Knoten und Gepäckbefestigungen austüfteln bisher immer Timo überlassen und komme leicht ins Schwitzen. An welchem Seilende muss ich jetzt nochmal ziehen? Ich nehme das nächstbeste und wickle mir prompt alles um meine Hand. Schnell schüttele ich das Seil-Chaos ab und gucke betont unbeteiligt. Wie peinlich!

Gut, dass ich das mit den Knoten noch den ganzen Tag weiterüben werde.

Jetzt geht es erst einmal direkt ans Pferd. Tina hat ihre 6 Haflinger und einen Criollo auf den Reitplatz gebracht, wo sie uns jeden einzeln vorstellt. Als es dann soweit ist und ich mir einen aussuchen soll, habe ich prompt wieder alles vergessen. Wer war nochmal der mit der breiten Blesse? Und ist das hier der junge Clown oder das erfahrene Anfängerpferd?

Säumen lernen beim Säumer Kurs

Doch die Entscheidung wird mir abgenommen. Kaum stehe ich auf dem Reitplatz, schmiegt ein Hafi seinen Kopf an mich. „Der hat sich mich ausgesucht!“, kann ich mir nicht verkneifen. Es ist Milan, der Herdenchef, wie ich später erfahre.

Gemeinsam mit Milan und all den anderen Pferden und Säumern geht es nun in den Wald. Über Baumstämme, um Bäume rum, mal links, mal rechts. Keine wirkliche Herausforderung für mich, aber die wirklich schwierigen Stelle können wir aufgrund des von starkem Regen aufgeweichten Boden nicht laufen.

Säumen Führübungen

Doch irgendwie ist auch dieses Führtraining recht anstrengend, sodass ich froh bin, als wir zum Mittagessen wieder zurück sind.

Doch zuerst nutzen wir das entfachte Feuer, um unsere Holz-Frühstücksbrettchen mit einem original Säumer Brandabzeichen zu versehen. Ich fühle mich in meine Australien-Zeit zurückversetzt, wo ich echte Kälber gebrandmarkt habe. Da sind mir die Holzbretter jetzt schon lieber.

Brandzeichen Säumer Akademie

Dann gibt es endlich Essen! Tina backt Pizzateig auf dem Feuer, das so richtig schön köstlich nach Cowboyessen schmeckt (und das meine ich rundum positiv!). Dazu gibt es Linsensuppe, Brot, Käse und Avacadocreme. Ich bin glücklich und satt.

Echtes Säumer Essen

Doch viel Zeit zum Ausruhen bleibt nicht, denn schon versammeln wir uns um ein geduldiges Holzpferd und Björn holt den ersten Packsattel. Ein Sawbuck. Er erklärt, ob und wie die Trachten eingestellt werden können, damit diese perfekt auf den Pferderücken passen.

Militärsattel für das Säumen

Einen Sattel nach dem anderen schauen wir uns im Detail an und ich staune, was es alles für verschiedene Packsatteltypen gibt. Sawbuck, Decker, Schweizer Militär von 1907, Schweizer Militär aus irgendeinem anderen Jahr… Dazu die vielen unterschiedlichen Packtaschen und –boxen. Das ist wirklich eine Wissenschaft für sich!

Damit wir auch wirklich lernen, wie ein Packsattel auf dem Pferderücken sitzen muss, legen wir nun der Mulidame Honey nacheinander alle Sättel auf. Ich stecke meine Hand unter den Sattel im Schulterbereich, überprüfe die Trachten am Rückenende und fühle mich furchtbar fachmännisch.

Säumen Packsattel anpassen

Nachdem wir alle jeden Sattel auf dem Mulirücken überprüfen durften, sollen wir uns in der Gruppe für einen entscheiden. Unsere Wahl fällt auf den Decker. Diesen Sattel passen wir anschließend richtig an und laden zum Test eine kleine Last auf.

Fertig. Sowohl das Bepacken, als auch Honey, die diese Übung ganz muli-typisch für ziemlichen Blödsinn hält. Ich bin jetzt auch kaputt und freue mich auf die gemeinsame kleine Brotzeit.

Die meisten der angehenden Säumer gehen anschließend noch in ein Restaurant, doch ich sehne mich nach dem gemütlichen Sofa in unserer Unterkunft.

Diese haben wir schon am Vortag bezogen – den Gut Herrlehof, nur 20 Minuten von dem Kursort entfernt.

So lümmeln Timo und ich abends gemütlich in unserem Apartment, lassen den Fernseher laufen (wir haben ja zuhause keinen) und posten die ersten Fotos auf Facebook.

Säumen: Der zweite Tag

Der nächste Tag beginnt wieder pünktlich. Zuerst sollen wir das Packen und Basten weiter üben. Also heißt es wieder: Knoten. Das klappt bei mir schon ziemlich gut, auch wenn ich noch überfordert bin, die Knoten auch direkt am Sattel einzusetzen. Gut, dass immer jemand bereit ist, um einzugreifen, wenn ich Gefahr laufe, mich im 14 Meter Seil zu verheddern 😉

Packsattel packen beim Säumen

Ich übe den Basket Hitch, weil das eine Knotentechnik ist, von der ich am ehesten glaube, sie bei Egon einzusetzen. Immer und immer wieder befestige ich ein Strohbündel am Sattel, den ich auf eine Bierbank gelegt habe.

Bevor wir uns wieder an die Pferde wagen, gibt es Mittagessen. Ich mache in einer Schale über dem Feuer Spiegeleier. Dazu gibt es Brot mit Käse und Wurst.

Outdoor Cooking und Säumen

Jetzt beginnt der Teil des Säumer Kurses, auf den wir seit dem Vortag hinarbeiten: Das richtige Säumen.

Wir satteln und beladen drei Pferde und ein Muli und los geht’s. Heute habe ich Rocky als Partner, der deutlich langsamer läuft als am Vortag Milan. Und als der Rest der Gruppe. Ganz schön anstrengend, ihn immer wieder zum Laufen zu animieren.

Dafür ist er im Wald einfach ein Schatz. Wir sollen die schwer bepackten Pferde durch Engstellen dirigieren und er hört wirklich aufs Wort. Mit so einem großen Pferd und so wuchtigem Gepäck zu wandern ist schon nochmal ein anderes Gefühl als mit dem kleinen Egon.

