Die Schattenseiten beim Reisen mit Pferd

Schattenseiten beim Reisen mit Pferd

Vor Kurzem habe ich den Bericht einer anderen Bloggerin gelesen, in welchem sie ihren 2-Tagesritt mit eigenem Pferd beschreibt. Ein tolles Erlebnis sollte man meinen, doch sie war psychisch während dieser Reise komplett am Ende.

Ich weiß nicht, wie der Bericht bei anderen Lesern angekommen ist, aber mich hat er sehr berührt und angesprochen.

Wer schreibt denn schon so ehrlich von seinen Schwächen? Möchten wir nicht alle viel lieber unsere Abenteuer als großartig darstellen, statt einzugestehen, dass wir uns vielleicht übernommen haben?

Deswegen möchte ich dir auch heute von den Schattenseiten auf meinen Reisen berichten.

Nicht, um jetzt alles schlecht zu reden. Sondern einfach um dir zu zeigen, dass selbst bei mir, die wirklich viel mit Pferd unterwegs ist, nicht immer alles nach Plan läuft und ich manchmal an meine Grenzen stoße.

Ich glaube, das Anstrengendste am Reisen mit Pferd ist die Verantwortung, die man permanent spürt. Da hat man ein Tier und setzt dieses plötzlich Situationen aus, die weit außerhalb der eigenen und oft auch der pferdischen Komfortzone liegen.

Drachenschlucht Eisenach

Manchmal zögert Egon, wenn ich ihn vor einer Tour in den Hänger laden möchte. Und dies ist schon der erste Moment, in dem ich mir Vorwürfe mache. Ist es wirklich so toll, ihn von seiner Herde wegzuholen und bis zu 7 Stunden in den Hänger zu verfrachten? Ist das überhaupt in seinem Interesse? Oder mache ich hier etwas, was nur mir Spaß macht, egal, was mein Pferd davon hält?

Leider (oder zum Glück?) können unsere Pferde uns diese Fragen nicht beantworten. Und so muss ich abwägen – jedes Mal aufs Neue.

Im Nachhinein bin ich überzeugt, dass Egon jede unserer Touren genossen hat. Sicher nicht jeden einzelnen Moment. Aber in der Gesamtheit war er zufrieden und ausgeglichen.

Ich merke sogar, wie er unleidlich wird, wenn ich länger nicht mehr mit ihm auf Reisen war. Dann ist er zickig und mit sich und der Welt unzufrieden. Waren wir dann wieder auf Tour ist er danach der absolute Schatz und ganz ruhig und liebevoll mir gegenüber.

Ich wage es also zu behaupten, dass auch mein Pferd unsere Touren genießt.

Panorama Sächsische Schweiz

Und trotzdem gibt es Momente, in denen ich mich frage, warum zur Hölle ich mir diesen Stress überhaupt antue.

Es gibt Nächte auf diesen Reisen, in denen ich wach liege und meinem Pferd dabei zuhöre, wie es in seinem Paddock Kreise läuft und alle 3 Minuten laut und suchend wiehert. Ich stehe jede halbe Stunde auf, leiste ihm Gesellschaft und bringe ihm neues Heu, doch nichts kann ihn dann beruhigen.

Ich weiß nicht, ob ich jemals so eine dicke Haut haben werde, dass mich das kalt lässt.

Natürlich ist nach so einer Nacht die Stimmung angeschlagen und nicht selten verbringe ich den restlichen Tag damit, mir Sorgen zu machen, ob die nächste Nacht genauso wird.

Wanderreitzaun bauen

Das Fiese dabei ist, dass ich solche Situationen nicht vorhersehen kann. Ich weiß prinzipiell, was Egon gefällt und was nicht. Aber eine Garantie gibt es nicht. Manchmal hasst er Übernachtungsplätze, die ich vorher als ideal eingestuft hätte. Und manchmal kommt er an einem Ort an und ist sofort tiefenentspannt.

Die Nächte sind bei meinen Touren wirklich ein Knackpunkt und oft das, was mich am meisten belastet. Deswegen versuche ich auch, so viel wie möglich in Wanderreitstationen unterzukommen.