Säumerkette

Ich merke wieder einmal, wie wichtig hier gutes Bodentraining ist. Du brauchst wirklich ein Pferd, das sich durch Stimmkommandos von überall aus führen und vor allem anhalten lässt. Es muss von der Seite ebenso führbar sein wie von vorne und von hinten.

Wandern mit Pferd ist eben nicht einfach nur laufen.

Es setzt eine gute Kommunikation mit dem Partner auf vier Beinen voraus.

Säumen mit Packpferd im Wald

Unser Fazit zum Säumer Kurs

Am Ende des Säumer Kurses bekommen alle Teilnehmer ein Zertifikat. Ich bin jetzt also offizieller Säumer. Yeah 🙂 Die VfD überprüft übrigens gerade, Säumen als eigene Sparte aufzunehmen. Dann kann ich mein Zertifikat sogar anrechnen lassen.

Abends fahren Timo und ich voller Eindrücke wieder nach Hause So viel neues Wissen und Ideen. Ich kann dir den Säumer Kurs wirklich nur empfehlen, wenn du vorhast, ernsthaft mit deinem Tier auf Wanderschaft zu gehen.

Zukünftige Termine werden auch immer von der Säumer Akademie auf deren Facebook Seite bekannt gegeben.

Das Video zum Säumen

Und weil bewegte Bilder immer nochmal viel mehr sagen hier ein Video vom Säumer Kurs:

Könntest du dir vorstellen, so einen Kurs zu machen?

Warum ich beim Reisen gerne schummle (und wann die Grenze überschritten ist).

Psst!

Schummeln beim Reisen. Geht das überhaupt? Gibt es beim Reisen ein richtig und ein falsch?

Diese Frage kam mir, als ich das Buch Abenteuer Deutschland – Mit dem Pferd von der Zugspitze nach Sylt gelesen habe.

Sechs Reiter sind dabei acht Wochen lang unterwegs durch ganz Deutschland. Herausgekommen ist ein grandioser Bildband. Der Initiator dieser Reise ist Fotograf mit dem Ziel, seine Heimat auf eine neue Art und Weise durch die Kamera zu erleben und festzuhalten.

Das ist ihm durchaus geglückt und du kannst in dem Bildband traumhafte Fotografien finden.

Die Reise selber aber hat mich fragend zurückgelassen.

Wie abenteuerlich ist es, mit dem Pferd zu reisen, wenn alle Unterkünfte von einem im PKW mitfahrenden Teammitglied organisiert werden?

Wie naturnah reise ich, wenn eben dieser PKW einen Hightech Trailer mit sich zieht, der neben Steckdosen für die Smartphones auch genug Platz für Feldbetten bereit hält, sollte das Wetter zu schlecht zum Zelten sein?

Wie selbstbestimmt reise ich, wenn jeden Abend für mich gekocht und mir vor dem Losreiten beim Aufräumen geholfen wird?

Ich möchte damit jetzt auf keinen Fall das Projekt in irgendeiner Weise schlecht reden. Doch gerade nach dem vorherigen Lesen von Land und Lotte oder gar Vagabonda war ich von Pferdewanderungen anderes gewöhnt.

Und da stellt sich mir die Frage: Gibt es ein richtig und ein falsch? Haben die sechs Wanderreiter bei ihrer Reise geschummelt? Und wenn ja, mache ich das nicht auch?

Schummeln beim Wandern mit Pony

Ich plane nämlich gerade eine Reise durch die Sächsische Schweiz. 10 Tage zusammen mit Egon, begleitet von einer lieben Leserin und ihrem Pony. Kann doch nicht so schwer sein. Dachte ich.

Motiviert haben wir uns tolle und ponytaugliche Strecken überlegt, nur um dann gesagt zu bekommen, dass im Nationalpark Sächsische Schweiz das Führen (!) von Pferden verboten ist. Ich meine: Was?!

Egon wiegt maximal 150 Kilo, die im Gegensatz zu einem kräftigen Menschen auf vier statt zwei Beinen verteilt ist. Wirklich schnell sind wir nicht unterwegs. Da wir nur breite Wege laufen wollen, sind wir auch kein Hindernis für andere. Und für die Hinterlassenschaften der Hotties habe ich eine Faltschaufel dabei.

Liebes Sachsen: Wo ist da euer Problem?

Nun gut, wir haben dann die Strecke umgeplant. Laufen wir halt einen ganzen Tag entlang einer Hauptstraße. So schnell wollten wir uns nicht abschrecken lassen.

Nachdem die neue Route stand, ging es um das Organisieren von Unterkünften. Der neu auserkorene Weg führt größtenteils auf einem Reitweg entlang (ist schließlich die einzige Möglichkeit mit Pferd durch die Sächsische Schweiz zu kommen. Und ja, genau dieser Reitweg führt an der Straße entlang).

Da sollte man doch meinen, dass Wanderreitstationen uns aufnehmen können.

Ranch Eschwege

Von fünf angefragten Höfen (wir wollen auf manchen zwei Nächte bleiben), kamen direkt zwei Absagen.

„Anfang Juni haben wir Gruppen auf unserem Hof und daher keine Kapazität mehr für weitere Gäste.“

„Wegen unseres Hoffestes, haben wir in dem von Ihnen gewünschten Zeitraum leider keine Kapazitäten.“

Auch auf meine Bitte, dass wir wirklich nur eine Wiese bräuchten und dort gerne unseren eigenen Wanderreitzaun und Zelt aufbauen würden, wurde nicht eingegangen.

„Promotion über Social Media Kanäle ist eh nicht unser Ding.“ Super, die haben ja total verstanden, was ich mache. Nicht. (und nein, ich wollte die Unterkunft nicht kostenlos.)

Und genau in so einem Moment, macht das Planen der eigenen Tour irgendwie keinen Spaß mehr. Du planst und tüftelst, planst um und tüftelst neu, nur um dann die Tour doch irgendwie verschieben zu müssen. Hoffentlich. Denn so richtig viel Zeit wann anders habe ich nicht. (Update: Inzwischen haben wir die Tour 2 Wochen nach vorne verschoben und lassen uns zwischendurch eine Strecke mit dem Anhänger fahren. Am 16. Mai geht es los.)

Wandern mit Pferd

Und genau deswegen werde ich dieses Jahr auch beim Reisen schummeln. Und freue mich darüber.

Im Juni geht es für Timo, Egon und mich nach Brandenburg. Und ach, da ist alles so viel einfacher. Nicht nur, dass wir dort überall mit Pony langlaufen dürfen.