Doch diese gibt es natürlich nur sehr begrenzt und oft nicht in den Abständen, in denen ich sie bräuchte. Und ganz sicher, dass Egon sich dort wohlfühlt, kann ich auch nie sein.

Wanderreitstation Box

Es wandert also immer diese Unsicherheit mit, nicht zu wissen, was mich mit Egon erwarten wird.

Aber nicht nur die Nächte können zur psychischen Belastungsprobe werden. Auch die Tage haben es manchmal in sich.

Ich erinnere mich vor allem an diesen einen Tag. Es waren über 30 Grad angesagt und ich habe mich schon die ganzen vorherigen Tage deswegen verrückt gemacht. Normalerweise würde ich bei solchen Temperaturen nicht wandern gehen, aber wir waren schon mehrere Tage unterwegs, der Hänger in unerreichbarer Nähe und alle Unterkünfte auf den Tag genau vorgeplant.

Also liefen wir los und versuchten, so viel Wegstrecke wie nur möglich im Wald zurückzulegen. Es war trotzdem irre warm, wir wurden von Mücken und Bremsen nur so attackiert und die auf unserer Karte eingezeichneten Wege entpuppten sich als Labyrinth aus Baumstämmen, über die Egon springen musste.

Dann führte der Wanderweg auch noch steil einen Berg hinauf und ich krabbelte zum Teil auf allen Vieren hinter meinem Pony her. Ich war staubig, durstig, erschöpft und machte mir riesige Vorwürfe. In meinen Gedanken würde Egon in jeder Sekunde verdurstet neben mir zusammenbrechen.

Oben auf dem Berg angelangt gab es keine Grasfläche und überhaupt keinen anderen Ort, um Pause zu machen. Zudem versperrten Bäume die komplette Aussicht, auf die ich mich so gefreut hatte.

In dem Moment bin ich heulend zusammengebrochen. Nicht wegen mir oder weil mir das alles zu anstrengend wurde. Sondern weil ich mir unheimlich Vorwürfe machte, dass ich das meinem Pferd antue.

Timo konnte mich nicht davon abhalten, das letzte bisschen meines Trinkens in Egons Falteimer zu leeren und ihm schluchzend hinzuhalten.

Und was war? Er hatte überhaupt keinen Durst und war sichtlich verwirrt, was ich für komische hysterische Laute von mir gab.

Auf dieser Tour gab es noch einige Momente, an denen ich aufgeben wollte. Jetzt im Nachhinein weiß ich, dass wir uns mit den Tagesetappen übernommen haben. In dem Gelände waren 20 km am Tag einfach zu viel.

Mit Packpony im Lahn-Dill-Bergland

Doch diese Erfahrung musste ich erst einmal machen, um es jetzt besser zu wissen und entsprechend zu planen.

Ich lege inzwischen sehr viel Wert auf Entspannung während meiner Reisen, komme gerne schon früh in meiner Unterkunft an und genieße gutes Essen, ein gemütliches Bett und viel Zeit für mich.

Aber wenn ich ganz ehrlich zu dir sein soll: Das Reisen mit einem Pferd wird nie komplette Entspannung für mich sein.

Dafür bin ich vermutlich dann doch zu sehr Kopfmensch und mache mir zu viele Gedanken und Sorgen.

Wenn du mit deinem Pferd wandern oder wanderreiten möchtest, dann solltest du das tun, weil du mit diesem Pferd gerne Zeit verbringst. Du solltest es nicht tun, um einen erholsamen Urlaub zu erleben. Denn das wird es höchstwahrscheinlich nicht werden.

Ich liebe das Wandern mit Egon sehr und mich juckt es schon wieder in den Füßen, loszulaufen. Ich kann mir keinen cooleren Job vorstellen.

Laptop

Trotzdem brauche ich ab und an so richtige Entspannung und genieße es, mit Timo auch mal ohne die Tiere wegzufahren. Das hat eine ganz andere Qualität für uns als Paar und wir haben dann viel mehr Zeit füreinander.

Das Reisen mit Pferd hat definitiv Schattenseiten und führt mich immer wieder an meine Grenzen. Aber letztlich macht das ja auch ein bisschen den Reiz aus, oder?