Die Reise wird für uns auch komplett vom Bundesland Brandenburg geplant.

Kein aufwändiges Aussuchen der Unterkünfte. Kein ständiges Umplanen der Route. Keine Angst, dass die Strecke nicht pferdetauglich oder gar langweilig ist.

Wir müssen einfach nur mit Auto und Hänger nach Brandenburg fahren, dort 5 Tage wandern und anschließend zurück fahren.

Der Nachteil?

Irgendwie fühlt sich das nicht so wirklich abenteuerlich an. Es ist fast zu behütet. Zu einfach.

Doch ganz ehrlich: Bevor ich dieses Jahr gar keine langen Touren laufe, lasse ich mir gerne von Bundesländern helfen. Die wissen wenigstens genau, welche Strecken sich wirklich lohnen. Und kriegen sicher auch nicht so schnell eine Absage von Unterkünften.

Pferde Unterkunft

Neben Brandenburg werde ich auf diese Weise auch Hessen, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern besuchen.

Ich freue mich schon riesig!

Natürlich sind diese Touren kein reiner Urlaub für mich, sondern die Bundesländer erwarten als Gegenleistung auch eine bestimmte Berichterstattung. Das bedeutet: Live Berichterstattung von den Wanderungen, dafür sorgen, dass jeden Tag genügend Foto- und Videomaterial entsteht und im Anschluss ziemlich direkt ein ausführlicher Blogpost.

(Ja, das ist Arbeit. Manchmal sogar richtig stressige.)

Arbeiten beim Wandern

Und klar: Irgendwie sind solche Reisen nicht so verwegen wie eine „Ich laufe jetzt einfach drauf los“-Tour. Ich mache im Prinzip jetzt genau das, was ich bei dem Buch Abenteuer Deutschland kritisiert habe. Ich schummle. Ich lasse andere die Vorarbeit für mich machen. Und vergebe damit die Chance, meine eigenen Organisationsfähigkeiten zu stärken.

Karte lesen

Doch ich finde, manchmal darf man auch schummeln, oder?

Und darf nicht jeder letztlich so reisen, wie er möchte? Ist eine Reise, die von jemand anderem organisiert wurde, weniger wert?

Wie siehst du das? Schreib mir doch einen kurzen Kommentar – ich würde mich freuen!

Dinge, die wir im Leben wollen: Pferde!

 

Verlosung

Ok, nun ist es amtlich: Ihr seid alle genauso verrückt wie ich! 😀 Gestern Vormittag hatte ich die Idee zu einem Facebook Post. Ich habe überlegt: „Was sind die Dinge, die ich im Leben will?“ Also so richtig wirklich will.

Pferde.

Und so ein bisschen drumherum 😉

Ich dachte mir, dass der Post vielleicht ein paar Likes und Kommentare bekommt. Doch dann kamt IHR!

Beitragsreichweite-Pferde

Über 100.000 erreichte Personen! So viele nette und lustige Kommentare! Ihr seid der Knaller! Und deswegen möchte ich mich bei euch bedanken und euch etwas zurückgeben.

Mit dem passenden Mann, der Pferde liebt und zudem stinkreicher Tierarzt ist, kann ich leider nicht dienen 😀

Aber was braucht man, wenn man so viele Pferde hat? Gutes Equipment, Futter und Wissen natürlich. Und da haben sich ganz spontan tolle Sponsoren gefunden.

1. 30% auf deine komplette Bestellung bei SABRO

2. 50 Euro Gutschein von Krämer

3. Ein Buff Schlauchtuch von Procavallo

4. Bachblütenberatung von Two-Toned

5. Furminator XL (prima auch für Pferde geeignet) von Hund-unterwegs.de

6. Natur Pur prebiotisches Mash von Natürlich Pferd

7. Lehrvideo „Gymnastik für den Reiter-fit für den Sattel“ von Hippovital

8. Reiter-Warnweste von Fair Riding Corp

9. Gymbag mit Pferdedruck vom Pferdeliebe-Shop

Und diese tollen Dinge möchte ich nun an euch weitergeben!

Also, mach schnell mit, damit du die Punkte 1-10 der Liste auch bedenkenlos abhaken kannst:

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So planst du eine erfolgreiche Fernwanderung – Alle Tipps und zu klärenden Fragen (Fernweh inklusive)

Fernwanderung Planen

Gastartikel von Jessie von BUNTERwegs.com

*

Du liebst es zu Fuß unterwegs zu sein? Du willst die Magie abseits der heimischen Komfortzone spüren? Dir reicht es aber nicht mehr, nur ein paar Tage unterwegs zu sein und du willst mehr? Dich reizt eine Fernwanderung, du weißt aber nicht, wo du überhaupt anfangen sollst?

Dann findest du hier Antworten auf Fragen (und noch mehr Fragen als du eh schon haben wirst), die dir helfen werden solch einen Traum in die Realität umzusetzen.

Schritt für Schritt von der Idee bis zur Umsetzung deiner Fernwanderung

Schritt 1 zur perfekten Fernwanderung: Erst mal einen Überblick verschaffen

Fernwanderweg

Anfangs wirst du eine Reihe von Fragen haben, die Antworten suchen.

Mögliche Fragen (als Anregung) beim Plan deiner Fernwanderung können sein:

  • Allein, zu zweit, mit der Familie oder mit Tier(en)?
  • Wie lange möchte ich bei der Fernwanderung unterwegs sein?
    Nur ein paar Wochen? Monate? Oder gar ein Jahr oder mehr?
  • Wird es eine bereits existierende Fernwanderroute oder werde ich meinen eigenen Weg gehen?
  • Welche Länder / Regionen will ich überhaupt durchwandern?
  • Flugtickets?
  • Wie viel Geld benötige ich (laufenden Kosten + Kosten unterwegs)?
  • Bezahle ich z.B. einen Kredit ab?
  • Wie schnell kann ich das benötigte Geld auftreiben (was kann ich monatlich zurücklegen)?
  • Benötige ich Visa?
    Und wenn ja, wann muss ich mich darum kümmern?
  • Welche Impfungen benötige ich bei meiner Fernwanderung?
  • Was muss ich vorher erledigen und was geht von unterwegs?
    Versicherungen, Telefon, Abos, .. kündigen?
  • Wohnung: Kann ich Möbel, Kleidung etc. irgendwo unterbringen? Oder verkaufen?
  • Wer kümmert sich um die Post?
    Oder um andere organisatorisch / finanzielle Angelegenheit?
  • Welche Ausrüstung für die Fernwanderung muss ich mir ggf. noch anschaffen? Wie lange brauche ich die fehlende Ausrüstung zu beschaffen (Kostenfaktor)?
  • Sprachen lernen: welche? Und wie?
  • Was für Unterlagen bzw. Dokumente benötige ich?
  • Bin ich fit genug oder muss vorher gezielt trainiert werden?

Diese oder ähnliche Fragen helfen dir dabei herauszufinden: Wie lange die Fernwanderung dauern wird und wie lange du in etwa für die Vorbereitung benötigen wirst.

Bist du mit der Familie oder mit Tieren unterwegs, wirst du sicherlich noch eine Reihe von weiteren Fragen haben.

Du hast dir einen Überblick verschafft und brennst immer noch für deine Fernwanderung?

Glückwunsch! Nun kannst du erst mal deinen ganzen Mut zusammen nehmen und deiner Familie und Freunden von deinem Plan erzählen!

Und dann? Recherchiere über deine Fernwanderung!

Fernwanderung Recherche

Sammle alles, was du über die Route oder das Land / die Länder in die Finger bekommen kannst.

Reiseführer, Reisegeschichten, Bildbände, Ratgeber, Online – Routenplaner … du musst nicht für alles Geld ausgeben. Fahr einfach in eine Bibliothek und kopiere dir interessante Passagen.

Tausche dich mit Gleichgesinnten aus. Frage andere Fernwanderer nach Tipps und Hilfe. Besuche Foren. Lese Blogs.

Welche Fragen du dir bei der Recherche zu deiner Fernwanderung stellen solltest?

  • Einreisebestimmungen?
  • Derzeitige politische Lage?
  • Was will ich in dem Land unbedingt sehen?
  • Wie lange werde ich brauchen bis ich durch das Land durch bin?
  • Wohin kann ich ausweichen, wenn die Lage dort zu brenzlig ist?
  • Wie sind die Camping – Bestimmungen in dem Land?
    (du darfst dein Zelt nicht überall aufschlagen)
  • Klima und damit beste Reisezeit bei deiner Fernwanderung? Das bestimmt dann in etwa den Start deiner Wanderung
  • Eigene Route geplant > Welche interessanten Wanderwege gibt es in den Ländern und komme ich dort vorbei?

Tipp: Fange jetzt schon an Geld zu sparen!

Schritt 2: Welche Anschaffungen müssen vor der Fernwanderung gemacht werden?

Abhängig von deiner Vorerfahrung wirst du dir mehr oder weniger noch Equipment anschaffen müssen.

Zur Grundausrüstung für eine Fernwanderung gehören folgende Gegenstände:

  • Rucksack (z.B. der Lightwave Ultrahike 60)
  • Zelt (z.B. das Marmot Amp2)
  • Schlafsack
  • Isomatte
  • Outdoor-Küche
  • Wanderstiefel
  • Generell Wanderausrüstung wie Shirt, Hose, Jacke, Socken, …
  • GPS-Gerät

Solltest du schon Equipment besitzen, frage dich an dieser Stelle: Besteht die Möglichkeit es in Hinsicht auf Gewicht noch zu optimieren?

Tipp: Schreibe am besten alles was noch benötigt wird auf.

Informiere dich hier ebenfalls ausgiebig durch Kontakt zu Gleichgesinnten, Blogs oder in Foren.

Schritt 3: Welche laufenden Kosten habe ich während der Fernwanderung und womit muss ich unterwegs rechnen?

Fernwanderung wie teuer

So pauschal kann man das natürlich nicht sagen. Das kommt auf deine persönliche Situation an, aber folgende Eckpunkte sind zu beachten:

  • Werde ich in der Zeit Miete zahlen müssen?
  • Krankenkasse?
  • Versicherungen?
  • Equipment, das noch zu besorgen ist?
  • Flugtickets? Visa?
  • Wie viel Geld werde ich unterwegs benötigen?

Im 1. Schritt solltest du diese Fragen durch deine Recherche schon grob beantworten haben.

Kosten die während der Fernwanderung auf dich zukommen können:

  • Unterkünfte
  • Verpflegung
  • Transport
  • Sightseeing / Vergnügen in Städten

Rechne alle Kostenpunkte zusammen – auch wenn du z.B. noch einen Kredit abbezahlen musst.

Tipp: Solltest du einen Kredit abbezahlen, warte mit deiner Wanderung bis du diese Kosten nicht mehr hast (es gibt auch Möglichkeiten die Zahlungen zu pausieren).

Abgesehen davon: Finde heraus wie viel du monatlich sparen kannst. Anhand deiner vorher ausgerechneten Kosten kannst du nun kalkulieren, wie lange du brauchen wirst um deine Wanderung unbesorgt antreten zu können (+ einen Puffer nach der Wanderung).

Alle Kostenfaktoren zusammengerechnet? Dann weiter zu Schritt 4.

Schritt 4 zur perfekten Fernwanderung: Die Detailplanung

Fernwanderung Detailplanung

Nun geht es ans Eingemachte. Recherchiere, ordne und kläre nun die in Schritt 1 – 3 ermittelten Antworten.

  • Alle Informationen zur geplanten Route?
  • Visa schon vorher beantragen?
  • Auslandskrankenversicherung?
  • Personalausweis / Reisepass?
  • Jugendherbergs- und/ oder Studentenausweis?
  • Wohnung kündigen / untervermieten?
  • Mobilfunk-Vertrag?
  • Auto?
  • Steuererklärung?
  • Job kündigen / Sabbatical / von unterwegs arbeiten?
  • Bank: Kreditkarte? Online-Banking? Bargeld?
  • Nachsendeauftrag? Digitaler Briefkasten?
  • Packliste? Was fehlt noch?

Schritt 5 zur perfekten Fernwanderung: Hit the road and enjoy!

Erscheint dir das Ganze nun viel zu gewaltig und abschreckend?

Tipp: Unterteile die Schritte einfach in mehrere, kleinere Abschnitte, die du nach und nach bearbeitest. So fühlst du dich durch die ganze Flut an Aufgaben weniger überfordert.

Mein Fazit: Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo du dich ganz klar für solch ein Vorhaben entscheiden wirst – oder eben nicht.