Was sind deine Erfahrungen zum Reisen mit Tier? Ich freue mich über deinen Kommentar dazu!

18 Gedanken zu „Die Schattenseiten beim Reisen mit Pferd

  1. Hallo Sarah!

    Wie recht du hast: Die Verantwortung, die man beim Reisen mit Pferd für die Tiere und die gesamte Unternehmung übernimmt, kann einen zuweilen ganz schön nieder drücken…. Ich war immer schon viel unterwegs mit meinem Pferd. Aber wirklich an meine Grenzen gestoßen bin ich dann bei meinem Umzug mit 2 Pferden nach Sardinien. Immerhin hatten wir nicht nur über 1000 km vor uns, sondern auch noch 13 Stunden auf der Fähre. Für mich war das echt furchtbar. Ich hatte so Angst um meine Pferde und habe mir wirklich die ganze Zeit Vorwürfe gemacht, weil ich meinen beiden so etwas zumute. Ich weiß, tagtäglich reisen so viele Pferde kreuz und quer durch ganz Europa. Aber ich möchte diese Nerven-Tortur nicht unbedingt noch einmal durchmachen! Auch wenn alles gut gegangen ist und die Pferde wohlbehalten auf Sardinien angekommen sind. Wer Lust hat, kann auf meinem Blog auf inseltraumleben.de von unserer „Grenzerfahrung“ lesen!

    Insel-Grüße von Christine und den Seepferdchen

    • Hallo liebe Christine,

      oh wow, 13 Stunden Fähre hätten mir nervlich wahrscheinlich auch den Rest gegeben. Wobei manche Pferde den ganzen Tag in der Box stehen – eigentlich nicht anders als dann eben im Hänger auf der Fähre. Vermutlich hätte ich aber auch immer an den Gruselfilm „The Ring“ denken müssen (wenn du ihn nicht kennst – schau ihn dir nicht an! :D). Schön, dass alles gut gegangen ist!

      Ganz liebe Grüße auf die Insel!

  2. Mein Pony ist extrem eigensinnig, sodass ich bei unserern Tagestouren manchmal ordentlich zu kämpfen habe. Ich könnte heulen, wenn ich 20 km laufen möchte und sie schon nach 200 m an der ersten Kreuzung wieder nach Hause will. Ich komme mir dann vor wie ein böser Mensch, wenn ich verlange, dass sie weiterläuft. Im Dorf kommen dann auch manchmal blöde Kommentare. An anderen Tagen ist sie nur heiß und ich muss 20 km nur bremsen. Da hilft dann auch ihre eigentlich gute Erziehung nichts. Das ist auch nicht schön. Allgemein hasse ich es, wenn ich mich auf eine schöne Tour freue und mich dann mit dem Pony herumstreiten muss. Im Wald wurden wir teilweise auch schon so schlimm von Stechmücken verfolgt, dass sie kurz vor dem Ausrasten und kaum mehr zu händeln war. Wenn ich sie dann zusammenfalten muss, weil sie in ihrer Not versucht, sich heftig an mir zu scheuern oder sich loszureießen, blutet mir auch das Herz, weil ich sie eigentlich gut verstehen kann. Wenn ich sie dann anmeckere, tut es mir hinterher tagelang noch Leid.
    Auf der anderen Seite habe ich auch schon oft feststellen können, wie hart so Ponys eigentlich sind. Wir waren im Winter einmal nach einer langen Tour fast wieder zu Hause, da war der Weg auf 200 Metern vollkommen überschwemmt und wir hätten kilometerweit zurücklaufen müssen. Da ist sie dann aber trotz 4 ° Außentemperatur eiskalt durch das Wasser marschiert und ich bin bibbernd hinterhergewatet. Das Wasser war abartig kalt und ging dem Pony bis an den Bauch, aber sie hat das gar nicht gestört.

    • Hallo liebe Pia,

      oooh, das mit dem schlechten Gewissen kenne ich gut. Letztlich sind wir ja auch nur Menschen und sowohl im Zwischenmenschlichen als auch in Mensch-Tier-Beziehungen ist man eben leider nicht unfehlbar. Manchmal hat Egon auch keine Lust zu laufen (meistens wenn ich zuhause direkt vom Stall aus losgehe) und dann muss ich ihn auch ein kleines bisschen zwingen. Letztlich kann er aber halt eben nicht immer in seiner Komfortzone bleiben und „seinen Willen“ kriegen, denn dann käme ich mit Shetlandpony bald keinen Meter mehr weit

      Ich glaube, unsere Ponies verstehen uns da schon ganz gut und sind vor allem nicht nachtragend 🙂 Perfekt ist leider niemand, aber so lange wir unsere Reaktionen im Nachhinein reflektieren, ist allen schon sehr geholfen. Ich denke, du machst das sicher ganz wunderbar!

      Alles Liebe
      Sarah

  3. Meine Vorredner haben schon viel von dem gesagt, was ich auch zu sagen hätte. Die Last der Verantwortung ist groß, auch wenn sich meist im Nachhinein herausstellt, dass so einem Pferd wesentlich mehr zuzutrauen ist, als man dachte… lach

    Aus meiner langjährigen Erfahrung möchte ich nur noch sagen, dass es nicht gerade einfach ist, sich mit Pferd auf alle vorhersehbaren und unvorhersehbaren Überraschungen, die eine solche Tour für einen bereit hält, vorzubereiten. Man kann nur peu a peu miteinander wachsen.

    Wer allerdings schon zu Hause bei jedem Furz in den Zustand von Panik und Überforderung kommt, ist gut beraten, entweder die Finger von solchen Unternehmungen zu lassen oder sich einem auf diesem Gebiet erfahrenen Reiter oder einer erfahrenen Gruppe anzuschließen (sofern die einen mitnehmen), die auch bei schwierigen Passagen die Nerven bewahren. Ich hatte auch immer den Eindruck, dass sich die unerfahrenen Pferde mehr an ihren gestandenen Kollegen orientierten als an ihrem Reiter.

    Zwei Beispiele: Auf einem 3 Tagesritt riß sich meine Stute an einer schwierigen Wegpassage los und drohte hangabwärts samt Gepäck auf eine befahrene Schnellstraße zu rennen. Ein wahrer Alptraummoment! Da aber außer mir niemand hysterisch herumschrie und auch alle anderen Pferde nicht mit der Wimper zuckten, kam sie postwendend unbeschädigt zurück. So ganz alleine macht das ja auch keinen Spaß… 😉

    Ein andermal war der Weg komplett durch einen umgestürzten Baum versperrt. Steilhang nach oben, Steilhang nach unten – es blieb nur, über diesen mega Baum zu kraxeln. Ein kilometerlanger Umweg kam nicht in Frage. Die erfahrenen Pferde wurden losgelassen und alleine über den Baum geschickt, da es zusammen mit Führperson zu gefährlich gewesen wäre. So fanden auch die unerfahrenen Pferde ihren Weg über den Baum (springen, klettern, drübersteigen), denn alleine zurückbleiben will keiner.

    Aber heißt es auch nicht immer so schön: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben…

    In diesem Sinne, weiterhin viele schöne Erfahrungen liebe Sarah, auch wenn es manchmal stressig ist.

    LG Andrea

    • Hallo liebe Andrea,

      oh, da hast du ja spannende Erlebnisse! Das stimmt schon, wem es zuhause schon zu aufregend ist, der dreht unterwegs wahrscheinlich komplett durch 😀 Manchmal würde ich die Verantwortung auch gerne an einen anderen Wanderrittführer abgeben und „einfach“ mitlaufen. Aber dann bin ich auch wieder gerne alleine mit Egon unterwegs, plane die Touren gerne auf meine Bedürfnisse, mache vermutlich mehr Pausen als andere…. Also muss ich da wohl einfach durch 😉