Ist die Entscheidung aber getroffen, dann lasse dich von niemandem aufhalten. Erst recht nicht von dir selbst. Es gibt viele Dinge über die man sich nun informieren und kümmern muss.

Lasse dich davon nicht entmutigen!

*

Jessie auf Fernwanderung

Jessie von BUNTERwegs.com ist Abenteurerin und kreative Nomadin. Getreu ihrem Motto “Lasst uns die Welt ein Stück bunter machen” geht es bei ihr nicht nur um Outdoor und Wandern, sondern auch um Street Art. Das Thema Nachhaltigkeit spielt ebenfalls eine große Rolle.

Im Oktober startet sie von Hamburg nach Kathmandu – zu Fuß und alleine.

Ich habe Jessie auf der DNX im Oktober kennengelernt, wo wir uns sofort super verstanden haben. Folge ihr doch auch auf Facebook und Instagram.

Möchtest du auch mal einen Gastartikel bei mir veröffentlichen? Egal ob Blogger oder nicht – meld dich einfach!

Braucht Egon einen Freund?

Header Bevor jetzt die ersten Protestrufe kommen, kurz vorweg: Natürlich steht Egon nicht alleine, sondern derzeit mit zwei anderen Pferden zusammen. Aber das sind mehr Weidegefährten und nicht so richtig Freunde.

Machen Pferde wohl einen Unterschied zwischen Bekannten und Freunden?

Immer wenn ich alte Fotos von Egon und seinem damaligen Shetty-Kumpel Wilson sehe, werde ich grübelig. Die zwei standen immer zusammen und haben gemeinsam ziemlich viel Unfug gemacht.

Fangen spielen Dann habe ich mit Egon den Stall gewechselt und das andere Shetty blieb zurück.

Braucht Egon jetzt einen neuen zweiten Winzling? Reichen Großpferde als Gesellschaft? Oder sind Shetland-Ponys lieber unter sich?

Ich finde das total schwierig zu beurteilen.

Deswegen war ich vor kurzem unterwegs im Nachbarort. Nur mal schauen! 😉

Dort stehen nämlich so witzige Mini-Shetty-Irgendwas-mit-Punkten-Mixe und die sind einfach zum Knutschen! Süß, oder?

Pünktchen

Aber leider auch mega ungepflegt und total verwildert. Da außerdem nur die Hengste abgegeben werden, käme das Legen lassen noch dazu und richtig günstig sollen die zudem auch nicht sein.

Dann hatte ein Pferdehändler hier in der Nähe auch gepunktete Shettys im Internet inseriert. Meine Freundin und ich sind also auch dort mal hingefahren. Wieder nur zum Gucken versteht sich 😉

Die zwei Shettys sollten dann aber nur zusammen abgegeben werden und waren mir auch zu groß. Wenn dann hätte ich ja gerne ein ganz, ganz mini-kleines.

Tja, stattdessen stand dann dort dieser 2-jährige Pinto-Hengst, in den ich mich ja mal direkt ein bisschen verknallt habe.

Blitz

Unglaublich hübsch, oder? Aber ich war doch auf der Suche nach einem Mini-Shetty. Bzw. eigentlich war ich nichtmal auf der Suche, ich war doch nur Gucken 😀

Ich habe dann wirklich überlegt, mir diesen Hengst zu kaufen. Ein eigenes Reitpferd wollten Timo und ich doch sowieso irgendwann haben. Und wir fanden ihn beide ganz toll.

Aber das ist derzeit einfach finanziell nicht drin so kurz nach Start meiner Selbstständigkeit. Klar, die Anschaffung würde gerade noch so gehen, aber dann bliebe auch nicht viel mehr übrig. Und die Ausbildung will ja auch bezahlt werden.

Deswegen habe ich jetzt entschieden, noch abzuwarten. Das richtige Pferd wird schon zur richtigen Zeit da sein.

Was ja aber die Eingangsfrage nicht beantwortet. Denn ein weiteres Großpferd bringt Egon schließlich keinen neuen Mini-Freund.

Egon und Gijs

Allerdings werde ich dieses Jahr von Mai bis August wirklich extrem viel unterwegs sein.

Dann wäre ja das zweite Shetty auch wieder alleine. Was dann ja ein drittes Pony… Nee, das geht dann doch zu weit! 😀

Zwei kleine Ponys könnte ich auch nicht zeitgleich zum Wandern mitnehmen. Wir sind schon mit Egon und dem Hund gut ausgelastet. Schließlich laufen wir nicht einfach nur, sondern Timo macht auch noch ganz viele Fotos und Videos während unserer Touren.

Außerdem ist Egon einfach mein Baby. Hätte ich ein zweites Pony, hätte ich fast auch ein bisschen ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber.

Alles Gründe, die gegen ein zweites Pony sprechen.

Und genug zu tun habe ich mit Egon sowieso. Heute habe ich unseren ersten Spaziergang komplett am Langzügel unternommen – als Vorarbeit fürs Kutsche fahren, was ich mit ihm gerne mal machen möchte.

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Braucht Egon dann wirklich einen Mini-Freund?

Wie gesagt, tagsüber steht er mit zwei Großpferden, einem Friesen-Mix und einem Paint-Horse, zusammen auf der Weide. Nachts steht er mit dem Paint-Horse zusammen im Offenstall.

Er hat also immer Pferdegesellschaft.

Auf der Weide grasen meistens alle drei relativ einzeln für sich. Der Paint fängt seit kurzem an, Egon im Offenstall ein bisschen zu ärgern, aber wenn es ihm zu viel wird, kann Egon immer in sein Gartenhäuschen flüchten.

Trotzdem: Ist es blöd für ihn, wenn die Großen ihn manchmal ärgern?

Was glaubst du: Sind Shettys glücklicher, wenn sie noch mindestens ein anderes kleines Pony als Freund haben? Oder ist es kein Problem, wenn sie nur mit Großpferden zusammen stehen?

Ich bin gespannt auf deine Meinung in den Kommentaren!

Wie verrückt war Chris McCandless wirklich? – Die erdrückende Wahrheit im Buch The Wild Truth

Die Wahrheit über Into The Wild

Kennst du die Geschichte von Christopher McCandless? Spätestens nachdem das Buch „Into the Wild“ von Jon Krakauer verfilmt wurde sicherlich.