  4. Hallo Sarah,

    brichst Du denn auf, um Dich zu entspannen? Sich auf Wanderung oder Wanderritt zu begeben, ist ja gerade toll, weil es spannend ist.
    Klar gibt es Abenteuer und Grenzerfahrungen, auf die man verzichten könnte. Aber die meisten Erlebnisse, auch wenn nicht immer alles glatt läuft, fördern unsere Fähigkeiten unterwegs zu sein, lassen uns zusammenwachsen mit dem Partner Pferd (oder Muli 😉 )und schärfen den Blick für die Bedürfnisse der Tiere. Da, wo etwas schief läuft, muß ich lernen und es beim nächsten Mal besser machen.
    Die Verantwortung für mein Tier, für mich und meine Mitwelt muß mir natürlich klar sein. Eine gute Vorbereitung und Flexiblität auf der Tour hilft sehr.
    Trotzdem bleibt es immer auch ein kleines Abenteuer unterwegs zu sein. Und das nicht als Zuschauer vor dem Fernseher sondern live in Echt und Farbe, mit Schweiß, Kratzern und Müdigkeit. Ich möchte es nicht missen!
    Und wer nur entspannen will, sollte nicht aufbrechen, die Welt zu entdecken.
    Erhalt Dir Deine Abenteuerlust!

    • Hallo liebe Julia,

      mit diesem Satz hast du sooo recht: „Wer nur entspannen will, sollte nicht aufbrechen, die Welt zu entdecken.“ Stimmt genau! Eigentlich so simpel, aber doch so wahr. Irgendwie hatte ich doch immer im Kopf, dass meine Touren noch entspannter sein sollten. Aber ich habe auch schon so viel gelernt im Laufe der Zeit und mich so weiterentwickelt (Egon sich natürlich auch immens). Danke dir!

  5. Hallo Sarah
    Eine Wandertour ist Leben ‚live’…der schönsten Art! Aus Erfahrungen lernen wir alle. Mich überfällt zuerst auch Stress, wenn eines der Tiere mit einer Situation überfordert ist (Brücke, Wasser, schmaler Durchgang etc.). Wenn dann das Tier bei der nächsten Gelegenheit zeigt, was es aus Erfahrungen gelernt hat und souverän (im besten Fall!) mit der Schwierigkeit umgeht, erfüllt das mich mit soviel Freude, dass ich das Gefühl habe, Mensch & Tier jubeln! Ich bin fasziniert davon, wie die Tiere mitwachsen und werde so auch zuversichtlicher & mutiger.
    Ich kann mit euch allen übereinstimmen, dass die Verantwortung, die wir gegenüber unseren Tieren haben, an erster Stelle steht und belastend sein kann. Wir bieten ihnen mit unseren ‚Abenteuern‘ aber auch Erlebnisse, die nicht nur uns Freude bereiten!

    Gestern sind wir für eine 2tägige Wanderung aufgebrochen. Die Idee war mit den 4Eseln & 1Shetty auf ihre Alp zu wandern, wo sie den Sommer verbringen würden. Wir begleiteten sie zu Viert mit Hund. Geplant war ein Übernachtungslager auf halbem Weg. Wegen drohenden Gewittern bereits in der Nacht, hatten wir am Mittag spontan entschlossen, die ganze Tour in einem Tag zu laufen: ca. 30km mit über 1500 Höhenmeterüberwindung ….puh! Aber die Tiere waren sehr motiviert dabei, weshalb wir es wagten. 4 der 5 Tiere waren erfahren & wussten zu 100%, was der Plan war! Das 5.Tier liess sich von der allgemeinen Vorfreude anstecken & lief wacker mit. Wären auf der letzten Strecke keine geschlossenen Tore gewesen, wären sie bestimmt 1/2h vor uns auf der Alp gewesen! (zum Teil konnten wir sie frei laufen lassen).
    Solche positiven Erlebnisse wiegen für mich (und die Tiere?!) schwierige Erfahrungen, die ich auch erlebe, wieder auf!
    Dieses ‚Suchtpotenzial‘ spüre ich auch bei dir 😉
    Liebe Grüsse
    Susy

    • Hallo liebe Susy,

      oja, da hast du sehr recht: Das Resultat auch aus stressigen Situationen ist ja meist, dass alle über sich hinauswachsen und neue Dinge lernen. Das habe ich bei Egon auch schon gemerkt (und bei mir persönlich sowieso!).

      Wow, 30km und 1500 Höhenmeter? Ich wäre zusammengebrochen 😀 Respekt! Das stelle ich mir super toll vor, die Pferde auch mal ganz frei laufen zu lassen. Bei Egon traue ich mich das immer nicht, wobei es vermutlich sogar gehen würde. Aber dafür sind hier einfach nicht die richtigen Gegebenheiten. Muss ich wohl doch auch mal in den Süden in die Berge! 😉

      Liebe Grüße
      Sarah

  6. Ob wandern mit Pferd oder Hund, die Verantwortung ist groß, Wenn das Tier, für das wir unbedingte Verantwortung haben, mitten auf solch einer Tour, möglicherweise gerade ohne Handyempfang verletzt wird oder krank wird, dann ist es aus mit der Entspannung und Freude.
    Der Gedanke wird wohl immer mit uns mit wandern.

    Ich weiß heute, dass die vielen langen Touren mit Spike ihn überfordert haben, da Hunde lange Pausenzeiten benötigen.

    Nun ist er zudem auch noch ein recht alter Knabe.
    Jetzt nehme ich, auch wenn ich selber wieder fit bin, mehr Rücksichten auf den Senior. Die Strecken werden kürzer und die Abstände zwischen den Wandertagen größer.

    Mit Pferd würde ich 100% überfordert sein, weil die ja nun erheblich größer sind und auch eine Verletzung langwieriger wäre. Puh, neee Spike reicht mir 😉

    LG Elke

    • Hallo liebe Elke,

      zum Glück ist eine schlimme Verletzung oder Krankheit ja wirklich selten. Aber klar, ausgeschlossen ist es nie. Ich finde einen Hund, den wir ja auch dabei haben, viel einfacher zu händeln. Der schläft nachts bei mir mit im Zimmer, fühlt sich da also immer wohl, kriegt sein gewohntes Futter und läuft eben einfach so mit. Vielleicht bin ich da mit Sturmi aber auch verwöhnt?

      Mit Pferd ist es auf jeden Fall viel komplizierter. Man muss die Strecken ganz anders planen, es ist alles etwas unhandlicher 😉

  7. Liebe Sarah,

    danke für die Einblicke der dunkleren Zeiten des Wanderns.

    Ich schwebe die letzten Wochen auf einer rosa Wolke, was meine Gedanken zum Wandern mit Pferd bzw. Wanderreiten angeht, doch es ist sehr wichtig mal auf dem Boden der Tatsachen bleiben und wie du so schön schreibst sich wirklich der Verantwortung und der anderen ‚ernsthafteren‘ Dinge bewusst machen, die auf einen zukommen können!

    Mein erster Gedanke nun nach dem ich deinen Artikel gelesen hatte war, was ist dir schon so ’negatives‘ passiert. Bei einem meiner ersten Wanderritte haben wir uns auch ein bisschen mit unserer Etappenlänge verschätzt – ungeplant! Die Tagesetappe war bei 24 Kilometer angesetzt. Im flachen Schleswig Holstein ein Leichtes… Dachten wir! Doch erst waren eingezeichnete Wege, zu Ackerland verkommen, so standen wir vor einem frisch gepflügten Feld. Dann wollten wir einen Umweg durch das Dorf nehmen doch die Bahnschranken blieben geschlossen aufgrunde eines Unglückes…

    Am Ende waren wir 49 Kilometer unterwegs! Ich hatte mich dabei ebenfalls mehr als einmal gefragt, ob ich das noch verantworten könne und ob mein Pferd das noch schafft, war den Tränen nahe und hatte eine Wut auf mich selber überhaupt mitgekommen zu sein…
    Aber ähnlich wie Egon nach dem steilen Berghang, war sie munter und nicht halb so geschafft wie ich erwartet hatte.

    Und du hast vollkommen Recht, die Grenzen auszutesten, sich selber besser kennenlernen das sind für mich die größten Reize!