Mir ist das Buch schon im Jahr 2008 in die Hände gefallen – in einem Hostel in Neuseeland.

Ein junger Mann lässt alles, was er besitzt, hinter sich und macht sich auf den Weg nach Alaska. Ohne Karten und ohne Outdoor-Wissen. Auf seiner Reise bewegt er die Herzen vieler Menschen und verhungert schließlich doch im Alter von nur 24 Jahren in einem alten Bus in der Wildnis.

The Wild Truth Rezension

Ich habe das Buch direkt nach dem Lesen in einem anderen Hostel wieder liegen gelassen.

Ich meine: Das ist doch irgendwie bescheuert, oder? Da sitzt der in diesem alten Bus, hat keine Ahnung, wie er Tiere erlegt und fürs Essen zubereitet, wird immer schwächer und verhungert dann, obwohl er etwas entfernt einen Fluss hätte überqueren und zurück laufen können. Was er nicht wusste, weil er ja keine Karte hatte.

Mein Urteil damals war: Der hat es doch drauf angelegt. Dem war es doch egal, ob er bei dieser Reise stirbt oder nicht.

Als dann der Film rauskam, war ich sauer.

Der Film ist grandios, keine Frage, aber genau das ist das Problem: Ich fand ihn einfach zu schön. So wundervolle Landschaftsaufnahmen, so tiefgreifende Gespräche zwischen Christopher McCandless und den Leuten, die er trifft. Mir war das alles zu verherrlichend.

Aber irgendwie hat mich die Geschichte nicht losgelassen und ich habe immer wieder drüber nachgegrübelt. Was treibt einen jungen Menschen an, alles zurück zu lassen und in die Wildnis zu gehen?

Umso neugieriger war ich, als jetzt Carine McCandless die Schwester von Chris, ein Buch geschrieben hat. The Wild Truth. Die Mutmaßungen über ihren Bruder, ob dieser psychisch krank, suizidal, egoistisch oder einfach fies gegenüber seinen Eltern war, haben sie so bewegt, dass sie nun, zwei Jahrzehnte nach dem Tod von Chris, die Wahrheit veröffentlicht.

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Was ich nicht wusste: Sie hat schon bei der Entstehung des Buches Into the Wild und auch bei der Filmadaption mitgewirkt.

Warum hat sie dann damals nicht schon alles veröffentlichen lassen? Warum hat sie Fakten weggelassen?

Ich möchte jetzt nicht zu viel verraten. Nur das: Das Buch ist erdrückend. Es lässt dich mit einem Kopfschütteln zurück. Immer wieder.

Und es hat mein Denken über Into the Wild und Christopher McCandless massiv verändert.

Ich sehe Chris jetzt nicht mehr als naiven Idioten (sorry). Und auch den Film werde ich nun sicher nochmals schauen und dann auch mehr genießen.

Daneben ist The Wild Truth auch eine wunderbare Biographie von und über Carine McCandless. Nicht immer geht es dabei um die Story Into the Wild. Doch auch die Geschichte dieser tapferen Frau ist einzigartig. Und natürlich sehr mit der von Chris verknüpft.

The Wild Truth Buch

Das Buch enthält außerdem Farbfotografien von der Familie McCandless. Und glaub mir, nach dem, was du in dem Buch erfährst, sind diese sehr berührend.

Jedes Zitat aus The Wild Truth, das ich hier nennen könnte, würde schon zu viel von der Geschichte vorweg nehmen. Deswegen wird dies auch keine typische Rezension.

Wenn dich das Buch oder der Film beeindruckt hat, und du bereit bist, nicht nur das schöne an dieser Geschichte, sondern auch die wahren Gründe zu sehen, dann ist dieses Buch auf jeden Fall das richtige für dich.

„What if I were smiling and running into your arms.. would you see then, what I see now?”

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Was ist deine Meinung zu Into the Wild und Chis McCandless? Verrückt oder der einzige normale in dieser Welt? Hast du vielleicht schon das Buch seiner Schwester gelesen? Schreib mir in den Kommis!

Auf dem Weg zum Packpony: Die Führgasse

Header-Führgasse

*Beitrag von Julia von Mit Muli und Pferd*

Hier kommt nun der erste Teil der Führübungen mit allerlei Dingen, die Dein Packpony gelassener machen.

Dinge können Dein Pony erschrecken, weil sie irgendwo an der Seite hängen, stehen oder liegen. Sie können fürchterlich sein, weil sie über dem Pony sind und es darunter her laufen muß. Es kann schwierig sein, weil das Pony über etwas laufen soll. Und dann gibt es noch Dinge, die auf oder an dem Pony sind und das Tier erschrecken können.

Muli Tonnengasse

Mein Ziel bei den Übungen ist es, dass sich zum einen das Pony an alle möglichen komischen Dinge gewöhnt, aber noch wichtiger ist, dass es lernt mir zu vertrauen, egal was da an fürchterlichen Gegenständen sind. Du kannst nicht alles üben, was Dir mit Deinem Pony unterwegs begegnet, aber wenn das Vertrauen zwischen Euch gut ist, werdet Ihr die Situationen zusammen meistern 🙂

(Das zeigt auch toll das Video unserer bisherigen Wanderungen)

Super ist, dass auch jede Wanderung mit Deinem Pony wieder ein Schritt zu einem tieferen Vertrauensverhältnis sein kann.

 Beim Üben gibt es ein paar Dinge zu beachten, die es einfacher machen:

– Fange mit ganz einfachen Dingen an und steigere die Schwierigkeit in kleinen Schritten.

Lobe schon, wenn Dein Pony im Begriff ist das Richtige zu tun, nicht erst wenn die Übung schon beendet ist.

– Das schnellste Lob ist die Stimme, dazu musst Du nichts loslassen und in keiner Tasche kramen 😉

– Wenn das Pony es besonders gut gemacht hat und zur Entspannung, wenn es sich getraut etwas vor Furcht einjagendes zu machen, kannst Du es an seiner Lieblingsstelle kraulen.

– Höre auf, wenn es gut geklappt hat und wiederhole nicht endlos, sonst verlierst Du und das Pony die Konzentration und die Lust.

– Am besten übst Du im sicher umzäunten Raum, dann ist es nicht so schlimm, wenn das Pony erschrickt und Du loslassen musst.

– Wenn Du ein besonders schreckhaftes Pony hast, trage Handschuhe!

– Wähle Materialien zum Üben so, dass sie weder das Pony noch Dich verletzen können. Vor allem auf die Bruchsicherheit achten!

Hindernisgasse Pferd

Training in der Führgasse

Ich beginne immer mit ganz einfachem Führen und Anhalten, mit Kurven und mit Rückwärtsrichten. Das ist quasi Aufwärmarbeit.

Meine Pferde und Mulis gewöhne ich daran durch eine Gasse (z.B. mit Stangen oder mit der Wand und Tonnen) zu laufen. Dann ist der Weg schon mal klar und das Pony weicht nicht zur Seite aus.

Bei sehr scheuen Tieren ist das schon eine Übung, da die Tiere erst mal nicht gerne in enge Stellen laufen. Fange deshalb mit einer weiten Gasse mit viel Platz an und steigere das in kleinen Schritten, bis Dein Pony Dir auch durch Engstellen folgt, bei denen Du vor dem Pony laufen musst, weil Ihr nebeneinander nicht mehr durchpasst.

Je nach Ponytyp ist es z.B. kein Problem durch eine Gasse aus Stangen zu laufen, die am Boden liegen. Ganz anders reagiert dasselbe Pony aber dann auf eine Gasse, die auch die Sicht mehr eingrenzt, z.B. durch eine Wand und auf der anderen Seite Tonnen. Andere finden es schrecklich, wenn etwas nah an ihren Füßen ist. Zu welchem Typ gehört Dein Pony?

Hindernisgasse aus Tonnen

Ich kann den Eingang in die Gasse auch ein bisschen einfacher gestalten, wenn ich eine Art Trichter baue, also am Eingang etwas weiter und dann zur Gasse hin enger. So ist der Weg für dein Pony logischer, als wenn rechts und links viel Platz ist.

Führgasse Trichter

Je länger die Gasse ist, umso mehr Konzentration ist von Euch beiden, von Dir und Deinem Pony erforderlich. Deshalb beginne mit kurzen Gassen, also höchstens Ponylänge, und steigere die Länge langsam.

Wenn Platz ist, kannst Du so auch testen, ob Du Dein Pony lange geradeaus führen kannst. Dazu leg Dir eine lange Gasse aus Stangen über die das Pony leicht drüber treten kann und lass es am Deiner Hand genau geradeaus zwischen den Stangen laufen. Natürlich kannst Du die Übung auch im Sand oder im Schnee ganz ohne Stangen machen 😉

Noch eine Steigerung in der Gasse ist es langsam durchzugehen. Zu Beginn lass Dein Pony mehr das Tempo wählen. Das Ziel ist erst mal überhaupt durch die Gasse zu laufen. Dann kannst Du langsamer durchgehen und dann mal mittendrin anhalten. Vergiß nicht das Loben!

Auch auf Deinen Wanderungen musst Du mal Engstellen passieren, da ist es gut, wenn Ihr das schon geübt habt 😉

Stangenarbeit Pferd

In die Führgasse rückswärts einparken

Natürlich gibt es auch Ponies, die absolut cool sind und sich dann schnell langweilen. Wenn Du Dein Pony gut zurückrichten kannst, ist eine Steigerung bei der Gasse noch das Rückwärts-Einparken. Auch hier gilt: vom Einfachen zum Schwereren!

1. Also zuerst vorwärts in die Gasse und anhalten, wenn alle Füße noch in der Gasse sind. Dann rückwärts aus der Gasse ausparken.

2. Der nächste Schritt ist, dass Du vorwärts in die Gasse läufst, aber erst anhälst, wenn die Vorderbeine Deines Ponies schon nicht mehr in der Gasse sind und dann zurückrichtest.

3. Der dritte Schritt ist dann noch ein Stück später anzuhalten, wenn das Pony schon wieder aus der Gasse draußen ist. Jetzt wird es spannend, denn die Bilder, die das rechte und linke Auge an das Ponygehirn senden, werden dort zusammengesetzt. Es kann sein, dass die Gassenbegrenzungen rechts und links nun für das Pony wie ein Querhindernis hinter ihm erscheinen und es sich deshalb weigert zurückzulaufen! Dadurch, dass ich an derselben Stelle übe und ja vorher immer vorwärts gelaufen bin, ist es ein bisschen einfacher. Aber es zeugt schon von gutem Vertrauen, wenn das Pony so rückwärts einparkt. 🙂

Hindernisgasse Pferde

Super ist es natürlich, wenn ich von der Seite oder vorne an das Gassen-Ende kommen kann, das Pony umdrehe und dann rückwärts einparken kann. Ein toller Vertrauensbeweis!

Achte darauf die Gasse für diese Übung nicht zu lang zu machen, damit Eure Konzentration reicht und Dein Pony nicht schon vorher z.B: über die Stangen aus der Gasse tritt und sich dabei die Füße anstößt!

Denke dran: Jede Steigerung der Übung erst, wenn der Schritt davor lässig klappt!

Soweit einmal. Im nächsten Artikel geht es um Gewöhnung an allerlei Dinge in und neben der Gasse!

Viel Spaß beim Üben! Gerne kannst Du auch Deine Erfahrungen damit berichten!

Dies ist ein Beitrag meiner Co-Autorin Julia. Julia ist selbstständige Wanderrittführerin und besitzt dafür 12 Maultiere und 6 Pferde, von denen sie viele selber ausgebildet hat. Auf ihrer Seite kannst du mehr über ihre Arbeit, Kurse und Touren erfahren.

So sicherst du dein Pony in der Nacht

Über Nacht unterwegs

Wenn du vom Ponywandern ebenso begeistert bist wie wir, wirst du sicher auch irgendwann Mehrtagestouren unternehmen wollen. Das ist natürlich noch einmal aufregender, als „nur“ eine Tagestour. Die ersten Nächte habe ich damals kaum geschlafen, als wir Egon vor dem Zelt angebunden hatten. Inzwischen klappt alles schon etwas routinierter, aber etwas Besonders bleibt es trotzdem immer.

In Zusammenarbeit mit Bjørn Rau von der Säumer Akademie habe ich dir die Möglichkeiten der nächtlichen Sicherung deines Pferdes einmal zusammengefasst:

Mobiler Weidezaun

Ein mobiler Weidezaun ist derzeit die von uns bevorzugte Variante. Auch wenn so ein Zaun etwas sperrig mitzunehmen ist, bietet er Egon nachts die Möglichkeit, frei herumzulaufen und zu grasen. Wir nutzen zudem ein kleines Stromgerät, damit er nicht auf doofe Gedanken kommt 😉 Du solltest allerdings darauf achten, dass es genügend Futter innerhalb des mobilen Weidezaunes gibt und der abgetrennte Bereich groß genug ist, damit sich dein Pferd drehen, hinlegen und wälzen kann.