    Lieben Gruß
    Finja

    • Hallo liebe Finja,

      ich finde, solange man sich und die Pferde gut vorbereitet (wo ich mir bei euch 100%ig sicher bin!), darf man ruhig vorher auch auf einer rosa Wolke schweben. Der Stress kommt schon noch früh genug 😉 Und ihr habt ja wirklich auch schon viel Erfahrung. Auf meinen ersten Touren mit Egon bin ich wirklich blauäugig losgelaufen und es war dann auch super anstrengend für alle Beteiligten. Jetzt wird es eigentlich mit jeder Tour und mit jedem Tag besser.

      Ich denke, man lernt auf so einer Reise unglaublich viel über sich selbst und lernt auch, zu wachsen und seine inneren Grenzen zu durchbrechen. Auf jeden Fall ist es auch irgendwie beruhigend zu lesen, dass es vielen Pferdebesitzern so geht und jeder mal diese Last der Verantwortung gespürt hat.

      Ganz liebe Grüße
      Sarah

  8. Hallo Sarah,

    wow, ich fühle mich geehrt, dass Du meinen Beitrag als Anlass genommen hast, diesen wunderbar ehrlichen Artikel zu schreiben! >3

    Interessant, dass die Übernachtungen für Dich ein Stressfaktor sind. Ich bin ja davon ausgegangen, dass unsere 5er Truppe sich schon wohlfühlen würde, aber selbst in der Gemeinschaft haben sie kaum gefressen. Und dabei fand ich die Unterkunft aus Pferde Sicht sehr schön, so kann man sich irren.

    Für mich ist das Thema ‚Verantwortung‘ schon ohne Wanderritte sehr präsent. Ich kann davon ja immer ein wenig abgeben in der Gruppe, aber kann mir vorstellen, wie sich das für Dich anfühlt.

    Du schreibst ja, dass Du das Gefühl hast, dass Egon sich wohl fühlt. Ich glaube auch nicht, dass wir es ihnen immer Recht machen können. Dann müssten wir sie einfach auf der Wiese lassen.

    Viele Freude weiterhin auf Wanderschaft! Liebe Grüße, Saskia

    • Danke dir liebe Saskia! Ja, manchmal steckt man in den Pferden einfach nicht drin. Wobei nur auf der Wiese lasse zumindest Egon auch nicht glücklich machen würde. Aber da geht es sicher den Tieren wie den Menschen: Immer 100% rundum glücklich ist einfach nicht möglich.

      Liebe Grüße
      Sarah

  9. Hallo Sarah, ich kann so nachfühlen;-)
    Letztes Wochenende war ich mit meinen beiden älteren Isländern auf Wanderritt in der Eifel. Wir hatten wahnsinnig Glück mit dem Wetter und es war eine tolle Tour. Doch zweimal kamen wir an unsere Grenzen, als wir mit den Pferden den Eifelsteig hinauf kraxeln mussten. Zweimal gab es sehr lange, steile, steinige, wurzelige Tampelpfade…ich machte mir etwas Sorgen um meine 26j. Stute….aber umsonst, denn als wir nach den geplanten 18 km am Hof ankamen, musste sie erstmal ein Ründchen auf der frischen Wiese galoppieren;-). Meine zwei sind schon 19 und 26 und ich frage mich immer ob ích ihnen was mit meinen Wanderrittchen antue! Denn auch kurze Touren haben oft schwere Etappen und Teilstücke, die auf der Karte nicht sooo böse aussehen.Grundsätzlich mache ich halt nur noch kleine Ritte, 15-18 km am Tag…nur Schritt und mit Pausen. Früher haben wir auch 35 km am Tag geschafft, aber die Zeiten sind vorbei;-) Insgesamt kann ich auch sagen, dass sie gerne unterwegs sind, sie geniessen die neue Landschaft und die neuen Wege,aber sie kommen danach auch immer gerne nach Hause.
    Liebe Grüße
    Nadine

    • Hallo liebe Nadine,

      oja, das mit den anstrengenden Wegabschnitten kenne ich.. Insgesamt wird so eine Tour vermutlich nie 100% entspannt werden. Kann es gar nicht, wenn man sich Gedanken um seine Verantwortung dem Tier gegenüber macht. Ich denke aber, dass die Pferde, wenn man es eben gut angeht, sie entsprechend trainiert und vorbereitet, gutes Equipment hat usw. es schon sehr genießen unterwegs zu sein 🙂

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