Es gibt jedoch einige Pferde, die sich aus einem Weidezaun befreien und dann die ganze Nacht Zeit haben, von dir wegzulaufen. Auch lässt sich ein Zaun natürlich nicht bei allen Untergründen verwenden. Viele erfahrene Wanderer binden ihre Pferde deswegen ausschließlich an!

Mobiler Weidezaun

High Line

Wichtig bei jeder Art der Anbindung ist es, dass du dein Pferd vorab ausgiebig essen und trinken lässt. Ist es dann fertig fürs „Bett“ ziehst du  zwischen zwei Bäumen mit einer Distanz von ca. 8 Metern auf ca. 2 Meter Höhe ein Seil, in dessen Mitte dein Pferd so angebunden wird, dass es mit dem Kopf den Boden berühren kann (fressen und schlafen!)

Denk daran, dass sich das Seil durch Zug immer etwas dehnt. Befestige es also straff genug, dass es auch dann noch über dem Kopf deines Pferdes schwebt. Befreie den Boden im Trittbereich des Tieres von Steinen, Ästen und ähnlichem unbequeme, was die Nachtruhe deines Gefährten stören könnte (das machst du ja auch unterhalb des Zeltes so, oder? 😉 ).

Bei dieser Art des Nachtlagers hat dein Pferd tatsächlich mehr Platz als in einer Box und kann sich gleichzeitig aber nicht um einen Baum wickeln.

Am Morgen solltest du dein Pferd dann wieder von diesem Seil lösen und es grasen lassen.

Ground Line

Die nächste sichere Anbindemöglichkeit ist die Grundleine. Ideal auch zum Grasen während der Nacht für dein Pferd. Achte auch hier unbedingt darauf, dass sich im Bereich der Grundleine keine Hindernisse befinden, sodass sich dein Pferd in seinem vorgegebenen Radius bewegen kann.

Das Pferd/Muli wird dabei an einem Vorderfuß festgebunden. Keine Angst: Das haben die Tiere nach einigen Übungen (die natürlich trotzdem immens wichtig sind) schnell raus. Das andere Ende befestigst du an einem Pflock mit Dreh-Haken.

Bei dieser Befestigung hat dein Pferd auch mal die Möglichkeit ein, zwei Sprünge zur Seite machen zu können,wenn es das möchte.

Das Anbinden an einem Vorderhuf kannst du wie folgt mit deinem Pferd üben:

Die Voraussetzung für diese Übung ist ein ausgeglichenes und zufriedenes Tier. Das heißt, es sollte sich vorher genügend bewegt haben. Als Übungsort eignet sich ein Roundpen oder ein Reitplatz.

Das Zauberwort bei dieser Übung: Futter. Kommst du zum Beispiel von einem Ausritt nach Hause, kannst du deinem Pferd danach Heu anbieten, ihm die „Einfußfessel“ anlegen und dich langsam aus dem Staub machen. Portioniere das Heu an verschiedenen Stellen, sodass sich dein Pferd von einem Heuhaufen zum nächsten bewegt. Dabei zieht es den losen Strick nach sich. Tritt es auf diesen – was du ja möchtest – wird es diese kurzzeitige Behinderung selber lösen.

Diese Übung solltest du natürlich oft wiederholen und dann auch langsam an anderen Örtlichkeiten einbauen.

Wichtig ist auf jeden Fall, dass dein Pferd etwas Positives (Futter) mit dieser Art der Fixierung verbindet. Benutze dafür auch bitte nicht einfach einen Strick, sondern am Besten ein Lederband. 

Zu dieser Art der Anbindung: Ich persönlich habe das mit Egon noch nicht ausprobiert, kann es mir aber prinzipiell vorstellen. Allerdings denke ich auch, dass man hier viel falsch machen kann. Wenn du diese Art der Fixierung also probieren möchtest, wende dich am Besten direkt an Bjørn von der Säumer Akademie!

Pferd hobbeln

Brustseil

Last not least, das Brustseil. Es unterscheidet sich von der High-Line eigentlich nur in der Höhe, denn es wird, wie der Name es schon sagt, in Höhe der Pferdebrust gespannt. Alles in allem ähnelt es der Anbindestange im heimischen Stall, ist jedoch mobil.

In alten Western-Filmen sieht man mitunter die Kavalleriepferde so über Nacht verwahrt. Der Vorteil liegt darin, dass du auf engem Raum viele Pferde aufstallen kannst. Die Technik des Seils ist dieselbe wie oben in dem Video gezeigt.

Brustseil Pferd

Freies Grasen

Wie genial wäre es, wenn du dein Pferd über Nacht einfach frei grasen lassen könntest ohne dir Sorgen zu machen, dass es wegläuft, oder?! Ein Mann namens Norbert Wolff Baron kann genau dies mit seiner Stute Atlanta machen. Er legt sich getrost in sein Zelt, welches in der Nacht von einem 600kg schweren Bodyguard bewacht wird. Perfekt, oder? Naja, nicht ganz. Denn Atlanta fühlt sich schlimm alleine gelassen, wenn sie ihren Norbert nicht mehr sieht.

Das führt dann dazu, dass er, um sich ein Gläschen Bier im Dorf zu genehmigen, für das Pferd sichtbar ins Zelt verschwindet, um am anderen Ende robbend und sämtliche Deckung ausnutzend sich aus dem Staub macht. Das Pferd bewacht währenddessen das leere Zelt 😀 Vielleicht sind die Anbindetechniken also doch besser.

 

Equipment für die Nacht

Wenn du keinen mobilen Weidezaun nutzt, benötigst du Seile und die in dem oberen Video genannten „treesafer“. Packseile hast du ja eventuell sowieso schon dabei, wenn du dein Gepäck am Sattel befestigst. Als „treesafer“ kannst du auch einfach ausrangierte Bauchgurte von Sätteln nehmen – und schon ist das Nachtlager fertig.

Welche Art der Befestigung findest du am Besten? Mobiler Weidezaun oder Anbinden? Oder gar ganz frei?